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Mo, 08:20 Uhr
06.09.2010

Die Geschichte einer Schule

Das Gelände ist umzäunt, Fensterscheiben zerschmissen. Mitten in einem Wohngebiet verfällt eine ehemaligen Schule in Nordhausen. Dieses Schicksal hätte man der Schule in Nordhausen-Nord ersparen können. Die nnz mit dem Versuch einer Rekonstruktion...

Das Objekt der Begierde (Foto: nnz) Das Objekt der Begierde (Foto: nnz)

Anfang des dritten Jahrtausends war klar, die Schule in Nord wird nicht mehr gebraucht. Es wurden schlichtweg zu wenig Kinder geboren. Was also machen mit dem Gebäude? Diese Frage stellte sich die Stadt- aber auch die Kreisverwaltung. Letztere trat mit der Bitte an das Nordhäuser Rathaus heran, die Schule übertragen zu bekommen. Landrat Joachim Claus erinnert sich: "Im November 2004 wollten wir das Gebäude haben, kostenfrei sollte das sein. Dort sollte unseren Vorstellungen zufolge die Medizinische Fachschule einziehen, zuvor sollte das Gebäude umfassend saniert werden. Auf dieses Anliegen haben wird aus dem Rathaus jedoch keine Antwort erhalten".

Ganz klar, für lau sollte nichts verscherbelt werden, obwohl es rechtlich gesehen - von Schulträger zu Schulträger - solch eine kostenfreie Übertragung gibt. Dafür es gibt eine weitere Bemühung. Jetzt tritt das Südharz-Krankenhaus als Kaufinteressent auf und macht ebenfalls eine offizielle Offerte, die letztlich im Rathaus und im Stadtrat auf Interesse trifft. in der ersten Hälfte des Jahres 2005 beschließt der Stadtrat den Verkauf des Grundstücks für rund 138.000 Euro an das Südharz-Krankenhaus. Dem Landesverwaltungsamt soll das Rathaus mitgeteilt haben, dass bei diesem Preis die Bebauung keine Berücksichtigung finde, da das Südharz-Krankenhaus rund drei Millionen Euro investieren wolle (Medizinische Fachschule). Zitat aus dem Schreiben: "Wir beabsichtigen in Kürze einen Beurkundungstermin anzusetzen." Einen Termin beim Notar soll es tatsächlich gegeben haben, der 12. August 2005. Der wird jedoch nie stattfinden. Das Rathaus hat seine Arbeiten zum Verkauf eingestellt, es soll kein weiterer Schriftverkehr erfolgt sein.

Aus Sicht der Stadtverwaltung wird das so interpretiert: Die Kommunalaufsicht des Landkreises habe den einstigen Stadtratsbeschluss angemahnt, da der Kaufpreis viel zu niedrig sei. Also wurde der Beschluss aufgehoben, zudem wurde ein Gutachten präsentiert, dass nun einen Preis von mehr als drei Millionen Euro, also das 20fache, als angemessen ansieht. Dazu Landrat Claus: "Es hat zu dieser Zeit Gespräche zwischen der Kommunalaufsicht und Mitarbeitern des Nordhäuser Rathauses gegeben, schriftlich liegt meinem Haus dazu nichts vor."

Zurück zum Verkäufer, der Stadtverwaltung. Die legt dem Stadtrat einen Beschluss mit der höheren Kaufsumme vor, über die sich jeder Immobilienfachmann verwundert die Augen reibt. Einer mutmaßt, dass es sich bei dem Gutachten vermutlich um ein Brandschutzgutachten gehandelt haben könnte, auf keinen Fall um ein Verkehrswertgutachten. Fakt ist: Das Südharz-Krankenhaus lehnt ein solches Angebot ab, letztlich hätten so die Sanierung und der Umbau der ehemaligen Schule zur Medizinischen Fachschule rund sieben Millionen Euro gekostet.

Die Geschichte des Plattenbaus jedoch geht weiter. Nach Angaben der Pressestelle des Nordhäuser Rathauses soll es im Juni 2006 einen dritten Beschluss des Stadtrates gegeben haben. Jetzt wird das komplette Areal an die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG), einer 100prozentigen Tochter der Stadt, verkauft: Für 587.000 Euro. Nach mehreren Versuchen der Vermarktung und mehreren Nutzungsmöglichkeiten seitens der SWG (so war jüngst zu lesen) wird jetzt vermutlich das ehemalige Schulgebäude abgerissen. Vorsichtigen Kostenschätzungen: Mindestens 100.000 Euro.

Um es abschließend noch einmal zu verdeutlichen: Es ging und geht um ein und die selbe ehemalige Schule, die innerhalb von zwei Jahre drei verschiedene Preise wert war: 180.000 Euro, 3.000.000 Euro und 587.000 Euro.
Peter-Stefan Greiner
Autor: nnz

Kommentare
JundF
06.09.2010, 14.23 Uhr
Traurig!!!!
Ich bin selber mal auf diese Schule gegangen und finde es sehr traurig das sich keiner dafür interessiert und sie jetzt viell. abgerissen werden soll, es gibt soviele Möglichkeiten Sie zu nutzen. Viell. sollte die Stadt mal in solche Dinge investieren und nicht in Sinnlose Dinge. Ich erinnere auch noch dran das dass nicht die einzige Schule ist die im Landkreis verfällt.
Retupmoc
06.09.2010, 14.31 Uhr
Nicht nur diese Schule
An dieser Stelle sollte man der Stadt Nordhausen auch einmal eine Frage nach der ehem. Friedrich - Engels - Schule stellen, die am Marienweg dahin vegetiert.

Diese Schule sieht genauso aus wie die in Nord, nur das diese ausserdem vorrangig in den Abendstunden und am Wochenende von Kids frequentiert wird, welche ihre Zerstörungswut an den noch nicht zertrümmerten Teilen auslassen oder auf dem Dach ein Feuerchen zündeln. Wann passiert da eigentlich mal etwas? Wenn der Erste Jugendliche sich den Hals gebrochen hat oder die angrenzenden Anwohner mit abgebrannt sind?
chappi1000
06.09.2010, 16.04 Uhr
Frauenbergschule
Ja was ist mit der Frauenbergschule dort sieht es nicht anders aus. Ich wohne nur ein par Meter von dort entfernt und kann seit 2004 den Verfall beobachten.
Flitzpiepe
06.09.2010, 16.29 Uhr
Traurig ja, aber
ich kann schon verstehen, dass sie seit langem leer stehen und nun abgerissen werden sollen/müssen.
Die Gebäude werden halt nicht mehr gebraucht.
Wer möchte schon diese Gebäude geschenkt bekommen (Kauf erst recht nicht), wenn eine Sanierung nach heutigen Maßstäben mehr kosten würde als ein Neubau. Vielleicht ist aber nach dem Abriss das Gelände wieder interessanter.
Luftikus
06.09.2010, 21.42 Uhr
Turnhalle Nord unbedingt erhalten!
Wichtig für die Nordhäuser Jugend und vor allem unsere Boxern ist, sich für den Erhalt der Turnhalle Nord stark zu machen. Die Boxer haben hier schon einiges in den Umbau investiert und so auch kürzlich erst neue Fenster an der Frontseite eingebaut. Man munkelt, dass nach dem Abriß der Schule, auch die Turnhalle folgen soll. Das wärer ein schwerer sozialer Schaden für unsere Nordhäuser Nachwuchs Boxer und natürlich für unsere Bundesliga Manschaft.
Bonefatius K.
07.09.2010, 06.36 Uhr
Na so was?
Hier hat sich wohl ein gieriger, hoher Angestellter der Stadtverwaltung mächtig "verzockt". Hier hätte wohl gelten sollen: der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
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