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Do, 06:32 Uhr
01.03.2012

nnz-Forum: Minderheiten abkassieren?

Eine schwerbehinderte Person hat es in Nordhausen nicht leicht. Allein eine behindertengerechte Toilette zu finden, gleicht einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ein betroffener Leser der nnz berichtet...


Jede (schwer)behinderte Person hat die Möglichkeit (unter bestimmten Voraussetzungen) sich einen so genannten Euro-Key für einen stolzen Preis von 18 EUR zu erwerben. Mit diesem Schlüssel (Key) hat er die Möglichkeit, fast alle Behindertentoiletten in fast ganz Europa aufzuschließen und diese zu benutzen. Das sind alle öffentlichen Behindertentoiletten zum Beispiel in Einkaufszentren, an Bahnhöfen, aber auch an Autobahnraststätten. Im oder am Rathaus in Nordhausen habe ich noch keine gefunden.

Ich selbst bin seit einigen Jahren als Schwerbehinderter in Besitz dieses Euro-Key. Er hat mir bisher immer gute Dienste geleistet: sei es auf Bahnhöfen bei Zwischenstopps während der Reise – oder gar bei Autobahnreisen mit Stopp an der Raststätte.

Auch in Nordhausen passt der Schlüssel zum Beispiel am Bahnhof oder in der Südharz-Galerie in die Schlösser der Behindertentoiletten. Als ich jedoch in Nordhausen auf der Suche nach einer solchen Toilette in einem anderen Gebiet war (man schaut ja nach dem Symbol), stand ich plötzlich vor verschlossener Tür. Ich schaute nochmals auf das Schild „Babywickelraum und behindertengerechte Toilette – gebührenpflichtig“.

Neben der Tür ist ein Kasten, in den man 50 Cent einwerfen muss, damit man die Tür öffnen kann. Der Knaller ist – jene Toilette bzw. Babywickelraum befindet sich auf dem Grundstück der Grundschule und den anderen Schulen am Petersberg. Da wirft sich die erste Frage: Warum ein Wickelraum bei den Schulen? – die 2. Frage: Warum kann man diese Toilette nicht mit dem Euro-Key öffnen?

Ich glaube die Antwort auf letztere Frage zu kennen: Minderheiten kann man doch auch abkassieren. Schon allein für das Wickeln eines Babys eine Gebühr von 50 Cent zu nehmen – nein auch Behinderte müssen ja fürs „Müssen“ abkassiert werden. Die Idee vom CBF Darmstadt stirbt in Nordhausen zuerst und zuletzt.

Jedenfalls werde ich als nächstes initiieren, das Symbol für „Behindertentoilette“ entfernen zu lassen, denn das ist sie nicht. Es sorgt nur für Verwirrung von behinderten und schwerbehinderten Menschen. Danke Nordhausen!
Jens Körner, Nordhausen
Autor: nnz

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Pressesprecher Stadt Nordhausen
01.03.2012, 17.19 Uhr
Pressesprecher Stadt Nordhausen | Toilette Petersberg: 50 Cent decken nicht die Unterhaltskosten
Mehrere „echte“ behindertengerechte Toiletten mit Euro-key-Zugang werden mit der Fertigstellung des Mehrzweck-Neubaus hinter dem Rathaus entstehen. Schon jetzt und seit Eröffnung sind die Toiletten in der Stadtinformation behinderten- und rollstuhlgerecht zu erreichen.

Und natürlich auch die neu geschaffene Toilette an der Turnhalle der Petersbergschule auf dem Petersberg - allerdings ohne Euro-Key.

Diese hat eine Wickelgelegenheit, weil der Petersberg mit seinen vielen Spielgelegenheiten eben auch Anziehungspunkt von Familien ist.

Die, sicher nicht billige, Benutzungsgebühr von 50 Cent deckt nicht die Unterhaltskosten für die Toilette. Es ist insofern nicht fair, von "abkassieren" zu sprechen.

Eine Gebühr bzw. der Verschluss der Toilette ist allerdings unverzichtbar, da Erfahrungen mit komplett "freien" und nicht verschließbaren Toilettenanlagen eines gezeigt haben: Innerhalb weniger Wochen fallen sie dem Vandalismus komplett zum Opfer. Gerade der Petersberg ist für Vandalismus ein prädestinierter Ort aufgrund seiner peripheren Lage.

So ist allein der "Raum der Stille" im Petriturm unzählige Male attackiert und zerstört worden wie auch Verteilerkästen, Schaukästen, Laternen usw. Hinzu kommen abgerissene Körbe an der Basketballanlage, aufgebrochene Autoamten an der Eingangsanlage zum Petersberggarten etc, etc.
Iffland
01.03.2012, 22.47 Uhr
Behindertentoilette
Ich finde schon, dass hier die Zugänglichkeit dieser Behindertentoilette mit einem Euro-Key geschaffen werden muss. Das heißt ja nicht, dass andere Personen diese Einrichtung kostenlos nutzen müssen, sie können ja diese weiterhin über 50 Cent Einwurf betreten.

Wir müssen in unserer Stadt auch auf die Bedürfnisse unserer behinderten Mitmenschen achten. Was schaffen wir nicht alles für gesunde Menschen, das kostenfrei zur Verfügung steht. Gesunde Mitmenschen können sich nur schwer in die Situation von Menschen mit Behinderung versetzen, daher bin ich hier an dieser Stelle für Ihren Hinweis sehr dankbar, muss jedoch dem Abkassieren eindeutig wiedersprechen. 50cent müssen auch Nichtbehinderte bezahlen und sind bundesweit eine gängige Nutzungsgebühr.

Steffen Iffland
-----7
02.03.2012, 23.13 Uhr
Büßen wir Behinderte nun für Vadalismus?
Hallo Herr Pressesprecher von NDH,

so ganz glaube ich nicht daran, dass Sie wirklich der Pressesprecher sind, denn sonst hätten Sie ja Ihren Namen genannt.

Sie meinen also, wenn diese Toilette am Petersberg mit einem Euro-Key für behinderte Menschen zugänglich gemacht würde, dass dort Vandalismus stattfinden würde? Diesen Schlüssel bekommt man doch nur unter bestimmten Voraussetzungen beim CBF Darmstadt! Man muss eine Kopie vom Schwerbehindertenausweis oder ein Attest vom Arzt, dass man eine CED (chronisch entzündliche Darmerkrankung) hat, beim CED einreichen um überhaupt diesen Schlüssel zu bekommen!

Wenn es Ihnen um die Unterhaltungskosten (so nenne ich das) geht, wie werden dann die anderen Behindertentoiletten in Deutschland z.B. am Autobahn-Rasthof oder an Bahnhöfen unterhalten? Dieser Schlüssel ist kein Privileg, wie manch gesunde Person vielleicht denkt - er ist lediglich ein Nachteilsausgleich.

@Steffen Iffland: Vielen Dank für Ihre Worte. Würde die Stadtverwaltung von Nordhausen ebenso denken, hätten wir Behinderten und Schwerbehinderten nicht solche Probleme. In Nordhausen ist es leider noch so, dass ein Spruch hier wirklich noch zutrifft: In NDH ist man nicht behindert, sondern man wird behindert!

Eine Bitte an die Redaktion: Setzt doch bitte unter alle meine Artikel meinen realen Namen. Ich will mich nun nicht mehr hinter einem Pseudonym verstecken.

Jens Körner
Gudrun1974
03.03.2012, 09.47 Uhr
Tut mir leid - Jendricke GmbH ist für Toilette verantwortlich
Es tut mir leid liebe Freunde von der SPD aber ist nicht die Gartenschau GmbH für die Anlagen auf dem Petersberg verantwortlich? Und deren Chef ist wenn es stimmt was in der Presse steht DER KANDIDAT.

Aber ich glaube man sollte die Kirche im Dorf lassen. Die Sache ist erklärt. Und ein fehlender Schlüssel ist zwar nicht optimal aber auch nicht der Weltuntergang.
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