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Mo, 14:50 Uhr
15.02.2016
Bürgerinitiative nimmt Stellung

Bürgerinitiative nimmt Stellung

Die Gipsindustrie machte heute den Versuch mit einer eigens in Auftrag gegebenen Studie Argumente mit Zahlen zu belegen. Die Bürgerinitiative Gipskarst reagiert nun und meldet bezüglich der Studie Bedenken an. Die Aussagen müssten grundsätzlich in Zweifel gezogen werden, insbesondere wenn man andere Studien betrachte...

Dass die Gipsindustrie im Südharz regionalökonomische und volkswirtschaftliche Bedeutung hat ist nicht in Abrede zu stellen. Es gibt jedoch einige Punkte, die hierbei zu hinterfragen sind.

Bedenkliche Zahlen

Die Studie lässt im Unklaren, ob sich der Vergleich der Wertschöpfung der Gipsindustrie im Südharz mit anderen Branchen auf allgemeine volkswirtschaftliche oder regionale Daten bezieht. In jedem Fall ist unsere Region gut beraten, sich nicht zu sehr von einer Branche abhängig zu machen, sondern angemessene Alternativen zu fördern.

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Vor diesem Hintergrund sind die dargelegten Zahlen zum Kultur- und Sportsponsoring sogar bedenklich, da sie Abhängigkeiten schaffen, für welche die Region als Ganzes (nämlich durch ihr landschaftliches Potential und Preisgabe ihrer immateriellen Werte) einen hohen Preis zahlen muss, von den direkten Kosten der Kommunen in der immerwährenden Auseinandersetzung um den Gipsabbau ganz zu schweigen.

Sponsoringmaßnahmen einer Branche sind kein Selbstzweck sondern dienen immer unternehmerischen Zielen. So dürften die Gewerbesteuereinnahmen und die regionale Förderung in keinem Verhältnis zu den von den Unternehmen realisierten Gewinnen stehen. Auch nimmt die Studie keine Stellung zum Vorhandensein von Altlasten aus jahrzehntelanger Abbautätigkeit.

Gipskarstlandschaft bei Rüdigsdorf (Foto: Angelo Glashagel) Gipskarstlandschaft bei Rüdigsdorf (Foto: Angelo Glashagel)

Andere Modelle

Die Bürgerinitiative Gipskarst Südharz hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Aussagen der Gipsindustrie zum volkswirtschaftlichen Bedarf an Naturgips in den nächsten Jahrzehnten anhand wissenschaftlicher Studien bezweifelt werden müssen: Eine Studie der Bauhaus-Universität Weimar untersuchte im Auftrag des Umweltbundesamtes die zukünftigen Gipsmengen aus Baustoffabfällen. Entsprechend drei verschiedenen Rechenmodellen werden derzeit ca. 9 Mio t Gips in der Bauindustrie eingesetzt, und es fallen je nach Modell 6 Mio t/ Jahr, weniger als 5,6 Mio t Jahr und 0,8-5,5 Mio t / Jahr Gips zum Rückgewinnung an.

Für 2030 wird wegen der relativ kurzen Lebensdauer von Gipsprodukten und hoher Modernisierungslast ein Anstieg bis 11 Mio t/ Jahr erwartet, wenn der Gipsverbrauch im Bausektor stabil bleibt. Die Gipsindustrie hingegen geht nur von derzeit 0,6 Mio t Bauabfällen auf Gipsbasis aus. Datenbasis ist die statistisch erfasste Menge an Gipsabfällen 2010. Zusätzliche Investitionen in den Abbau von Naturgips (wie in der Studie abschließend angekündigt) werden daher die flächendeckende Etablierung eines dringend notwendigen Gipsrecycling in Deutschland weiterhin ausbremsen.

Die regionalen Planungsbehörden sind aufgrund dieser (von der Studie aus gutem Grund gar nicht betrachteten) volkswirtschaftlichen Dimension gut beraten, sich dem Ansinnen der Gipsindustrie nach neuen Abbaugebieten für Naturgips weiterhin zu widersetzen und Kooperationen der Unternehmen hinsichtlich der Verwendung hochreiner Gipsqualitäten sowie Alternativen zur Verwendung von Naturgips in den Unternehmen einzufordern.
Dr. C. Marx
für die BI Gipskarst Südharz
Autor: red

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