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Mi, 06:22 Uhr
29.05.2013

„Wann wir schreiten Seit' an Seit' ...“ (5. Teil)

Die älteste Partei Deutschlands – die SPD – begeht in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag. In diesem Teil beschreibt nnz-Autor Hans-Georg Backhaus die Machtergreifung durch die Nazis und den Kampf der SPD und weiterer linker Kräfte gegen die Hitler-Diktatur...


Es war nicht verwunderlich, dass bei den Reichstagswahlen vom 20. Januar 1933 die faschistische National-Sozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) hohe Stimmen-gewinne für sich verbuchen konnte, auch wenn sie die erhoffte absolute Mehrheit verpasste. Adolf Hitler und seine Bewegung kamen am 30. Januar 1933 mit den Stimmen der Deutschnationalen und gegen den erbitterten Widerstand der Sozialdemokraten und Kommunisten an die Macht. Hitler wurde zum Reichskanzler ernannt.

Mit der Annahme des von Hitler bereits am 23. März 1933 im Parlament eingebrachten sogenannten „Ermächtigungsgesetzes“ schlug die Todesstunde für die Weimarer Republik. Sämtliche kommunistische Abgeordnete waren bereits verhaftet worden oder ins Ausland geflohen – die Nationalsozialisten hatten ihnen den Reichstagsbrand angelastet. Nur die noch anwesenden 94 SPD-Mitglieder (26 SPD-Abgeordnete waren am Betreten des Ersatz-Parlamentsgebäudes gehindert bzw. verhaftet worden oder geflohen) votierten als einzige gegen das verhängnisvolle Gesetz. Die Zentrumspartei war von Hitler im Vorfeld mit Versprechungen „eingelullt“ worden, alle anderen bürgerlich-nationalen Reichstags-Fraktionen stimmten zu.

Einzig der damals 60jährige SPD-Fraktionschef und Parteivorsitzende Otto Wels wuchs über sich hinaus und begründete die Ablehnung mit einer flammenden Rede. Er sagte u.a.: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht. (…) Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten.“ Wels' Rede wurde durch ständige Zwischenrufe aus der NSDAP-Fraktion gestört. Nach der Verkündung des Gesetzes durch Göring strömten die Nazi-Abgeordneten zum Präsidium und sangen das Horst-Wessel-Lied. Sämtliche demokratische Grundrechte waren außer Kraft gesetzt, im Deutschen Reich herrschte fortan Diktatur.

In den folgenden Monaten waren Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler, aufrechte Christen und Bürger jüdischen Glaubens mehr und mehr der Verfolgung durch inzwischen fest etablierte nationalsozialistische Machtinstrumente ausgesetzt. Zahlreiche Reichstagsabgeordnete der SPD konnten nur mit größter Mühe ihr Mandat ausüben. Viele wurden verhaftet und in sogenannte „vorläufige“ Konzentrationslager gesteckt, dort gedemütigt, misshandelt oder zu Tode gefoltert.

Am 14. Juli 1933 kam das Verbot für die SPD. Die NS-Führung hatte sich zum Ziel gesetzt, die nach ihrer Sichtweise generell marxistisch geprägte Arbeiterbewegung, zu der Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter nach ihrem Verständnis gleichermaßen zählten, auszurotten. Führende Köpfe der Partei emigrierten ins Ausland und setzten von dort aus in den folgenden Jahren ihren Kampf gegen die Hitler-Diktatur fort.

Da die Parteistrukturen zerschlagen waren, wurde der Widerstand hauptsächlich aus kleinen Gruppen heraus organisiert. Die vom Ausland her durch den SPD-Exilvorstand organisierten Aktionen gegen das NS-Regime waren jedoch nur selten von Erfolg gekrönt, da die Widerstandsbewegung in der Frage des Vorgehens gegen die Nazi-Diktatur gespalten agierte.

Immerhin kam es von kleineren Gruppen aus dem KPD-Lager zu Annäherungen an die SPD, sah man doch den Kampf gegen den Faschismus als gemeinsame Aufgabe an. Bei der SPD waren in der Zeit des Widerstandes drei Hauptrichtungen auszumachen: Die eine hielt Distanz zum NS-Regime und war um Wahrung ihrer politischen Identität bemüht, eine weitere Gruppe leistete erbitterten Widerstand, was nicht selten Lagerhaft, Zwangsarbeit und mitunter den Tod bedeutete, und schließlich eine dritte Gruppierung, die sich anzupassen versuchte und in eine Art „Wartestellung“ ging in der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Diktatur. Hinzu kam, dass viele Sozialdemokraten ihren Dienst an der Front tun mussten.

Doch schon während der Hitler-Diktatur stellten viele SPD-Mitglieder Überlegungen an, wie ein neues Deutschland aussehen könnte, um eine wehrhafte und wahrhafte Demokratie errichten zu können mit dem Ziel des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft. Eines aber war zu bedenken: Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg würde eine andere sein, als die Zeit der Weimarer Republik. Und war sie schließlich auch. (Wird fortgesetzt).
Hans-Georg Backhaus
Autor: red

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