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Mi, 10:07 Uhr
03.09.2014

Erinnerungen an ein Interview

Im neuen Ratssaal der Rolandstadt tritt heute Abend Finanzminister Wolfgang Schäuble gegen 18 Uhr auf. Kurt Frank erinnert sich: Am 14. Februar vor 24 Jahren saß ich dem damaligen Innenminister gegenüber...

Als Redakteur einer Tageszeitung hatte ich mich rechtzeitig in der „Halle der Freundschaft“ eingefunden. Es muss wohl sein Pressesprecher gewesen sein, den ich fragte, ob noch vor der Veranstaltung ein Interview mit Wolfgang Schäuble möglich wäre.

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Schon kurze Zeit später kam er zurück und teilte mir mit: „Der Minister erwartet sie“. Schäuble begrüßte mich, nachdem ich mich vorgestellt hatte, freundlich. Dann saß er mir gegenüber. Einige Fragen hatte ich mir aufgeschrieben. Als ich schon drei an ihn gerichtet hatte, fragte ich ihn, ob ich eine weitere stellen dürfte. Er sah mich an, lächelte und meinte: „Sie sind ein höflicher Mensch. Unsere Zeitungsleute fragen nicht, ob sie dürfen, sie fragen einfach.“ Es war angenehm, mit ihm zu plaudern.

Anschließend erlebte ich die Atmosphäre in der Halle. Schäuble verstand es – der Saal quoll förmlich aus seinen Nähten – die Massen zu begeistern. Schon seine Rhetorik war beeindruckend. Aus seiner und der Sicht seiner Partei bemühte er sich, die Anwesenden zu überzeugen, warum man bei der anstehenden Wahl Helmut Kohl und nicht Oskar Lafontaine, den SPD-Gegenkandidaten, die Stimme geben sollte.

Das Interview war für die Lokalausgabe gedacht. Doch Sergej Lochthofen, der damalige Chefredakteur, beanspruchte es für die Mantelredaktion. Damit sich heute jeder Leser ein Bild machen kann, was Wolfgang Schäuble damals zu sagen hatte, nachfolgend das Interview im Wortlaut. Parallelen zur Gegenwart?

Wie sehen Sie Ihren Auftritt bei uns – als Wahlkampfhilfe für die CDU, als deutsch-deutsche Begegnung schlechthin oder als einen Dialog mit den Bürgern, um deren Gedanken und Gefühle kennenzulernen?

Sowohl als auch. Natürlich ist es für einen Politiker von großem Interesse zu erfahren, was die Menschen bewegt. Ich freue mich deshalb über jede Begegnung mit Ihnen. Selbstverständlich ist diese Wahlveranstaltung auch als eine wirkungsvolle Hilfe für die CDU des Kreises Nordhausen wie auch für das Wahlbündnis „Allianz für die Zukunft“ gedacht, dem neben der Christlich Demokratischen Union der Demokratische Aufbruch und die DSU angehören. Diesen politischen Kräften stehen wir als CDU der Bundesrepublik nahe.

Nicht zu übersehen sind die Sorgen und Ängste vieler Menschen hiezulande. Da wird, um die allgegenwertigsten zu nennen, um Arbeitsplätze ebenso gebangt wie um Sparguthaben bei einer Währungsunion. Berechtigte Befürchtungen?

In dieser stürmischen und rasanten Entwicklung ergeben sich zwangsläufig viele Fragen, für die es im Detail noch keine Antworten gibt. Ich verstehe daher die Belange der Menschen. Eines kann ich mit Gewissheit sagen: Die Zukunft wird eine bessere sein. In Einigkeit und Recht und Freiheit. Notwendig ist ein System sozialer Sicherheit. Sehen Sie: Die Arbeitslosenunterstützung beispielsweise ist bei uns in der Bundesrepublik mehr wert als der Lohn, den die meisten hier bekommen. Auf der Suche nach des besten Wegen für alle bieten wir Hilfe, unseren Rat und unsere Tat an.

Mehr und mehr sehen jetzt in einer sofortigen Vereinigung den besten Weg, um möglichst schon übermorgen so zu leben wie die Bundesbürger. Was würden Sie, Herr Minister, ihnen empfehlen?

Jeder von ihnen weiß natürlich um unser bewährtes Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft in der BRD. Dafür stehen die Buchstaben CDU. Die D-Mark ist stabil, und jeder kann kaufen, was er gern möchte, das überzeugt. Schnell die Einheit Deutschlands herzustellen ist auch unser Ziel. Aber wir wollen nicht bevormunden, in diesem Prozess vielmehr Zuversicht und Vertrauen geben. Die Ursachen, die Sorgen bereiten, liegen in der DDR selbst. So bedingt, um nur ein Beispiel zu nennen, eine Währungsunion eine Wirtschaftsreform. Stabilität beruht auf Leistung, auf Effektivität. Freilich sind 40 Jahre Misswirtschaft bei Ihnen nicht über Nacht auf soziale Marktwirtschaft umzustellen. Aber nur sie macht niemanden ärmer. Am 18. März ist Wahl. Eine politisch bedeutsame Entscheidung wird an diesem Tag getroffen. Davon könnte alles weitere abhängen.
Kurt Frank
Autor: red

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