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Di, 06:18 Uhr
25.10.2016
Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein

NAPOLA Ilfeld und andere NS-Eliteanstalten

Rund 130 interessierte Gäste drängten sich am Montagabend in den Versammlungsraum des Tabakspeichers. Die britische Historikerin Dr. Helen Roche vom Lucy Cavendish College der Universität Cambridge referierte in fließendem Deutsch über die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, kurz NPEA, in Schulpforta (heute zu Naumburg gehörend) und Ilfeld...

Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus) Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Hierbei handelte es sich um Eliteschulen zu Zeiten des Nationalsozialismus, auch bekannt unter der Kurzbezeichnung Napola für Nationalpolitische Lehranstalt. Napolas waren oft im ländlichen Raum gelegene Internatsoberschulen, die nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 als „Gemeinschaftserziehungsstätten“ gegründet wurden.

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Erste Eliteanstalten gab es in Plön, Köslin und Potsdam. Sie wurden vom zukünftigen Reichserziehungsminister Bernhard Rust geplant und am 20. April 1933 als ein Geburtstagsgeschenk für Adolf Hitler gegründet. Rund 40 Eliteanstalten gab es gegen Ende des Krieges im Deutschen Reich. Die Angaben zur Schülerzahl gehen weit auseinander. So sollen es um die 6.000 bis 15.000 Napola-Schüler gewesen sein. Die Zielgruppe der Anstalten waren vornehmlich männliche Anwärter, die mit ihrer „rein arischen Herkunft“ zu „Jungmannen“ geformt werden sollten. Im Verlauf wurden dann auch drei NPEA-Eliteanstalten für Mädchen im besetzten Gebiet errichtet.

Die am 20. April 1934 – ebenfalls zu Hitlers Geburtstag – gegründete Napola Ilfeld und die am 1. Juli 1935 gegründete Napola Schulpforte wiesen die Besonderheit auf, dass es sich zuvor um humanistische Schulen handelte. Roche stellte dar, dass nach ihrer Umwandlung jedoch eine zunehmende „Erosion von Humanismus und Christentum“ an diesen Anstalten erfolgte und altphilosophische Inhalte radikal umgedacht wurden bis sie der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen.

Von den bisherigen Lehrern in Ilfeld wurden nur vier übernommen. Außer dem Griechisch-Unterricht habe es kaum Unterschiede zu anderen Napolas gegeben.
Die Napolas waren dem Reichserziehungsminister direkt unterstellt, da die Eliteschulen nicht zur allgemeinen Schulverwaltung gehörten. Ihre Gliederung und die Organisation war bereits nationalsozialistisch-zentralistisch und militärisch orientiert.

Formell unterstanden die Anstalten der SA, so war auch der Anstaltsleiter ein SA-Mann. Im Kriegsverlauf übernahmen kriegsversehrte Offiziere, die oft auch Oberschullehrer waren, das Unterrichten und die außerschulische Erziehung. Selbst die Jungmannen trugen altersspezifische Uniformen und Dienstgrade, so gab es interne Dienstgrade wie Jungmann-Gruppenführer und -Zugführer.

Die dort von Studienräten und Studienassessoren unterrichteten „Jungmannen“ sollten die zukünftigen Jugendführer mit soldatischer Haltung werden. Dafür mussten die Jungen eine überdurchschnittliche geistig und körperliche Veranlagung für die Aufnahme in die Anstalt haben. Zudem wurde im Rahmen des Ausleseverfahrens für zukünftige SS-Anhänger auf die „arische Abstammung“ und „Erbgesundheit“ geachtet.
Der Schulalltag in Hitlers Kaderschmiede gestaltete sich mit klassenstufenorientiertem wissenschaftlichem Unterricht, verschiedenen Arten von Sport- und Spielaktivitäten wie Boxen, Fechten, Reiten und Motorradfahren sowie auch Geländedienst. Am Ende der Schulzeit erhielten die Absolventen die Hochschulreife. Durch den Heimbetrieb durften die Schüler nur in den Ferien nachhause. Jedoch hatten auch in der freien Zeit Gemeinschaftsaktivitäten wie Arbeitseinätze und größere Inlands- und Auslandsfahrten gegenüber dem Elternhaus Vorrang.

Die politische Ausrichtung der Napolas wandelte sich zunehmend im weiteren Kriegsverlauf. Noch zur Gründungszeit wurde der Fokus auf die stark politisch akzentuierte Eliteschule im Rahmen des allgemeinbildenden höheren Schulwesens für „Herrenkinder“ gesetzt, der sich im weiteren Kriegsgeschehen auf die Nachwuchsgewinnung für SS und Wehrmacht verlagerte. Daran lässt sich auch ableiten, dass mit dem Andauern des Krieges die älteren Schüler früher zum Dienst in Wehrmacht und Waffen-SS eingezogen wurden.

Aus der Darstellung wird schnell deutlich, dass die Napolas das gleiche Ziel wie die Adolf-Hitler-Schulen und SS-Junkerschulen verfolgten, die Jungen zu potenziellen Nationalsozialisten, Führernachwuchs und Parteianhängern heran zu erziehen. Zwar war den Jungen die Berufswahl freigestellt, doch konnte der Schulabgänger nach festgestellter Eignung auch in den Staats- und Heeresdienst eintreten.

1943 wurde die Eliteschule von Ilfeld nach Ballenstedt verlagert, dem ein Jahr später die Schließung folgte. Grund für die Ortsverlagerung war die Inanspruchnahme der Gebäude für die Verwaltung des Rüstungsbetriebes Mittelwerk GmbH.

Der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein lädt zum nächsten Vortag über den „Wintersport in Bad Sachsa – Vergangene Hochzeiten“ von Ralf Boehm am Dienstag, dem 8. November 2016, um 19.30 Uhr im Museum Tabakspeicher recht herzlich ein. Der Eintritt ist wie immer frei.
Marie-Luis Zahradnik
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Vortrag im Tabalspeicher (Foto: Hans-Georg Backhaus)
Autor: red

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