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Di, 12:25 Uhr
01.11.2016
Ausschlussverfahren bei Helios

Schulterlähmung durch Virusinfekt

Nach einem Virusinfekt kann Andreas Grabe seinen Arm nicht mehr bewegen. Zunächst deutet alles auf einen Bandscheibenvorfall hin. Doch so richtig wollen die Symptome nicht zusammenpassen. Dank eines gezielten Ausschlussverfahrens und der Teamarbeit gut aufeinander eingespielter Ärzte wird eine leicht zu übersehene Erkrankung diagnostiziert...

Grabe, Holberg-Busch (Foto: J. Weller) Grabe, Holberg-Busch (Foto: J. Weller)
Physiotherapieleiterin Sandra Holberg-Busch (re.) und Andreas Grabe arbeiteten über acht Monate zusammen an der Wiederherstellung seiner Nervenstränge.

Ein gewöhnlicher Virusinfekt. Das denkt sich auch Andreas Grabe, als er im Januar an Magen-Darm-Beschwerden leidet. Doch als der Infekt abklingt, treten plötzlich starke Schmerzen in seinem Arm und in der Schulter auf. Trotz der Beschwerden nimmt er seinen Routinetermin in der Physiotherapie der HELIOS Klinik Bleicherode wahr.

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Sein Glück, denn die geschulte Therapeutin erkennt sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie bricht die Therapie ab und ruft den diensthabenden Arzt. Ein MRT weist auf einen Bandscheibenvorfall hin, doch die Symptome passen nicht zusammen.

Wenige Tage später kann Andreas Grabe seinen Arm nicht mehr bewegen. Er wird umgehend stationär aufgenommen. Die schnelle und auffällige Lähmung der Schultermuskulatur veranlasst Orthopäden und Neurochirurgen im Ausschlussverfahren der Ursache auf den Grund zu gehen. Ein Konsil bei Thomas Rinn, Facharzt für Neurologie im HELIOS MVZ Nordhausen, bringt schließlich Gewissheit: Nach eingehender Untersuchung und Anamnese diagnostiziert Rinn bei Andreas Grabe eine neuralgische Schulteramytrophie, eine Entzündung des Nervengeflechts der Schulter, die durch einen Virusinfekt ausgelöst werden kann. „Die Muskeln wurden nicht mehr richtig vom Nerv versorgt“, erklärt der Mediziner.

Die Autoimmunkrankheit wird in vielen Fällen durch einen Virusinfekt ausgelöst und tritt im Anschluss zwei bis drei Wochen danach auf. Die Abwehrzellen, die die Viren bekämpfen, greifen fälschlicherweise die Nervenzellen an. In der Folge treten starke Schmerzen bis hin zu Lähmungserscheinungen in den Schultern und im Oberarm auf. „In vereinzelten Fällen kann dies jedoch auch in den Beinen auftreten“, sagt Thomas Rinn. Jedes Jahr behandelt er im Schnitt drei bis vier Patienten, die an einer neuralgischen Schulteramytrophie erkranken, er vermutet jedoch, dass die Zahl der Betroffenen weitaus höher ist.

„Diese Erkrankung tritt häufiger auf, als man denkt. Sie wird nur manchmal übersehen, da ihre Symptome denen anderer Krankheiten ähneln.“, erklärt der Neurologe. Die genaue Anamnese des Krankheitsverlaufs macht es möglich, die Erkrankung zu erkennen. Wird die Muskulatur nicht mehr richtig von den Nerven versorgt, baut sie ab. Dauern die Beschwerden zu lange an, besteht die Gefahr, dass sich die Muskulatur nicht richtig erholen kann und zu weit abbaut. Die Entzündung wird mit medikamentöser Therapie gelindert. Mit Hilfe intensiver Krankengymnastik wird verhindert, dass sich das Muskelgewebe in Bindegewebe umwandelt.

Die Diagnose ist für Andreas Grabe eine Erleichterung. „Nicht zu wissen, was mir fehlte, war ein schreckliches Gefühl. Mit der Diagnose wusste ich wenigstens, was mit meinem Körper passiert. Das hat mich motiviert, mich voll und ganz auf die Behandlung einzulassen“, erzählt er. Die Therapie schlägt an. Bereits Ende Februar zeigen die Untersuchungen eine rückläufige Entzündung und verbesserte Chancen auf Rehabilitation.

Für die darauf folgenden Monate erhält Andreas Grabe drei Mal in der Woche ein intensives Trainingsprogramm in der hauseigenen Physiotherapie in der Bleicheröder Klinik. Die Anstrengungen zahlen sich aus: Bei einer erneuten Messung sechs Monate später sind die Nervenverbindungen wiederhergestellt. „Die Tatsache, dass die Erkrankung so zeitnah entdeckt wurde und unter anderem mittels intensiver Physiotherapie fast unmittelbar behandelt wurde, hat dazu beigetragen, dass weitere Verschlechterungen ausblieben“, erklärt der Neurologe den Erfolg der Behandlung.

Das hervorragende Zusammenspiel zwischen den Ärzten der verschiedenen Fachbereiche hat Andreas Grabe beeindruckt. „Die interdisziplinäre Arbeit in der Klinik, aber auch mit den Kollegen im MVZ und darüber hinaus mit unserer Physiotherapie, garantiert unseren Patienten eine medizinische Qualität, die auf höchstem Niveau und therapiebegleitend von Anfang bis Ende ist“, sagt Dr. Steffen Kohler, Ärztlicher Direktor der HELIOS Klinik Bleicherode. Zwei Mal im Jahr lädt er in der Klinik alle niedergelassenen Kollegen der Region ein, um medizinische Fälle und deren Behandlung vorzustellen.

Der Krankheitsverlauf von Andreas Grabe beschäftigte die Mediziner über acht Monate hinweg und wurde von Thomas Rinn vorgestellt. „In der Neurologie ist die Erkrankung nicht selten. Für Kollegen aus anderen Fachgebieten ist der Krankheitsverlauf jedoch interessant, da die Symptome häufig anderen Diagnosen zugeordnet werden können und die Erkrankung dann unentdeckt bleibt“, sagt Rinn.

Andreas Grabe ist über den positiven Ausgang seines gesundheitlichen Verlaufs froh. „Die schnelle Reaktion in der Klinik sowie die professionelle Diagnose von Herrn Rinn haben mir meine Lebensqualität geschenkt“, sagt Andreas Grabe dankbar. Einzig die Beweglichkeit im Arm muss weiter behandelt werden. „Das schaffe ich jetzt auch noch“, sagt der Familienvater.
Autor: red

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