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Mo, 17:17 Uhr
16.04.2012

Picassos Bleicheröder Jünger

„Herzlich willkommen!“ Mit diesen zwei Worten auf einem großen Transparent über dem Haupteingang der HELIOS-Klinik in Bleicherode wurden die Ankommenden begrüßt. Etwas ungewöhnlich vielleicht, solch ein Willkommensgruß von einer Klinik. Aber warum eigentlich nicht?

Verwaltungsleiterin Gudrun Bartl eröffnete die Ausstellung (Foto: E. Seifert)
Sophie Marquardt – Gesang und Gitarre – sorgte gemeinsam mit dem Schulchor für ein weiteres kulturelles Highlight (Foto: E. Seifert)
Bilder einer Ausstellung (Foto: E. Seifert)
Vielleicht war es Bestandteil einer Art Naturheilverfahren zur Linderung von Schmerzen? Das Rätsel löste sich indessen schnell: es war ein Überbleibsel einer Vortragsveranstaltung im 60. Jubiläumsjahr der Orthopädie in Bleicherode. 143 Besucher waren auf diese Weise begrüßt worden. Und weil das so passte, hatte man das Transparent gleich hängen lassen für die Besucher bei der Eröffnung der jüngsten Vernissage im Röntgenflur der Klinik, die diesmal von Schülerinnen und Schülern der Löwentorschule mit ihren Arbeiten beschickt wurde.

Bleicheröder Picasso (Foto: E. Seifert) Bleicheröder Picasso (Foto: E. Seifert)

Es ist immerhin schon die 42. Ausstellung von Arbeiten dieser Art, aber von wechselnden Künstlern und solchen, die es einmal werden könnten oder sollten. Das zeigt die Intensität und Dauerhaftigkeit der Klinikleitung auch auf diesem „außerklinischen“ Gebiet, deren Bedeutung für die Stadt und darüber hinaus nicht nur in den Eröffnungsworten von Verwaltungsleiterin Gudrun Bartl, sondern auch durch die Teilnahme von Bürgermeister Frank Rostek an der Eröffnungsveranstaltung deutlich wurde.

Kein Geringerer als Pablo Picasso lieferte das Motto für diese neue Ausstellung mit seiner Feststellung: „Als Kind ist jeder ein Künstler….“ Und manche der Zeichnungen machten durchaus auch so etwas wie eine ausbaufähige „Seelenverwandtschaft“ mit Picasso deutlich.

Großes Interesse und Anerkennung durch die Gäste der Eröffnung (Foto: E. Seifert) Großes Interesse und Anerkennung durch die Gäste der Eröffnung (Foto: E. Seifert)

Interessant indessen die Zusammensetzung des Schulchores, der mit seinen Liedern und Rezitationen die Eröffnung begleitete: es waren kaum Jungen zu sehen. Pädagogen wissen die Erklärung: Jungen haben in diesem Alter eine gewisse Scheu, zusammen mit Mädchen in der Öffentlichkeit aufzutreten. Glücklicherweise haben sie keine Scheu, mit ihrem Namen und der Angabe der Klasse unter ihren künstlerischen Arbeiten an den Wänden zu hängen. Es würde sonst der Vollständigkeit etwas fehlen und ein schiefes Bild von anscheinend unterschiedlichen Begabungen beider Geschlechter vermitteln.

Diese Vollständigkeit gebietet aber auch, jenen Teil des Ausspruchs von Pablo Picasso noch hinzu zu fügen, der nicht in dem gedruckten Motto auf dem Ausstellungsplakat steht. Er lautet: „….Die Schwierigkeit besteht aber darin, es als Erwachsener auch zu bleiben.“ Das muss man heute wohl irgendwie relativieren. Unter den Besuchern der Eröffnungsveranstaltung wurde auch Milewa Kopf gesichtet (einst Angestellte der Klinik), der die vorhergehende Vernissage gewidmet war. Sie hatte erst mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben mit dem Zeichnen und Malen begonnen und ihre Arbeiten bescheiden – etwas allzu bescheiden – „Malversuche“ genannt. „Malversuche“ – das bestätigen auch schon etwas ältere Pädagogen – setzen heute schon viel früher an.

Bilder einer Ausstellung (Foto: E. Seifert) Bilder einer Ausstellung (Foto: E. Seifert)

Und neidlos fügen sie hinzu: „Eigentlich schade, dass es gleichgeartetes ´Herauskitzeln´ künstlerischer Fähigkeiten nicht auch schon zu unserer eigenen Schulzeit gegeben hat.“ Und einer von diesen Pädagogen bekannte noch im Gespräch freimütig: „Meine Zeichnungen hat immer meine Schwester gemacht. Ich habe dann nur noch meinen Namen darunter geschrieben.“ Wer das war? Es wäre sicher unpädagogisch, hier Namen zu nennen. Schließlich hindern aber mangelnde künstlerische Fertigkeiten in der Schulzeit nicht daran, später dafür Begabungen als Stadtrats- und Kreistagsmitglied deutlich werden zu lassen…..

Ein Besuch im Röntgenflur der Klinik während der nächsten Wochen dürfte sich lohnen. Die Bilder sind gut beleuchtet und selbst muss man nicht befürchten, bei solchem Besuch auch gleich noch selbst durchleuchtet zu werden….
Eduard Seifert
Autor: nnz

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