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Fr, 17:14 Uhr
16.04.2010

Gefährliche Liebschaften

Wer hat sie noch nicht erlebt, die Gefahr der Liebschaften. Mit diesem zwischenmenschlichen Thema haben sich die jungen Theatermacher in Nordhausen auseinandergesetzt. Jetzt liegen sie in den "letzten Zügen"...


„Oh! Mein Schwan!“ – Zum ersten Mal stehen die Mitglieder des Nordhäuser Theaterjugendclubs vor „ihrem“ Originalbühnenbild. Endlich dürfen sie auf der großen Bühne proben, nachdem die ersten Stückabläufe noch in provisorischer Kulisse auf der Probebühne stattfanden. Besonders der große Schwan, in den man sich wie in eine Gondel hineinsetzen kann, sorgt bei der 14-jährigen Sarah Kraul für begeisterte Ausrufe, musste sie bisher doch eine Holzbank bespielen.

Die 15 jungen Darsteller, die Christopher Hamptons Bühnenfassung des Briefromans „Gefährliche Liebschaften“ auf die Bühne bringen, sind zwischen 14 und 21 Jahren alt. Die meisten von ihnen standen schon in der Produktion „Als ich fremd war“ im vergangenen Dezember auf der großen Bühne. Auch ein paar „alte Hasen“, die dem Nordhäuser Publikum noch aus der „Dreigroschenoper“ in der letzten Spielzeit bekannt sein dürften, sind dieses Jahr wieder mit dabei.

Der französische Briefroman „Gefährliche Liebschaften“, der kurz vor Beginn der französischen Revolution die Literaturwelt in Aufruhr versetzte, ist ein bekanntes Motiv für zahlreiche Adaptionen. In der Regel werden die Rollen mit Schauspielern zwischen 30 und 40 Jahren besetzt. Doch Choderlos de Laclos hat die meisten seiner Figuren viel jünger angelegt. Und so liegt es nahe, dass Jugendliche sie verkörpern. Christopher Hampton hat den Briefroman für die Bühne bearbeitet, und das so genial, dass zahlreiche Filmdrehbücher auf seiner Textfassung beruhen. Als Teenie-Drama „Eiskalte Engel“ ist das Stück dem jungen Publikum ebenso präsent wie dem älteren in der Oscar-prämierten Verfilmung mit John Malkovich als Valmont.

Auch Bianca Sue Henne, Leiterin des Jungen Theaters und Regisseurin der Produktion, ist guter Dinge. Ihre Idee, die „Gefährlichen Liebschaften“ in zwei Epochen in einem zweigeteilten Bühnenbild zu inszenieren, funktioniert. Ronald Winters Bühnenbild ermöglicht einen ständigen Wechsel zwischen den Epochen: Ein riesiges rotes Gitter trennt den historischen vom zeitgenössischen Schauplatz. Bis auf einen Diener ist jede der Figuren zweimal auf der Bühne zu sehen: in moderner Kleidung auf der rechten Bühnenhälfte, in an barocke Kleidung angelehnten Kostümen und Perücken auf der linken Seite.

Eine Inszenierung der besonderen Art, wie kommt man darauf? „Die parallele Spielweise zeigt viel deutlicher als eine zeitlose Interpretation es könnte, wo wir heute mit unseren Moral- und Wertvorstellungen stehen. Das Nebeneinanderstellen von ‚damals’ und ‚heute’ zeigt, wie viel sich seit dem 18. Jahrhundert geändert hat – oder wie wenig“, sagt Bianca Sue Henne. „Liebesglück und Liebesleid liegen heute kaum weiter auseinander. Und für Intrigenspiele sind wir nicht weniger anfällig als der französische Hochadel bei de Laclos. Gemeinheiten zu beobachten und sich darüber zu ereifern, gehört in unserer Gesellschaft einfach dazu. Nicht ohne Grund erfreut sich ‚Big Brother’ seit etwa 10 Jahren eines breiten Publikums.“

Jetzt freuen sich alle Darsteller darauf, ihre Kostüme, die sie zum größten Teil schon anprobiert haben, auf der Bühne zu tragen und sich in der Maske mit Perücken und Theaterschminke auszustatten. Nur noch wenige Proben gibt es bis zur Premiere am 24. April. Aber dann wird alles anders sein, denn man kann alles proben – nur nicht die Reaktionen des Publikums.

Karten für die Premiere von „Gefährliche Liebschaften“ am 24. April um 19.30 Uhr und die weiteren Vorstellungen am 29.4. und 28.5. um 19.30 Uhr und am 22. Mai um 18.00 Uhr gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52) und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH
Gefährliche Liebschaften (Foto: I. Kühn)
Gefährliche Liebschaften (Foto: I. Kühn)
Gefährliche Liebschaften (Foto: I. Kühn)
Autor: nnz/kn

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