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Sa, 09:00 Uhr
24.05.2014

Ensemble „Holzspielart“ bezaubert

Dass die Reihe "Kammermusik im Kunsthaus" schon nach dem ersten Konzert zu Beginn dieses Jahres zu einem Geheimtipp für Musikfreunde in Nordhausen wurde, bestätigte sich erneut...


Und zwar schon nach dem zweiten Konzert am 27. März und so fand diese neue Reihe des Kunsthauses mit den meisterhaften Interpretationen des Bläserquintetts HOLZSPIELART am Donnerstag dieser Woche seinen Abschluss der aktuell laufenden Spielzeit.

Holzspielart (Foto: privat) Holzspielart (Foto: privat)

Das von vier Musikern des Loh-Orchesters und einem Musiker der Thüringer Landeskapelle Eisenach im Jahr 2008 gegründete Bläserquintett, das inzwischen vermehrt auch überregional in Erscheinung tritt, überzeugte sowohl in seiner Spielweise als auch in der Breite des Repertoires, beginnend mit einer Bearbeitung der Ouvertüre zu „Die Zauberflöte“ von W.A. Mozart bis hin zu Piazollas „Die Geschichte des Tangos“.

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Es ist schon eine Würdigung wert, wenn man erleben durfte, wie durch das Holzbläserquintett die zu Beginn der Ouvertüre der „Zauberflöte“ erklingenden Es-Dur-Dreiklänge, die dann immer wiederkehren, wie die die Thematik sonst unterstreichenden Posaunen und die zum Finale der Ouvertüre von Mozart eingesetzten Fanfaren - hier entsprechend dem Arrangement von Joachim Linckelmanns für Holzbläser umgesetzt – gekonnt, sorgfältig und überzeugend dargebracht wurden.
Es folgte das Quintett op. 88,1 e-Moll von Anton Reicha, einer sehr individuellen Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts und des „Erfinders“ der Besetzung Holzbläserquintett.

Die Darbietung der vier Sätze des e-Moll-Quintetts für Flöte, Oboe, Fagott und Horn überzeugten durch die Musikalität, die Vielzahl der thematischen Einfälle und der überschäumenden Klangfarbenschöpfungen. Der Applaus des Publikums, nicht nachlassend und fast schon Zugaben fordernd, dankte den Musikern zum Abschluss des ersten Teils des Kammermusikabends.
Und wie bei der Reihe K"Kammermusik im Kunsthaus" üblich, ist eben Pause nicht Pause, sondern auch ein Genuss im doppelten Sinn des Wortes.

Bei einem Glas Wein – dieses Mal ein "Ebeling" aus einem Spitzenweingut der südlichen Mosel – folgte die Betrachtung und Erläuterung eines Werkes der aktuellen Ausstellung „Die Kunst ist weiblich“.

Hinsching (Foto: privat) Hinsching (Foto: privat) Ausgewählt wurde ein Werk der Preisträgerin des Förderpreises für Grafik der Kreissparkasse 2013 Tanja Pohl, eine sehr aktive und mehrfach ausgezeichnete junge Künstlerin aus Rodewisch. Die Kaltnadelradierung „abgestürzt“ ist eine typische Arbeit dieser Künstlerin – eine Kombination aus tiefen, hart und schwer wirkenden Schwarz- und diffusen Grautönen.

Als abstraktes Werk blieb es den Betrachtern nach der Erläuterung überlassen, ob sie ein übergebliebenes Stahlfossil aus einem aufgelassenen Braunkohlentagebau sehen wollten oder in mehreren Ebenen liegende Teile einer Metallkonstruktion unklarer Herkunft, vielleicht auch Teile eines Führerstandes. Auch dies soll Teil der Reihe sein – Einlassen und Anmuten auf und durch Kunst.
Es folgte der zweite Teil - nach Programm „Die Geschichte des Tango“ von Astor Piazolla.

Und wer jetzt an den typischen Tango dachte, gespielt üblicherweise von zwei Geigen, zwei Bandoneons, einem Klavier und Bass, der irrte, denn HOLZSPIELART setzte Etappen der Tangoentwicklung in Musik um, beginnend mit dem Bordel um 1900, weiter im Café des Jahres 1930 bis hin zum Nightclub der „Sixties“.

Die anmutige, lebhafte Musik, spiegelt gekonnt die gute Laune und die Beredtheit der Französinnen, Italienerinnen und Spanierinnen wider, die in den Bordellen um die Wende zum 20. Jahrhundert ihre Kundschaft in ihre Fänge lockten. Die Musik, fast schon grell, lässt allerdings die matchohafte Atmosphäre vermissen, die von der Fleischeslust der Matrosen, Gauner und ähnlichen Besuchern ausging, die die Bordelle bevölkerten. Drei Jahrzehnte später ist der Tango musikalischer, fast schon romantischer geworden. Man tanzt nicht mehr, sondern hört zu.

Vielleicht mag dieser oder jener auch Melancholie heraushören, die Zeit der Weltwirtschaftskrise – all dies hervorragend umgesetzt von den fünf Musikern des Quintetts. Wieder 30 Jahre später findet man sich in den Nightclubs zu Beginn der „Swinning 60’s music“ wieder. Hier mischt sich der ursprüngliche Tango mit Einflüssen und Stilelementen aus aller Welt. Auch meint man das Pulsieren des Verkehrs auf den Straßen zu hören und so erinnerten einige Elemente an Gershwins „Rhapsodie in blue“ oder an Dvoraks „Aus der neuen Welt“. Nach schrillen, an Hupen erinnernde Passagen folgen ruhige Momente, vielleicht auch hier eine musikalische Umsetzung nach dem hektischen Alltag – wirtschaftlich wie auch politisch – in eine Phase der Ruhe, der Erholung, der Entspannung, all dies herausstrahlend aus Tangoklängen.

Leider hat Piazolla nicht eine weitere Phase des Tangos und seiner Entwicklung umgesetzt, denn er starb 1992. Das Publikum war sich aber sicher, dass auch die weitere musikalische Umformung des Tango keine Herausforderung für HOLZSPIELART sein würde, sondern auch die Anpassung dieser mitnehmenden Musikform vom Quintett mehr als gekonnt gemeistert würde.

Der Beifall zum Ende des zweiten Teiles und zum Abschluss des Abends wäre eine weitere Betrachtung wert, denn die Zuhörer des 50 Stühle umfassenden Raumes applaudierten in anhaltender, sich verstärkender und fordernder Weise, die sonst nur ab und an im Theater – letztens bei der Premiere von „Rigoletto“ und der Ballett-Gala – anzutreffen ist. In der gern gegebenen Zugabe, leider nur auf eine beschränkt, brillierte das Quintett mit einem kurzen, aber mitreißendem Satz aus den „Ungarischen Tänzen“ von Ferenc Farkas.

Der Bitte um ein Wiederkommen in einer der nächsten Spielzeiten zu einem weiteren Konzert der Reihe "Kammermusik im Kunsthaus" wird sicher gern entsprochen. Für das Kunsthaus, den Kunsthaus Meyenburg Förderverein und das Theater Nordhausen eine Bestätigung und Anlass für ein frühzeitiges Planen weiterer Konzerte.
Dr. Wolfgang R. Pientka
Autor: red

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