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Mo, 15:00 Uhr
11.07.2022
Feuer Powertrain erhöht Löhne vorzeitig

Ein gewisses Maß an Optimismus braucht es

Die Säulen der deutsche Wirtschaft werden zur Zeit von einer ganzen Reihe an Problemen umringt. Beim Kurbelwellenhersteller Feuer Powertrain sieht man dennoch Grund den nächsten Jahren mit Optimismus entgegenzublicken. Der jetztigen Krise will man unter anderem damit begegnen, dass man die Löhne vorzeitig anhebt…

Beim Kurbelwellenhersteller Feuer Powertrain blickt man mit einem guten Maß an Optimismus in die Zukunft (Foto: agl) Beim Kurbelwellenhersteller Feuer Powertrain blickt man mit einem guten Maß an Optimismus in die Zukunft (Foto: agl)


Das Gewerkschaft und Unternehmensleitung in trauter Gemeinsamkeit zum Pressegespräch laden, das gibt es nicht alle Tage. Beim Kurbelwellenhersteller Feuer Powertrain hielt man es heute just so und hatte gute Nachrichten zu verkünden. Ab September werden die Löhne zunächst um 2,5 Prozent angehoben, Ende des Jahres erfolgt die Anpassung an die neuen Tarifbeschlüsse, erklärten heute Feuer-Geschäftsführer Bernd Gulden und der zweite Geschäftsführer der IG Metall Nordthüringen, Alexander Scharff.

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Die Verhandlungen zu dieser Entscheidung habe man „innerhalb von einem Kaffee“ getroffen, berichtet Gulden. Ziel sei es, die Auswirkungen der gestiegenen Preise auf die Beschäftigten bereits vor den Tarifabschlüssen im Herbst und Winter etwas abzufedern. „Das Problem besteht jetzt, die Leute machen heute große Augen an der Supermarktkasse. Also müssen wir auch jetzt zügig entlasten“, meint Scharff.

Sind die Verhandlungen in der Fläche einmal abgeschlossen, werde man die Entlohnung bei Feuer entsprechend anpassen. Die Forderungen liegen aktuell bei einem Lohnplus von acht Prozent, auf Arbeitgeberseite rechnet man laut Gulden aber eher mit einem Lohnplus von rund 6,5 Prozent aus. Vor dem Frühjahr ist mit einem erfolgreichen Tarifabschluss aber nicht zu rechnen, deswegen will man bei Feuer früher handeln, wenn auch in kleinerem Umfang.

Gute Ausgangslage
Bei Feuer kann man die Entscheidung aus einer Position der Stärke hinaus treffen. Rund 1,5 Millionen Kurbelwellen gehen allein Nordhausen jedes Jahr vom Band. Die Umsätze konnte man zuletzt um rund 50 Prozent auf rund 187 Millionen Euro steigern und für das laufende Jahr geht man derzeit von einem Anstieg um 20 bis 30 Prozent aus, führte Gulden am Vormittag aus. Die aktuelle Zielmarke liege bei 250 Millionen Euro. Der zunehmende Ausbau der Elektromobilität macht dem Kurbelwellenhersteller keine Sorgen, im Gegenteil, man hat bisher von der Entwicklung profitiert. „Eine Firma wie VW stellt ja auch Kurbelwellen her, verkauft die aber nicht am Markt. Jetzt wo viele Hersteller mehr Energie in die Elektromobilität legen, wurden die Kapazitäten für die Herstellung der Kurbelwellen ausgelagert“, so der Feuer-Chef weiter.

Die Entscheidung der EU, ab 2035 Neuwagen mit Verbrennungsmotor zu verbieten, sieht man ebenfalls eher entlassen entgegen. Intern habe man seit Jahren mit einem solchen Schritt gerechnet und sei dabei, die Abhängigkeit vom reinen Pkw-Markt zu reduzieren. Ein Verbot bei den Neuzulassungen sei zudem nicht gleichbedeutend mit einem Produktionsverbot. Es gebe weiter Wachstumsmärkte, in denen die Ausbreitung der Elektromobilität noch auf sich warten lasse. Außerdem bestehe auch außerhalb des Pkw-Segments weiterhin Bedarf an Verbrennungsmotoren und damit auch an Kurbelwellen.

IG-Metall Vertreter Alexander Scharff und Feuer-Geschäftsführer Bernd Gulden: in der deutschen Gewerkschaftskultur kann man konstruktiv zusammen arbeiten (Foto: agl) IG-Metall Vertreter Alexander Scharff und Feuer-Geschäftsführer Bernd Gulden: in der deutschen Gewerkschaftskultur kann man konstruktiv zusammen arbeiten (Foto: agl)


Ein bisschen Optimismus braucht es
Man habe in den letzten zwanzig Jahren sicher einige Fehler gemacht, aber auch viele richtige Entscheidungen getroffen, berichtet Gulden weiter. Damals gab es in Europa noch 15 Kurbelwellenhersteller, übrig geblieben sind vier, von denen wiederrum zwei auf wackeligen Beinen stünden. Und man ist der einzige Hersteller, der im Hochlohnland Deutschland geblieben ist.

Das der Laden brummt, mag auch an der konstruktiven Zusammenarbeit mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft liegen. Man verfügt über einen Haustarif der an den Flächentarif angelehnt ist und teilweise darüber liegt, es gibt Vergütungen des Arbeitgebers für die private Gesundheitsvorsorge der Gewerkschaftsmitglieder und die Möglichkeit, Einmalzahlungen in zusätzliche Urlaubstage umzuwandeln. Das freut auch Betriebsrat André Hartung, der von einer grundsätzlichen „win-win“ Situation spricht. Wieviele Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind, wollte Alexander Scharff nicht verraten, der Organisationsgrad liege aber deutlich über 60 Prozent.

Das man gemeinsam flexible Entscheidungen auf Augenhöhe treffen kann, habe die Corona-Zeit gezeigt. „Es gibt Mechanismen für den Krisenfall und wir werden immer versuchen, einen Weg zu finden mit denen Herausforderungen beherrschbar werden.“, so Scharff. An Schwierigkeiten mangelt es in diesen Tagen nicht: Lieferprobleme und Materialmangel, exorbitanter Anstieg der Energiepreise, Gaskrise, Chipkrise, Inflation und Fachkräftemangel. Sollte es wirklich zu einer Gasrationierung kommen, prophezeit Gulden der deutschen Automobilindustrie eine „Kernschmelze“ und auch die Energiepreise seien ein ernstzunehmendes Problem. Zeichen der Entspannung sieht man hingegen bei der Verfügbarkeit von Computer-Chips und bei den Rohstoffpreisen für Vorprodukte wie Nickel und Stahl.

„Wir haben auch während der Corona-Krise flexible Entscheidungen treffen müssen, die sicher nicht Vergnügungssteuerpflichtig waren aber wir haben das Beste daraus gemacht. Wir sind ein Privatunternehmen, da schauen wir nicht so auf die Quartale sondern haben langfristige Perspektiven und die zeigen Märkte, auf denen wir wachsen können. Und ein Maß an Optimismus muss man haben, sonst sollte man kein Unternehmer sein“, sagt Gulden.

Für Alexander Scharff gehört Feuer zu den „neuralgischen“ Unternehmen der Region. Einen klassischen Arbeitskampf werde es auch in diesem Jahr geben, allerdings würden die Aktionen zumindest bei Feuer nicht disruptiv ausfallen. Vielmehr gehört die Firma zu den Betrieben, die man Mitgliedern auf Arbeitssuche gerne empfiehlt. Und gesucht werden weiter Fachkräfte, allein rund 70 an der Zahl für die Werke in Nordhausen und Beuren.
Angelo Glashagel
Autor: red

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