eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mo, 15:30 Uhr
25.07.2011

nnz-Jukebox: Klezmer & mehr

Kann man die Hymne der Deutschen Wehrmacht "Lili Marlen" auf jiddisch singen? Und darf man das? Daniel kann und darf. Und darüber hinaus noch einiges mehr, wie Olaf Schulze zu berichten weiß, der sich Kahns letztes Album angehört hat.

khan (Foto: oriente) khan (Foto: oriente)

Daniel Kahn & The Painted Birds
“Lost Causes”
(Oriente Musik)


Das dritte Album des amerikanischen Singer-Songwriters Daniel Kahn hat den „Preis der deutschen Schallplattenkritik” in der Kategorie Weltmusik gewonnen. Und Weltmusik ist es wahrlich, was der Wahl-Berliner Kahn im Spannungsfeld von Klezmer, jiddischen Gesängen, Brecht-Weill-Liedern, Folk und einem gerüttelt Maß an Jazz und Punk zu bieten hat.

Dabei nennt der ausgebildete Schauspieler, Regisseur und Autor seine Art zu musizieren und darüber zu kommunizieren provokant „Verfremdungsklezmer“ und fügt gleich noch hinzu „Glotzt nicht so philosemitisch!“
Der große Politkunst-Aktivist Bertolt Brecht also hat es dem umtriebigen Detroiter Allround-Künstler angetan, der mit seinem Akkordeon auch schon in der Berliner multinationalen Kapelle „Rotfront“ die Tanzsäle der Republik aufgemischt hat.

Auf „Lost Causes“ mischt er nun frisch, frech und völlig unvorbelastet von politischen Befindlichkeiten Amerikanisches, Jiddisches und Deutsches zu einer wohlklingenden Melange zusammen. Er singt „Lili Marlen“ auf jiddisch, nur begleitet von einer Spieluhr und übersetzt Brechts „Wovon lebt der Mensch?“ ins Amerikanische. Seine eigenen Kompositionen wie die Liebeserklärung an Berlin „Görlitzer Park“ oder die melancholische Ballade „After the war“ bestechen durch ihre Intensität und einfache Schönheit.

„Lost Causes“ ist das eindrucksvolle und spannende Liederbuch eines engagierten jungen Mannes, der mit seinen vielen Talenten im bunt brodelnden Kunstkessel Berlin wohl erst am Anfang einer großen Karriere steht.

OLAF SCHULZE
Autor: nnz

Kommentare
Totaldemokrat
25.07.2011, 18.07 Uhr
Wie einst Lili Marlen...
"Lili Marlen" eine Hymne der Deutschen Wehrmacht? Im Leben nicht. Das Lied, welches bereits 1915 vom Dichter Hans Leip geschrieben wurde, stand einige Zeit sogar auf dem NS Index. Goebbels höchstpersönlich ließ das Lied 1942 verbieten. Den Nazis war "Lili Marlen" viel zu depressiv, nicht geeignet für den deutschen Frontsoldaten.

Eine Hymne soll ein Ausdruck hoher Begeisterung sein und nicht Heimweh als Inhalt haben.

Allerdings war "Lilli Marlen" das Lieblingslied der deutschen Soldaten im 2. Weltkrieg. Wohlgemerkt das Lieblingslied der Soldaten - keine Hymne der Deutschen Wehrmacht als Organisation.

Aber nicht nur das Lieblingslied der deutschen Truppen, ja auch die britischen und amerikanischen Soldaten pfiffen "Lilli Marlen" von allen Dächern...

Obwohl mir die Einleitung des Artikels nicht gefällt, werde ich mir jedoch die CD besorgen. Lili Marlen auf jiddisch? Aber klar doch...
Wolfi65
26.07.2011, 10.23 Uhr
Man kann vieles...
aber nicht alles. Ob nun diese neue Version ein Knaller in der Hitparade wird, bleibt höchst wahrscheinlich abzuwarten. Selbstverständlich kann man vieles der künstlerischen Freiheit zuschreiben, man sollte aber sich doch auf Angebot und Nachfrage, das letztere ins Besondere, konzentrieren.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr