„Fühlt ihr euch wohl in eurer Klasse?" schreibt Dennis an die Tafel. Der Zehntklässler schaut in die Runde. Die einhellige Meinung seiner Mitschüler ist, dass sie sich wohl fühlen und die Gemeinschaft in ihrer Klasse schätzen...

Rollenspiele gehören zum Präventionsprojekt (Foto: J. Piper)
Wenn es jedoch Stress und Probleme in einer Klasse gibt, kann das einer von vielen möglichen Gründen sein, die der seelischen Gesundheit von Jugendlichen zusetzen können. Genau das ist das Thema des Projekts „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“, das das Gesundheitsamt des Landkreises Nordhausen betreut. Bereits zum 4. Mal haben jetzt Schüler an diesem Projekt teilgenommen, dieses Mal in der Käthe-Kollwitz-Schule.

Um dieses Präventionsprojekt im Landkreis zu etablieren, haben sich Akteure wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Südharz Klinikums, die Hochschule Nordhausen oder das Schulamt Worbis in einer Regionalgruppe zusammengeschlossen, die der Bereich Gesundheitsförderung des Landratsamtes mit Unterstützung der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen koordiniert. Das Konzept für „Verrückt? Na und!“ hat der Verein Irrsinnig Menschlich aus Leipzig erarbeitet.

Der Verein leistet damit seit 14 Jahren national und international Pionierarbeit und erhielt dafür schon zahlreiche Preise wie zum Beispiel 2013 den Hessischen Gesundheitspreis und DGPPN-Anti-Stigma-Preis. „Mit diesem Projekt wollen wir die seelische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern, die Gesundung seelisch erkrankter Menschen unterstützen, gegen Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen kämpfen und uns für einen aufgeklärten und offenen Umgang mit der Ressource und dem Schatz seelische Gesundheit einsetzen“, sagt Kathrin Wolff, die die Regionalgruppe koordiniert.

„Verrückt? Na und!“ lädt junge Menschen ab Klasse 8 und ihre Lehrkräfte zu einem offenen Austausch über die großen und kleinen Fragen zur seelischen Gesundheit ein. Besonders wichtig ist dabei das Gespräch mit einem Betroffenen, der selbst psychisch erkrankt ist. „Dadurch bekommt das komplexe Konstrukt „seelische Gesundheit“ ein Gesicht, ist zum Greifen nah und dabei ganz normal“, so Kathrin Wolff.

Thematisiert werden vielfältige mögliche Problemsituationen, angefangen bei Prüfungsstress über Mobbing, Drogen, Alkohol, Druck im Elternhaus oder die Sorge, einen Ausbildungsplatz zu finden. Das Präventionsprojekt will das Bewusstsein der Schüler für das Thema psychische Gesundheit wecken und Wege aufzeigen, wie sich das seelische Wohlbefinden bewahren lässt, es vermittelt Kontakte zu den örtlichen Selbsthilfe- und Beratungsmöglichkeiten und ermutigt, Hilfe zu suchen und auch anzunehmen.

„Ganz wichtig für die Nachhaltigkeit des Angebots sind die Schulsozialarbeiter, die auch im Nachgang als Ansprechpartner fungieren“, sagt Kathrin Wolff. „Die Schulsozialarbeiter arbeiten teilweise an den Projekttagen als Moderatoren mit, aber noch viel wichtiger ist, dass sie in der Schule das Thema langfristig im Blick behalten.“

2013 wurde in Thüringen eine Landeskoordinierungsstelle bei der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung (AGETHUR) im Arbeitsbereich „Psychische Gesundheit“ für die flächendeckende Einführung des Schulprojekts installiert. Ziel ist es, in allen Thüringer Landkreisen und kreisfreien Städten Netzwerke für seelische Gesundheit zu schaffen, die über die Realisierung der „Verrückt? Na und!“-Projekttage hinaus als Vermittler und Ansprechpartner für Schulen in Fragen der psychischen Gesundheit fungieren. Die Landeskoordination wird durch den Freistaat Thüringen, die Barmer GEK, die Unfallkasse Thüringen und die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland gefördert und unterstützt.

Wer sich für das Präventionsangebot interessiert, kann sich an das Gesundheitsamt wenden, Landratsamt Nordhausen, Kathrin Wolff, Behringstraße 3, 03631 911-186, E-Mail: kwolff@lrandh.thueringen.de. Mehr auch unter www.verrueckt-na-und.de