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Sa, 09:37 Uhr
15.08.2009

Handwerk warnt vor Abwanderung

In diesem Jahr droht Lehrlingen eine Nullrunde bei den Fahrt- und Unterbringungszuschüssen zum Berufsschulunterricht in Landesfachklassen beziehungsweise landesübergreifenden Klassen. Schon deshalb macht das Handwerk mobil. Thüringen könnte für junge Menschen unattraktiv werden.


Darauf weist die Handwerkskammer Erfurt hin und fordert, die Fahrtkosten- und Internatskostenförderung endlich verbindlich für alle betroffenen Lehrlinge sicher zu stellen. In den letzten Jahren hatten nur noch absolute Härtefälle auf Antrag eine Förderung erhalten. "Thüringen verliert nach wie vor täglich Einwohner. Und viele junge Menschen verlassen den Freistaat, weil sie hier keine berufliche Perspektive sehen.

Fahrtkostenzuschüsse sind gerade für Jugendliche wichtig, die in weniger frequentierten, dafür hoch spezialisierten Berufen lernen und dafür weite Fahrten zu Berufsschule und berufliche Bildungsstätte auf sich nehmen. Für das Land wäre es wesentlich billiger, die Auszubildenden jetzt hier im Land zu fördern, als sie in ein paar Jahren als gesuchte Spezialisten aus anderen Bundesländern wieder für viel Geld zurück zu werben", erläutert Hauptgeschäftsführer Thomas Malcherek.

Das Ausbildungsjahr habe schon wieder begonnen und es gebe immer noch keine Klarheit über die Förderung. So könne man mit den jungen Menschen nicht umgehen. Laut Handwerkskammer gehört zu den Gründen eines Ausbildungsabbruchs auch die finanzielle Belastung, die die Fahrt zur Berufsschule und die Internatsunterbringung mit sich bringen und nicht von allen Jugendlichen und deren Familien ohne Förderung finanziell getragen werden können.

Laut Statistik der Handwerkskammer Erfurt wurden im Jahr 2006 rund 290 Lehrlinge aus dem Kammerbezirk in Landesfachklassen beziehungsweise länderübergreifenden Klassen unterrichtet. Dies betrifft Berufe wie Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik, Steinmetze, Goldschmiede, Augenoptiker, Zahntechniker, Wärme-, Kälte- Schallschutzisolierer, Klempner, Estrichleger, Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Holz- und Bautenschützer.

Bisher hat sich das Thüringer Kultusministerium nicht entschieden, ob oder in welcher Höhe die Fahrt- und Unterbringungskosten gefördert werden. Die Handwerkskammer drängt jedoch auf eine zügige Entscheidung und verweist dabei auf einen Punkt im gemeinsamen "Bildungspakt Handwerk" aus dem Jahr 2008.

Darin heißt es: "Einer dringenden Lösung bedarf die Organisation und Finanzierung von Landesfachklassen und länderübergreifenden Fachklassen, um die hier absehbar steigende Zahl von Ausbildungsverträgen zu sichern und den Auszubildenden auch durch entsprechende Fahrtkostenzuschüsse die erforderliche Mobilität zu ermöglichen."

Zudem könnte das Thema künftig deutlich mehr Jugendliche betreffen, wenn weitere Fachklassen aufgrund zurückgehender Schülerzahlen an den Berufsschulen zusammengelegt werden. Wenn eine Klassenstärke von 15 Schülern nicht erreicht wird, werden Klassen mehrerer Schulen durch das Kultusministerium zusammengelegt - wie bereits geschehen. Dies bedeutet für die Lehrlinge längere Anreisewege und damit höhere Kosten. Thomas Malcherek: "Jetzt rächt sich, dass das Land bei der Schulnetzplanung keine verantwortliche Rolle übernommen und nicht ausreichend auf Landkreise und Städte eingewirkt hat, um die mittelfristige Schulnetzplanung voranzutreiben." Außerdem kritisiert die Handwerkskammer, dass es zwischen den einzelnen Bildungsregionen zu wenig Absprachen gibt.

Da lange absehbar war, dass künftig weniger Lehrlinge beschult werden müssen, hatte das Handwerk bereits im letzten Jahr gefordert, ausbildungsnahe Lösungen für die Berufsschulen zu finden, um die Fahrwege für die Jugendlichen trotz notwendiger Standortkonzentrationen so kurz wie möglich zu halten. "Jetzt passiert genau das, was keiner wollte: Es wird an grünen Tischen entschieden und die Leidtragenden sind die Lehrlinge und die Betriebe", so Malcherek.
Autor: nnz/kn

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