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Di, 05:00 Uhr
19.03.2024
Bertelsmann Studie

Wie die Erosion der Demokratie 
gestoppt werden kann

Die Demokratiequalität in Entwicklungs- und Transformationsländern hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren kontinuierlich verschlechtert. Heute stehen nur noch 63 Demokratien einer Mehrheit von 74 Autokratien gegenüber...

Das zeigt der Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI), der in diesem Jahr zum zehnten Mal erscheint. Grund zur Hoffnung gibt es dennoch, denn eine Trendumkehr ist möglich. Das zeigen aktuell die
Beispiele der Transformationsländer Brasilien und Polen, wo die Bevölkerung autoritäre Kräfte abgewählt hat.

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In den Anfangsjahren des BTI, vor knapp 20 Jahren, waren die Demokratien weltweit noch deutlich weniger unter Druck. Heute verzeichnet ein knappes Drittel aller im BTI untersuchten 137 Länder den niedrigsten Stand politischer Beteiligungsmöglichkeiten, der überhaupt seit Beginn der BTI-Untersuchungen gemessen wurde. Allein in den vergangenen zwei Jahren waren in 25 Ländern die Wahlen weniger frei und fair, wurden in 32 Staaten die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit weniger geachtet und in 39 die Meinungs- und Pressefreiheit stärker eingeschränkt. Am Ende einer kontinuierlichen Aushöhlung der Demokratie steht in vielen Ländern wie Bangladesch, Mosambik oder der Türkei die autoritäre Herrschaft.

Doch nach wie vor gibt es Demokratien, die dem Druck standhalten. Die baltischen Staaten, aber auch Taiwan, Südkorea, Costa Rica, Chile und Uruguay zeigen, wie Transformation erfolgreich gestaltet werden kann: Rechtsstaatlich verankert, strategisch ausgerichtet, partizipativ und inklusiv angelegt, sorgt deren Regierungsführung nicht nur für gute Ergebnisse im Bildungs- und Gesundheitssystem und bei der Verbesserung des Lebensstandards, sondern auch für die Stärkung der Demokratie.

Um einer Erosion der Demokratie entgegenzuwirken, braucht es Kontrollinstanzen wie Justiz, Parlament oder Medien. Freie, wenn auch oft nur eingeschränkt faire Wahlen leiteten auch in einigen Ländern Ostmittel- und Südosteuropas wie in der Republik Moldau, Nordmazedonien, Polen, Slowenien und Tschechien oder Lateinamerikas wie in Brasilien, Guatemala und Honduras eine Wende ein. „Autoritäre Trends können an der Wahlurne gestoppt werden“, sagt Hauke Hartmann, Senior Expert des BTI. „Dafür braucht es eine zivilgesellschaftliche Mobilisierung vor den Wahlen und die Rückkehr zu Rechtsstaatlichkeit nach den Wahlen.“

Zivilgesellschaftliches Engagement zeigt Wirkung
Eine wichtige, manchmal die letzte Bastion zur Verteidigung von Demokratie, ist die Widerstandskraft der demokratischen Zivilgesellschaft. In Brasilien, Kenia und Sambia war es zivilgesellschaftlicher Nachdruck im Zusammenspiel mit Wahlbehörden oder Verfassungsgerichten, der saubere Wahlen gewährleistete und deren Ergebnisse sicherte. In Polen und Sri Lanka wurde erfolgreich zum Schutz bürgerlicher und sozialer Rechte mobilisiert. Diese Fälle zeigen, dass der Druck der Straße sich mit der institutionalisierten Kontrolle von ungezügelter Regierungsmacht verbinden muss, damit der Widerstand gegen autoritäre Tendenzen erfolgreich ist. Der Ausbau und Schutz dieser Kräfte und Institutionen ist das beste Mittel, um Demokratie zu stärken. Daher ist es eine gute Nachricht, dass die Kooperationsbereitschaft von Interessengruppen ebenso wie die Selbstorganisationskräfte der Zivilgesellschaft in den BTI-Bewertungen hoch geblieben ist.

Gutes Regieren ist Mangelware, vor allem in Autokratien
Autoritäre Herrscher pflegen dennoch das Narrativ, wonach ihre Staaten im Gegensatz zu Demokratien effektiver regiert würden, weil die Rücksichtnahme auf langwierige Abstimmungsprozesse und Widerstand bei der Umsetzung politischer Lösungen entfielen. Der BTI zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Am Ende der Skala effizienten Regierens finden sich 45 desorganisierte und korrupte Regime von Kambodscha über Simbabwe bis Venezuela, die fast alle autokratisch regiert werden. Zwar gibt es auch effizient geführte Autokratien, jedoch bleiben sie die Ausnahme.

Demokratiequalität und gute Regierungsführung sind eng miteinander verwoben, insbesondere hinsichtlich der Fähigkeit und Bereitschaft zur Konsensbildung. Dieser Aspekt guter Regierungsführung wird in 80 Ländern heute schlechter bewertet als noch vor zehn Jahren und verzeichnet damit die stärksten Einbußen. „Regierungen haben vielerorts das Bemühen um gesellschaftlichen Konsens zu lange vernachlässigt. Am kontinuierlichen Dialog und dem Ringen um die besten Lösungen möglichst viele zu beteiligen, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke demokratischen Regierens“, sagt Sabine Donner, Senior Expert der Bertelsmann Stiftung. „Gute Politik ist noch immer eine der besten Antworten auf autoritäre Herausforderungen.“

Seit 2006 analysiert und bewertet der Transformationsindex der Bertelsmann Stiftung (BTI) alle zwei Jahre die Qualität von Demokratie, Marktwirtschaft und Regierungsführung in 137 Entwicklungs- und Transformationsländern. Grundlage für die Bewertung sind über 5.000 Seiten an detaillierten Länderberichten, die in Zusammenarbeit mit knapp 300 Expertinnen und Experten führender Universitäten und Think Tanks in über 120 Ländern erstellt werden. Der aktuelle Untersuchungszeitraum erstreckt sich vom 1. Februar 2021 bis zum 31. Januar 2023. Der BTI ist der einzige international vergleichende Index, der die Qualität von Regierungshandeln mit selbst erhobenen Daten misst und eine umfassende Analyse von politischen Gestaltungsleistungen in Transformationsprozessen bietet.
Autor: red

Kommentare
Jäger53
19.03.2024, 08.12 Uhr
Demokratie
Da sollte die deutsche Regierung mal schnell umdenken um die Demokratie zu retten. Wenn sie es will.
Totofino
19.03.2024, 09.59 Uhr
ich habe also gelesen
dass es in Polen und Brasilien geklappt hat, autoritäre Kräfte abzuwählen, also könnte es bei uns doch auch klappen ? Es braucht Kontrollinstanzen wie Justiz, Parlament und Medien, ja das sollte auch bei uns das Ziel sein.
Fönix
19.03.2024, 13.44 Uhr
Die Lösung ist ganz einfach:
Wenn in den sogenannten "Demokratien" der Wohlstand gerechter verteilt werden würde und nicht die reichsten 10 Prozent 90 Prozent des Vermögens horten würden, dann wäre dieses Modell für die breite Masse der Bevölkerung wesentlich lukrativer. So aber fragen sich immer mehr Menschen, warum sie ihr ganzes Leben den Buckel krumm machen sollen, nur damit die Reichen immer reicher und sie selber immer ärmer werden. Die aktuelle Entwicklung in unserem Land ist das beste Beispiel, wo eine völlig fehlgeleitete DUNKELGRÜNE Energiepolitik das Wohnen zur Miete oder auch im eigenen klein Häuschen unbezahlbar werden lässt!
stadler
19.03.2024, 15.29 Uhr
Wer kennt sie nicht,
diese Staatsformen?

Nein, es sind Regierungsformen.

Eine demokratische Regierung ist daran zu erkennen,
wie bereit sie ist,
die auf Zeit übertragene Verantwortung, wieder abzugeben.

Der Staat sind wir, die Wähler.

Die s.g. Regierung ist ein Vehikel,
unsereren Willen umzusetzen.

Zum Glück, haben wir die Möglichkeit im Vierjahresrhytmus.

?


Da der Mensch kein Ei legen kann,
überträgt er die Aufgabe an ein Huhn,
dafür hat es es gut.

Da nicht jeder Leistungsträger ständig sich um Aufgaben kümmern kann, die unsere Gemeinschaft zum Vorteil zusammenhalten,
wählen und bezahlen wir eine Regierung.

Nicht mehr und nicht weniger.

Dazu gehören auch so hinten angedockte Quasi-Bhörden.
stadler
19.03.2024, 15.32 Uhr
Wer kennt sie nicht,
diese Staatsformen?

Nein, es sind Regierungsformen.

Eine demokratische Regierung ist daran zu erkennen,
wie bereit sie ist,
die auf Zeit übertragene Verantwortung, wieder abzugeben.

Der Staat sind wir, die Wähler.

Die s.g. Regierung ist ein Vehikel,
unsereren Willen umzusetzen.

Zum Glück, haben wir die Möglichkeit im Vierjahresrhytmus.

?


Da der Mensch kein Ei legen kann,
überträgt er die Aufgabe an ein Huhn,
dafür hat es es gut.

Da nicht jeder Leistungsträger ständig sich um Aufgaben kümmern kann, die unsere Gemeinschaft zum Vorteil zusammenhalten,
wählen und bezahlen wir eine Regierung.

Nicht mehr und nicht weniger.

Dazu gehören auch so hinten angedockte Quasi-Bhörden.
Kobold2
19.03.2024, 16.25 Uhr
Wer in diesem Land
Für die Erosion der Demokratie entscheidenden Anteil hat will hier eine Menge trotz offensichtlicher Fakten immer noch nicht sehen und meint sogar noch, das es dann besser wird.
Hauptübel sehe ich in gesellschaftlicher Verrohung, zunehmenden Egoismus und schwindender Toleranz. Auch die Medien haben hier einen nicht geringen Anteil.
Den Grünen kann man für die fehlgeleitete Energiepolitik der Vergangenheit allenfalls Untätigkeit vorwerfen, oder Blindheit, die aber weitverbreitet nicht nur dort, sondern bei Vielen auch noch heute zu finden ist.
Wenigstens hat man das groß geschriebene Dauerlieblingsschimpfwort nicht vergessen, sonst wäre der Kommentar ja unvollständig.
Der Grundstein für die unbefriedigende Wohnungsituation liegt auch lange vor den Regierungsantritt der für manche einzigen Lieblingsfeindpartei und basiert nicht auf deren Entscheidungen.
P.Burkhardt
20.03.2024, 09.42 Uhr
Ohja...
..Demokratien verteilen also den Wohlstand ! ...und das machen sie falsch und deshalb sind Demokratien (insbesondere unsere) Mist, oder wie darf ich die obige Aussage eines Kommtators verstehen ?

Zunächst: Die Staatsform hat höchstens am Rande etwas mit Wohlstand zu tun. Persönlicher Wohlstand wird entweder erarbeitet, oder (was häufiger ist) durch das bewusste und gesteuerte Eingehen von Risiken erwirtschaftet (man kann auch Unternehmertum dazu sagen). Ein Staat (der kann auch in der Form einer Demokratie sein) kann nur seine Steuereinnahmen umverteilen und für ein Sozialleistungssystem den rechtlichen Rahmen schaffen.

Was unserer Demokratie am meisten schadet, ist in meinen Augen die beschaulichen letzten Jahrzehnte in Frieden und relativen Wohlstand. Manche haben vergessen, was es wirklich bedeutet, wenn nur noch eine von oben übergestülpte Meinung gilt.(heute darf man anderer Meinung sein, dafür demonstrieren). Wir wissen alle, wie sowas in nicht freiheitlich demokratischen Staaten endet, und geendet hat. Es fehlt manchem an Wissen (siehe angesprochenen Kommentar oben), anderen an Verständnis und Toleranz und über allem wabert offenbar noch eine dicke Portion Neid, auf die die mit Geschick und Können sich einen gewissen Wohlstand erarbeitet haben ...
El loco
20.03.2024, 13.33 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. ... Beleidigungen, Herabwürdigungen
El loco
20.03.2024, 20.54 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Formulieren Sie ihren Kommentar bitte als persönliche Meinungsäußerung und nicht als Tatsachenbehauptung. Mit dem Absondern ist da das so eine Sache ...
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