So, 11:08 Uhr
30.10.2022
Psychische Belastung am Arbeitsplatz:
Ein Viertel der Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen
Die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern steht bei erfolgreichen Unternehmen schon immer im Fokus. Eine immer größere Rolle spielt dabei die psychische und mentale Gesundheit, die seit dem Beginn der Corona-Pandemie noch stärker in den Fokus gerückt ist...
Eva-Maria Skorsetz, Psychologin beim Institut für Arbeit und mentale Gesundheit des TÜV Thüringen, sieht hier nicht nur einen entscheidenden wirtschaftlichen Erfolgsfaktor, sondern auch einen wesentlichen Treiber für die Attraktivität eines Unternehmens im Wettstreit um die besten Fachkräfte: Längst ist klar, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitgeber auch danach auswählen, ob er geeignete Rahmenbedingungen für eine gesunde Work-Life-Balance bieten kann.
Immer öfter treffen psychische Erkrankungen Menschen mit Arbeitsplatz: Wurden noch Anfang der 2000er-Jahre überproportional häufig beschäftigungslose Personen mit psychischen Diagnosen krankgeschrieben, sind es in den letzten zehn Jahren zunehmend Beschäftigte. Gleich hinter Muskel- und Skeletterkrankungen liegen psychische Leiden inzwischen auf Platz zwei der Ursachen für krankheitsbedingte Ausfälle von Beschäftigten. Erschwerend kommt hinzu, dass lange Ausfallzeiten eher die Regel als die Ausnahme sind. Fast jeder sechste Krankheitsgrund (17,5 Prozent) war 2020 laut Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft auf psychische Störungen zurückzuführen. Während etwa zwei Drittel der Krankmeldungen spätestens nach einer Woche erledigt sind, beansprucht die Genesung einer psychischen Erkrankung mit durchschnittlich über 43 Krankheitstagen erheblich mehr Zeit. Fehlzeiten auf Arbeit und Krankschreibungen sind aber nur eine Seite der Medaille: Laut Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie sind sogar 27,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von psychischen Erkrankungen betroffen, ein relevanter Teil der Betroffenen sucht deshalb aber keinen Arzt auf.
Da sich die psychischen Belastungen ganz unterschiedlich auf die Beschäftigten auswirken, kann die gleiche Situation bei einer Person motivierend sein, bei einer anderen Person jedoch zu einer Fehlbeanspruchung führen. Das hängt ganz von den individuellen Möglichkeiten zum Umgang mit entsprechenden Situationen eine Person hat. Bestehen Fehlbeanspruchungen über einen längeren Zeitraum, kann das Einfluss auf die psychische Gesundheit des Betroffenen haben. Und das wiederum hat Einfluss auf die Gesundheit des ganzen Unternehmens: Im Extremfall kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen und Fehlzeiten, einer hohen Fluktuation oder einem erhöhten Konfliktpotential. Am Ende schlägt sich das in höheren Kosten für die Unternehmen nieder. Gesunde Unternehmen mit mental gesunden Mitarbeitern sind daher im Normalfall langfristig erfolgreicher als solche, die ihren Mitarbeitern zu viel zumuten, berichtet Arbeitspsychologin Eva-Maria Skorsetz aus der Praxis.
Unternehmen sollten sich deshalb nicht nur im Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Interesse ihres wirtschaftlichen Erfolges professionell zu mentaler Gesundheitsförderung beraten lassen. So kann einerseits das Risiko minimiert werden, dass Arbeitskräfte aufgrund psychischer Belastungen ausfallen oder sogar das Unternehmen verlassen, anderseits können so auch eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung geschaffen und die individuellen Ressourcen von Beschäftigten gezielt gefördert werden. All das trägt auch dazu bei, krankheitsbedingte Fehlzeiten und Mitarbeiterfluktuation zu verringern.
Autor: redEva-Maria Skorsetz, Psychologin beim Institut für Arbeit und mentale Gesundheit des TÜV Thüringen, sieht hier nicht nur einen entscheidenden wirtschaftlichen Erfolgsfaktor, sondern auch einen wesentlichen Treiber für die Attraktivität eines Unternehmens im Wettstreit um die besten Fachkräfte: Längst ist klar, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitgeber auch danach auswählen, ob er geeignete Rahmenbedingungen für eine gesunde Work-Life-Balance bieten kann.
Immer öfter treffen psychische Erkrankungen Menschen mit Arbeitsplatz: Wurden noch Anfang der 2000er-Jahre überproportional häufig beschäftigungslose Personen mit psychischen Diagnosen krankgeschrieben, sind es in den letzten zehn Jahren zunehmend Beschäftigte. Gleich hinter Muskel- und Skeletterkrankungen liegen psychische Leiden inzwischen auf Platz zwei der Ursachen für krankheitsbedingte Ausfälle von Beschäftigten. Erschwerend kommt hinzu, dass lange Ausfallzeiten eher die Regel als die Ausnahme sind. Fast jeder sechste Krankheitsgrund (17,5 Prozent) war 2020 laut Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft auf psychische Störungen zurückzuführen. Während etwa zwei Drittel der Krankmeldungen spätestens nach einer Woche erledigt sind, beansprucht die Genesung einer psychischen Erkrankung mit durchschnittlich über 43 Krankheitstagen erheblich mehr Zeit. Fehlzeiten auf Arbeit und Krankschreibungen sind aber nur eine Seite der Medaille: Laut Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie sind sogar 27,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von psychischen Erkrankungen betroffen, ein relevanter Teil der Betroffenen sucht deshalb aber keinen Arzt auf.
Da sich die psychischen Belastungen ganz unterschiedlich auf die Beschäftigten auswirken, kann die gleiche Situation bei einer Person motivierend sein, bei einer anderen Person jedoch zu einer Fehlbeanspruchung führen. Das hängt ganz von den individuellen Möglichkeiten zum Umgang mit entsprechenden Situationen eine Person hat. Bestehen Fehlbeanspruchungen über einen längeren Zeitraum, kann das Einfluss auf die psychische Gesundheit des Betroffenen haben. Und das wiederum hat Einfluss auf die Gesundheit des ganzen Unternehmens: Im Extremfall kommt es zu krankheitsbedingten Ausfällen und Fehlzeiten, einer hohen Fluktuation oder einem erhöhten Konfliktpotential. Am Ende schlägt sich das in höheren Kosten für die Unternehmen nieder. Gesunde Unternehmen mit mental gesunden Mitarbeitern sind daher im Normalfall langfristig erfolgreicher als solche, die ihren Mitarbeitern zu viel zumuten, berichtet Arbeitspsychologin Eva-Maria Skorsetz aus der Praxis.
Unternehmen sollten sich deshalb nicht nur im Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Interesse ihres wirtschaftlichen Erfolges professionell zu mentaler Gesundheitsförderung beraten lassen. So kann einerseits das Risiko minimiert werden, dass Arbeitskräfte aufgrund psychischer Belastungen ausfallen oder sogar das Unternehmen verlassen, anderseits können so auch eine gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung geschaffen und die individuellen Ressourcen von Beschäftigten gezielt gefördert werden. All das trägt auch dazu bei, krankheitsbedingte Fehlzeiten und Mitarbeiterfluktuation zu verringern.
Kommentare
Strandläufer
31.10.2022, 13.10 Uhr
In der Theorie super!
...in der Praxis eher nicht.
"Längst ist klar, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitgeber auch danach auswählen, ob er geeignete Rahmenbedingungen für eine gesunde Work-Life-Balance bieten kann."
Zu Zwecken der Mitarbeiter Werbung nutzen diese Floskel die Unternehmen gerne.
In der Umsetzung eher seltener vorzufinden, auch wenn es tatsächlich immer mehr in den Fokuss der Arbeitnehmer/ Bewerber rutscht.
Hört man sich jedoch um so erfährt man, dass weder hier an der Küste noch in Nordhausen die Firmen - bis auf wenige beispielhafte Ausnahmen - das begriffen haben. Gerade vermeintlich soziale Einrichtungen sind oft leider keine Vorreiter für ein angenehmes Miteinander, wenngleich dort der Fachkräftemangel auch groß ist.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die psychischen Erkrankungen stetig steigen. Der Umgang mit- und untereinander ist nicht immer schön, zumal immer mehr Aufgaben von immer weniger Mitarbeitern bewältigt werden müssen. Wenn dann noch der Druck erhöht wird und die Wertschätzung sinkt, muss man sich nicht wundern. Aber vielen Unternehmern oder Eigentümern oder Führungskräften ist es schlicht egal.
"Längst ist klar, dass immer mehr Menschen ihren Arbeitgeber auch danach auswählen, ob er geeignete Rahmenbedingungen für eine gesunde Work-Life-Balance bieten kann."
Zu Zwecken der Mitarbeiter Werbung nutzen diese Floskel die Unternehmen gerne.
In der Umsetzung eher seltener vorzufinden, auch wenn es tatsächlich immer mehr in den Fokuss der Arbeitnehmer/ Bewerber rutscht.
Hört man sich jedoch um so erfährt man, dass weder hier an der Küste noch in Nordhausen die Firmen - bis auf wenige beispielhafte Ausnahmen - das begriffen haben. Gerade vermeintlich soziale Einrichtungen sind oft leider keine Vorreiter für ein angenehmes Miteinander, wenngleich dort der Fachkräftemangel auch groß ist.
Es kommt nicht von ungefähr, dass die psychischen Erkrankungen stetig steigen. Der Umgang mit- und untereinander ist nicht immer schön, zumal immer mehr Aufgaben von immer weniger Mitarbeitern bewältigt werden müssen. Wenn dann noch der Druck erhöht wird und die Wertschätzung sinkt, muss man sich nicht wundern. Aber vielen Unternehmern oder Eigentümern oder Führungskräften ist es schlicht egal.
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