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Di, 20:02 Uhr
08.07.2014

Handel im Wandel

Der etablierte Einzelhandel sieht sich einer verstärkten Konkurrenz aus dem virtuellen Raum gegenüber. Auch in Nordhausen kann man die Augen nicht vor den modernen Entwicklungen verschließen. Was aber kann man tun? Stadtverwaltung und Industrie- und Handelskammer wollten heute Antworten gegeben...

Am Anfang sah es so aus, als würde das Thema die Nordhäuser Händler nicht so recht interessieren. Von 20 angemeldeten Teilnehmern waren zu Beginn des Informationsabends von Stadtverwaltung und Industrie- und Handelskammer (IHK) nur neun erschienen. Nach und nach erhöhte sich die Zahl aber auf immerhin zwölf.

Zu Beginn fiel das Interesse gering aus (Foto: Angelo Glashagel) Zu Beginn fiel das Interesse gering aus (Foto: Angelo Glashagel)

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Bevor man zu dem Teil der Veranstaltung übergehen konnte, bei dem es um das ging, was sicherlich die meisten der Anwesenden interessierte, wurde erst noch ein Thema behandelt, das für den Laien in etwa so interessant war, wie eine Doppelstunde Wirtschaft und Recht.

Deutlich mehr Relevanz hat die Thematik für Fachleute, also auch die vertretenen Händler: seit dem 13. Juni gilt eine neue EU-Richtlinie zum Verbraucherschutz. Im Kern geht es darum, dass der Händler den Kunden besser informieren muss. Wolfram Kusche von der IHK Erfurt klärte über das Thema auf. Die neue Informationspflicht betrifft gesetzlich geregelte Garantieleistungen, das Widerrufsrecht, die ausgewiesenen Preise, Informationen zu Hersteller und dem Produkt und einiges mehr.

Die nötigen Angaben, die entweder am Produkt selbst einsehbar oder anderweitig für den Kunden ersichtlich sein müssen, sind dabei so variabel wie die Ware selbst. Ein T-Shirt muss andere Angaben enthalten als ein Softwarepaket. Die Regelungen für die "stationären" Einzelhändler seien dabei weniger tiefgreifend, als für Online- und Versandhändler, beruhigte Kusche. So feiert der kleine Aufkleber am Schaufenster der über Inhaber und Kontaktmöglichkeiten informiert, vielleicht sein Comeback. Die gesetzliche Regelung war in Deutschland einst vorgeschrieben, später aber wieder abgeschafft worden. Die EU bringt sie nun zurück.

Für die Händler bedeuten die Neuregelungen einen gewissen Aufwand. Für den Kunden wird sich nicht viel ändern. Es steht nicht zu befürchten, dass der Bäcker um die Ecke nun dazu verpflichtet ist, sie bei jedem Einkauf über Garantieleistungen und dergleichen zu informieren. Alltägliche Transaktionen sind von den Neuregelungen nämlich ausgenommen. Den Lebensmittelhandel erwartet Ende des Jahres allerdings eine ähnliche Richtlinie.

Aufschlussreicher wurde es im zweiten Teil. Constance Möhwald von den "eBusiness Lotsen", einer Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums, sieht ihre Aufgabe darin, die thüringer Einzelhändler fit für die neue Weltordnung des Konsums zu machen. Sie und ihre Kollegen erklären in Vorträgen und Einzelgesprächen aber auch Online, wie man sein Glück im Netz machen kann, wie der Marktplatz Internet funktioniert und klären Fragen zur Sicherheit.

Constance Möhwald hatte zahlreiche Fakten und Tipps parat (Foto: Angelo Glashagel) Constance Möhwald hatte zahlreiche Fakten und Tipps parat (Foto: Angelo Glashagel)

Um zu zeigen, wo der Trend hingeht, hatte Frau Möhwald ein paar Zahlen mitgebracht. So beläuft sich der Anteil der Gesamterlöse des Einzelhandels aus dem Internetgeschäft auf ca. 9%. Prognosen sagen voraus, das der Anteil bis 2018 auf 15%, in einigen Branchen sogar auf 25% steigen könnte.

Gute Gründe im Netz einzukaufen gibt es viele: man ist nicht an Ladenöffnungszeiten gebunden, die Auswahl ist enorm, Preise lassen sich leicht vergleichen und der günstigste Anbieter ist schnell gefunden. Und letztlich spielt auch die Bequemlichkeit eine Rolle. Der Einzelhändler vor Ort sieht sich einem Konkurrenten gegenüber, der Dank ausgefeilter Algorithmen optimal auf seine Zielgruppe eingestellt zu sein scheint.

Auf Platz drei der Waren, die am häufigsten online bestellt werden, finden sich zum Beispiel Textilien und Schuhe. Nur Medien (Bücher, CD's, DVD's, etc.) und Spielzeuge werden noch öfter virtuell eingekauft. Nun lässt sich mittels moderner Technik herausfinden, das ein Großteil der Online Modekäufe in Deutschland Sonntags nach 18 Uhr getätigt werden. Da hat der Einzelhändler schon lange geschlossen.

Unter den Händlern wird denn auch gerne über die unliebsame Konkurrenz aus dem Netz gejammert. Angebotsportale für Dienstleistungen, Handwerker etwa, würden die Preise drücken. Oder: die Kunden kommen zwar in den Laden, um sich die Ware anzusehen, bestellten dann aber online.

Die Veranstaltung im Bürgersaal sollte die Unternehmer dazu animieren, ihrem Namen nach tätig zu werden, sprich: etwas zu unternehmen. Anstatt zu lamentieren, sollen die Unternehmer selber versuchen, sich den neuen Kundengewohnheiten anzupassen.

Die gute Nachricht am gestrigen Abend: alle Anwesenden waren im Netz mit eigener Website vertreten. Wer heute nicht online sichtbar wird, ist vor allem für die jüngere Generation quasi inexistent. Gut 30% der Gesamtbevölkerung tätigen regelmäßig Onlinekäufe. Bei den unter 30-jährigen sind es über 50%.

Ein weiterer Trend - mobile Endgeräte. Die Verbreitung der Mini-Computer schreitet rasant voran und ändert das Nutzerverhalten. Will man Online erfolgreich sein, muss auch das bedacht werden. Ein Tablet oder Smartphone kann reguläre Internetseiten zwar darstellen, aber eine für mobile Bildschirme optimierte Version ist wesentlich ansprechender, komfortabler und einfacher zu bedienen. Wettbewerbsvorteil für den, der diese Trends erkennt und nutzt.

Nun müssen nur noch Kunden auf die Website kommen. Und dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Google ist da nur ein Stichwort, wenn auch ein wichtiges. Wie die Suchmaschine im Detail funktioniert weiß nur der Internetgigant aus den USA. Es gibt aber ein paar einfache Tricks, mit denen man bei den Suchergebnissen weiter vorne landen kann. Verlinkungen anderer Seiten auf die eigene Homepage etwa, erhöhen für Google die Bedeutung der Seite. Sie landet weiter oben. Auch die Dichte bestimmter Stichworte auf der Seite wertet Googles Algorithmus aus. Zudem bieten der Konzern selber wie auch seine Konkurrenten zahlreiche Dienstleistungen an, die helfen sollen, das Verhalten der eigenen Klientel besser zu nutzen und die eigene Präsenz zu verstärken.

Je nach Zielgruppe sind auch andere Möglichkeien interessant. Social Media fällt vielen da sofort ein aber auch größere Internetanbieter die häufig Partner vor Ort brauchen wie Amazon oder die oben erwähnte Handwerkervermittlung bilden Optionen und können lohnende Aufträge bringen. Manch Anwesender hatte hier schon positive Erfahrungen machen können.

Die Informationen, welche dieser Abend bot, waren geeignet den einen oder anderen "stationären" Händler den Schritt in Richtung mehr virtuelle Präsenz gehen zu lassen. Dann müssen sie aber auch die Fallstricke der EU-Verordnung wieder genauer studieren.
Angelo Glashagel
Autor: red

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