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Fr, 16:37 Uhr
30.03.2012

Menschenbilder (32)

Der Nordhäuser Autor Bodo Schwarzberg wird den im Dezember 2011 erschienenen ersten Band der Reihe "Menschenbilder aus der Harz- und Kyffhäuserregion" durch einen zweiten Band ergänzen, der im kommenden Jahr mit wiederum rund 200 Texten erscheint...


Der erste Band ist nach wie vor im Autohaus Peter, im Buchhaus Rose und bei Schwarzberg selbst zu beziehen. Mit der Veröffentlichung des 32. Textes aus dem ersten Band wird die Reihe "Menschenilder" nun auch in der nnz fortgesetzt.

Dipl. Ing. Marcel Impens

KIA – Autohaus
Sundhäuser Straße 4
99734 Nordhausen


„KIA ist eine junge und frische Automarke!“, sagt Marcel Impens und man merkt ihm bei jedem Wort an, dass es ihm vom Herzen kommt. Das Preis-Leistungsverhältnis sowie der Service dieses koreanischen Herstellers sind kaum zu toppen: Sieben Jahre Garantie auf einen Neuwagen – das ist ebenso sensationell wie einmalig. Für jeden Geschmack und für jeden Anspruch bietet KIA Fahrzeuge mit allerfeinster Kraftfahrzeugtechnik: vom kleinen und spritzigen KIA Picanto mit 65 PS über den KIA Ceed mit 126 PS als Mittelklassemodell, bis hin zum geländegängigen Sorento mit 192 PS. – Längst, so der am 25.01.1962 in Nordhausen geborene Unternehmer, sei KIA in Deutschland angekommen. Gehobene Ausstattung zum relativ niedrigen Preis, das gibt es in Nordhausen in der Sundhäuser Straße 4.

Für Marcel Impens war es ein langer und nicht immer ebener Weg hin zu seinem Autohaus. Auf ganz besondere Weise bekam er die Licht- und Schattenseiten der turbulenten Zeit nach der Wende zu spüren. Ganz am Anfang jedoch stand für den Nordhäuser der Berufswunsch so manches Jungen der damaligen, aber wohl auch der heutigen Zeit, Kfz-Schlosser. Indes fehlten ihm die einst wie heute so wichtigen Beziehungen, so dass er sich nach dem Abschluss der 10. Klasse an der POS Ernst-Thälmann für eine Lehre zum Bergbautechnologen mit Abitur von 1978 bis 1981 im südthüringischen Merkers entschied.

Fasziniert von der Großtechnik unter Tage, fand Marcel Impens schnell Gefallen an seinem Beruf, wobei er sein großes Ziel, die Kfz-Technik, nie aus den Augen verlor. Dennoch war auch der Sport für ihn schon damals ein zweiter, wichtiger Lebensinhalt. Immerhin wurde er im Kreis Bad Salzungen mehrfach „stärkster Lehrling“, viertstärkster Lehrling des damaligen Bezirkes Suhl und gewann im Jahre 1981 sogar die Bronzemedaille bei den DDR-Meisterschaften im Militärischen Mehrkampf.

Nach seiner Armeezeit an der Unteroffiziersschule Delitzsch sowie am NVA-Standort Gotha, mit einer Ausbildung zum Panzerkommandanten, wurde er auf Grund einer Gelbsucht vorzeitig entlassen und anschließend „grubenuntauglich“ geschrieben, konnte sich aber in dieser Situation doch noch seinen Traum von der Kfz-Technik erfüllen: Von 1981 bis 1987 studierte er auf diesem Gebiet an der Ingenieurhochschule Zwickau und erhielt schließlich ein Abschluss-Zeugnis als Diplom-Ingenieur. Obwohl ihm das Studium viel Spaß machte und zu einem enormen Wissenszuwachs führte, konstatiert er rückblickend aber einen Widerspruch zwischen den dort gewonnenen Kenntnissen und der Praxis des Kfz-Wesens in der DDR.

Während des Studiums heiratete Marcel Impens am 22.12.1984 seine aus dem damaligen Kreis Oschersleben stammende Partnerin Sonja. Ein halbes Jahr später wurde ihre gemeinsame Tochter Karen geboren. Für den heutigen Unternehmer begann eine schöne, da verpflichtungsarme, aber auch stressige Zeit des Pendelns zwischen Zwickau, seiner Heimatstadt Nordhausen und dem Wohnort seiner Frau Wackersleben. Meist war er während dieser Jahre mit einem alten Motorrad vom Typ AWO unterwegs.

Auch weil er die anvisierte Tätigkeit in der Qualitätskontrolle des Wartburgwerks Eisenach wegen des dortigen Mangels an Wohnraum nicht antreten konnte, entschied sich der junge Mann für eine dauerhafte Bleibe in Nordhausen, wohin ihm seine Frau Sonja später folgte. Marcel Impens erhielt eine Anstellung im VEB Kfz-Instandsetzung, auch bekannt unter dem früheren Firmennamen Opel-Leich. An die folgenden Jahre denkt Marcel Impens weniger gern zurück, weil ihm hier vielfach lediglich Nebentätigkeiten übertragen wurden. Auch die Ernennung zum stellvertretenden Leiter Technik im Hauptbetrieb des VEB Kfz-Instandsetzung brachte für ihn keine Verbesserung: „Ich war dort vor allem mit dem Neuererwesen befasst, was mir als geborenen Praktiker reichlich sinnlos vorkam. Ich wäre viel lieber schrauben gegangen“, sagt er.

Den beginnenden gesellschaftlichen Umbruch verfolgte das Paar aktiv und beteiligte sich mit Tochter Karen auf der Schulter 1989 an den Demonstrationen des Nordhäuser Wendeherbstes. Trotz, oder gerade wegen dieser Entwicklung im Land wurde er kurze Zeit später zum Reservistendienst nach Mühlhausen eingezogen. –

Denkwürdig dürfte ein Telefonat mit seiner Frau während dieser Zeit sein, in dem sie Marcel Impens von ihrer ersten Westreise berichtete. Dies war vor allem deswegen gefährlich, weil Marcel Impens das Gespräch in Uniform und in der gewiss nicht abhörsicheren Kaserne entgegennahm.

Zudem beschlich ihm als Soldat die Angst vor gewalttätigen Entwicklungen innerhalb der DDR, zu denen er und seine Kameraden per Befehl hätten ausrücken müssen. „Unsere Pässe wurden eingezogen und die Wachen verdoppelt. Es war eine knisternde, unheimliche Stimmung“, sagt er.
Am 14.12.1989 wurde der Unteroffizier vorzeitig entlassen und bewarb sich als Kfz-Techniker mit anerkanntem Ingenieurdiplom bei westdeutschen Firmen. „Die aber lehnten aus verständlichen Gründen dankend ab“, schmunzelt er. In der Folgezeit blieb er im zunächst noch bestehenden VEB Kfz-Instandsetzung und widmete sich hier dem Vertrieb der damals in der DDR besonders begehrten Automarke LADA.

Doch allmählich gab es für den jungen Mann immer mehr Probleme. Nachdem der neue Eigentümer des Betriebes, ein LKW-Händler aus Niedersachsen, ihm, und vielen anderen Kollegen mitteilte, dass er keine Verwendung mehr für sie habe, ließ sich Marcel Impens 1991 kündigen. Der neue Besitzer der Firma wollte mit dem PKW-Geschäft nichts zu tun haben. Er möge sich doch mit dem Betriebsteil LADA selbstständig machen, wurde dem jungen Diplomingenieur von ihm geraten.

Mehr halbherzig als überzeugt, und noch geschockt von der für einen geborenen DDR-Bürger ungewohnte Kündigung, meldete er tatsächlich ein entsprechende Gewerbe als Kfz-Werkstatt mit Sitz auf dem Gelände des LKW-Händlers in der Halleschen Straße 14-16 an. „Ich musste die Räumlichkeiten ohne Heizung und Stromanschluss übernehmen, brauchte aber im ersten Geschäftsjahr wenigstens keine Miete an den Grundeigentümer zu zahlen“, denkt er zurück.

Das Interesse am LADA als dem Traumauto aller DDR-Bürger indes war zunächst ungebrochen: 400 Fahrzeuge verkaufte Marcel Impens innerhalb der nächsten drei Jahre. Vom Januar 1991 an verfügte er über einen Händlervertrag.

Vielleicht war es ein wenig Unerfahrenheit mit der Marktwirtschaft: Aber eine Inventur ergab plötzlich, dass der junge Unternehmer dem Vermieter des Geländes noch 165.000 DM zu zahlen hatte. „Jetzt war keine Zeit mehr für Halbherzigkeit. Erstmals in meinem Leben überfielen mich massive Existenzängste“, denkt er zurück. Innerhalb von drei Monaten musste er den Betrag aufbringen. Dass ihm dies tatsächlich gelang, darüber wundert er sich auch heute noch manchmal. „Kündigung, Schulden, Angst um die Wohnung und um die Firma, schlaflose Nächte, all das war ein Albtraum für mich“, bekennt er. Zudem verspürte er die Verantwortung für seine Mitarbeiter und deren Familien. Ihm und ihnen drohte die Arbeitslosigkeit.

Kredite indes erhielt er auf Grund fehlender Sicherheiten nicht. „Ich konnte mir nicht einmal einen Kopierer leisten, schaffte es aber dennoch, mit viel Ehrgeiz und Einsatz, die Probleme zu lösen, die noch wenige Monate zuvor vollkommen undenkbar für mich gewesen wären“, erklärt er.

Probleme gab es aber auch zunehmend mit dem Autohersteller LADA, der die nicht sehr kundenfreundliche Umgebung des Autohauses, angesichts einer im Umbruch befindlichen Halleschen Straße, bemängelte. Tatsächlich richtete auch sein Vermieter eine große Baustelle auf seinem Betriebsgelände ein, worunter Marcel Impens mit seinem Autohaus zwangsläufig leiden musste.

In dieser Situation half ihm der bekannte Nordhäuser Autohändler Helmut Peter (siehe in diesem Band). Von ihm kaufte er 1993 das Grundstück Sundhäuser Straße 4 und erhielt ein Jahr später den Händlervertrag mit KIA, der das LADA-Händlernetz übernommen hatte. Endlich verspürte er in seinem Leben etwas, wonach er sich schon seit Jahren gesehnt hatte: ein wenig mehr Zukunftssicherheit. Der berühmte KIA-Kühlergrill in Form einer stilisierten Tigernase, hat ihm seither nur Glück gebracht. Drei Mitarbeiter stehen bei Marcel Impens in Lohn und Brot.

Dennoch musste der Unternehmer am 13.09.2006 noch einmal einen ganz besonders schweren, privaten Schicksalsschlag verkraften, als seine Ehefrau Sonja einem Krebsleiden erlag. „Dieser Verlust hat bis heute tiefe Spuren in mir hinterlassen. Ich habe Sonja sehr viel zu verdanken“, sagt er.

Ein neues Glück fand er einige Zeit später in seiner heutigen Lebenspartnerin Ulrike, mit der er sich gegenwärtig in Nordhausen eine gemeinsame Zukunft aufbaut. Seine Freizeit verbringt der Diplom-Ingenieur am liebsten auf seinem Motorrad. „Das ist meine ganz große Leidenschaft“, sagt er. Aber auch bei Touren auf seinem Mountainbike entspannt er sich gern. Im Jahre 2010 erfüllte er sich mit der erfolgreichen Teilnahme am Rennsteiglauf über 43,5 km einen langersehnten Traum.
Bodo Schwarzberg

Das Buch wurde von Helmut Peter von der Autohaus Peter GmbH und vom Maler und Grafiker Klaus-Dieter Kerwitz (mit Grafiken) großzügig unterstützt. Kommentare sind nicht erwünscht.

Das Buch gibt es auch zu kaufen: Im Autohaus Peter sowie im Nordhäuser Buchhaus Rose
Autor: nnz

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