Mo, 08:21 Uhr
13.08.2007
Die etwas andere Galerie
Die andere Galerie
Er gilt vor allem in der Politik als Enfant Terrible, was wörtlich übersetzt schreckliches Kind bedeutet. Wer Martin Höfer, den Berufsschullehrer, den Raumausstatter, den Stadtrat oder Gastwirt kennt, der entdeckt wahrlich schnell das Kind in diesem Manne. Ob es schrecklich ist, das bewerten andere – oder auch nicht.
Das Multitalent entschied sich vor zehn Jahren zum Kneiper. Seit dem 4. August 1997 gibt es Zum Stepel. Die Ausstattung von Speisekarte und lokalem Interior läßt vermuten, man sitze in der guten Stube des Herrn Höfer. Von Anfang an waren die Wände mit Fotografien des historischen Nordhausens gefüllt. Seltene Motive aus einer Zeit, da diese Stadt noch ein architektonisches Ganzes war. Die Bilder zeigten aber auch furchtbare Wunden, die englische Bomben gerissen hatten.
Seit einigen Monaten sind diese Fotos verschwunden, sie haben Bildern Platz gemacht. Es sind Bilder, die Höfer neben Einkäufen und der Arbeit in der Stepel-Küche auf Papier oder Leinwand brachte und bringt. Es sind nicht diese bissigen Karikaturen, die manch kommunalen Politiker zum Versuch einer Klage drängten und die manchmal den guten Geschmack verließen. Nein, es sind Bilder, die den anderen Höfer zeigten. Den Beobachter, der Aufspürer, manchmal auch den Querkopf – vor allem aber das oben beschriebene Kind im Manne. Comics würde man neudeutsch sagen. Und tatsächlich – man kann in und aus ihnen lesen. Geschichten, Phantasien.
Doch neben den bunten Höfers hängen in der Stepel-Galerie eben auch Werke, auf die wohl andere Galerien scharf wären: Mit Mackensen, Brendemühl oder Rechtaczek hängen Nummer-1-Vertreter der Nordhäuser Kunstszene an der Wand. Die haben alle ihren Preis, meint Martin Höfer. Will heißen, die Werke können nicht nur bestaunt, sie können auch gekauft werden. Über die Preise kann man an der Theke sprechen. Kunst kostet.
In den nächsten Wochen werden die Kunstwerke ausgetauscht, andere Künstler der Region begehren auf Präsentation ihrer Werke. Martin Höfer kann sich den Luxus des Wählens leisten. Im Stepel hängen nur Bilder meiner Freunde! Und es hängen Bilder von Luisa Puls-Höfer, seiner Tochter. Es scheint so, als habe der Mann mit den vielen Berufungen und Jobs sein eigentliches Talent weitergegeben.
Das Sprichwort Wer nichts wird, wird Wirt, scheint im Stepel außer Kraft gesetzt zu sein. Vielleicht ist auch Wirt sein eine Berufung des manchmal unberechenbaren Wirts. Nur: Im Stepel kann er viele seiner Vorlieben ausleben: Kochen, Gestalten und mitunter auch mal richtig dummes Zeug quatschen. Wenn letztlich die Vernunft in der Stepel-Küche überhand nehmen würde, dann würde ein Besuch wohl nicht mehr den Spaß machen...
Peter-Stefan Greiner
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