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So, 21:00 Uhr
07.05.2017
Erfolgreiche Saisoneröffnung

Es ist wieder Leben im Zelt

Mit dem Auftritt des Jonglage-Duos "Spot the Drop" wurde gestern Abend die neue Zappelini-Zelt Saison eröffnet. Freunde des "neuen Zirkus" dürften auch in diesem Jahr voll auf ihre Kosten kommen. Was sich hinter dem Begriff und wie das Leben eines Artisten heute aussieht, war am Rande auch zu erfahren...

Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel) Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel)

Nicht jede Kunst drückt sich auf Leinwand und Papier, in Stein und Holz, Farbe oder Ton aus. Malte Steinmetz und Niels Seidel haben ihre Kunst in der Perfektion menschlicher Koordination gefunden.

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Die beiden sind Jongleure. Statt zwei, drei oder fünf Bällen fliegen ein gutes Dutzend zwischen ihnen hin und her während sie sich über die Bühne bewegen. Gesprochen wird kein Wort, es gibt nur wenige Requisiten und doch kann der geneigte Betrachter eine Geschichte erkennen. Welche das ist, liegt letztlich bei jedem selbst. Nach Musik und Kostüm zu urteilen könnte es um zwei Künstler gehen, die in einem fort auf Tournee sind. Reich sind sie nicht, statt Kartenspiel vertreibt man sich mit Salzcracker-Memory die Zeit zwischen den Auftritten. In den Charakteren liegt etwas leicht verrücktes, neurotisches und auch ein Hauch Tragik.

Oder es ist alles ganz anders. Tatsächlich habe sich das Programm "Stehfleisch und Sitzvermögen" stark an dem orientiert, was sie selber tagtäglich erleben, erzählt Malte Steinmetz. "Früher haben wir viel Varieté gespielt. Das waren dann schon mal zehn Shows die Woche. Zehn Shows die sich bis auf die Zehntelsekunde gleichen und das ein, zwei oder auch drei Monate am Stück." Zusammen mit Regisseur Ben Richter haben die beiden versucht, ihren Alltag und auch ihre eigenen Wesenszüge und Beziehung zueinander auf die Bühne zu bringen.

Niels Seidel (links) und Malte Steinmetz fanden auch in Nordhausen begeisterte Fans (Foto: Angelo Glashagel) Niels Seidel (links) und Malte Steinmetz fanden auch in Nordhausen begeisterte Fans (Foto: Angelo Glashagel) "Die meiste Zeit wartet man. Am Flughafen. Am Bahnhof. In der Garderobe. Irgendwann entwickelt man ganz eigene Spielideen mit denen man sich die Zeit vertreibt", sagte Niels Seidel. Das Ergebnis ist ein Stück das nicht nur durch die unumgängliche Erkenntniss besticht, das man das selber nie, niemals mehr so würde hinbekommen können, sondern auch durch ein ordentliches Maß an abstrusem Humor.

Als Duo sind die beiden seit 2008 unterwegs, treten international auf, zuweilen auch als Teil größerer Kompanien. Das reine artistische Spektakel, der "neue" Zirkus ohne die traditionelle Tierdressur findet auch in Deutschland zunehmend Freunde. Im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, Belgien oder Canada sei Deutschland da immer noch "Entwicklungsland". Bei unseren europäischen Nachbarn sei der Zirkus als gleichberechtigte Kunstform schon angekommen. "In Deutschland ist das immer noch schwierig. Hier ist man nachwievor sehr Spartenorientiert aber das weicht langsam auf", sagt Jongleur Malte Steinmetz.

Und auch das alte Bild vom fahrenden Volk das seine Späße auf dem Marktplatz anbietet gilt schon lange nicht mehr. Steinmetz und Seidel haben beide renommierte Schulen besucht an denen Zirkuskunst gelehrt wurde. Ihren Lebensmittelpunkt, Wohnung, Frau und Kinder haben sie in Wuppertal, wo sie vor bald zehn Jahren überhaupt erst zueinander fanden. "Ja, wir sind viel unterwegs aber das ist auch nichts anderes als wenn jemand auf Montage fährt oder im Vertrieb im Außendienst macht", meint Niels Seidel. Die Eltern und Großeltern hätten sich damals Sorgen gemacht, aber inzwischen seien sie sehr stolz.

Vorführungen wie die Zelt-Eröffnungsshow werden trotz aller artistischer Perfektion nicht jedermanns Sache sein. Das weitere Programm der Zappelinis hält aber in den kommenden Wochen und Monaten noch einiges bereit, darunter Konzerte, Kabarettabende, Theaterstücke, Workshops für angehdene Artisten und natürlich die eigenen Produktionen des Nordhäuser Zirkus.
Angelo Glashagel
Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel)
Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel)
Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel)
Stehfleisch und Sitzvermögen - das Duo "Spot the Drop" eröffnete die Zappelini Zeltsaison (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

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