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Fr, 11:00 Uhr
01.04.2022
Es ist vollbracht

Von Industriebrache zu modernstem Autohaus

Fünf Monate ist es nun her, da am Rande von Wittenberg, auf dem Areal des einstigen Maschinen- und Mühlenbaus, ein Richtfest gefeiert werden konnte. Jetzt gab es am Abend eine glanzvolle Eröffnungsparty - in einem der modernsten Autohäuser in diesem Land. Die nnz war für Sie dabei…

Ein Bild mit Symbolkraft: Seit 15 Jahren arbeiten Andreas und Helmut Peter in der Leitung der Peter-Gruppe zusammen (Foto: H. Fischer) Ein Bild mit Symbolkraft: Seit 15 Jahren arbeiten Andreas und Helmut Peter in der Leitung der Peter-Gruppe zusammen (Foto: H. Fischer)
Wenn es einer schafft, gleich zwei Ministerpräsidenten und dazu noch den neuen Ostbeauftragten der Bundesregierung zur Teilnahme an der Feier zur Eröffnung eines Autohauses zu bewegen, dann ist das wohl Helmut Peter. Dieses politisch-wirtschaftlich-organisatorische Kunststück ist dem Nordhäuser am Abend in Sachsen Anhalt gelungen.

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Die automobile Welt, das stand für den 64jährigen und seinen Sohn Andreas schon in den 1990er Jahren fest, ist an Grenzen von Landkreisen oder Bundesländern nicht gebunden. Als einer der wenigen Unternehmer aus den “neuen” Bundesländern zog er in die “alten”, um Geschäfte zu machen. Und als auch das nicht reichte, expandierte die Peter-Gruppe nach Sachsen Anhalt. Dort erwarben die Peters drei Autohäuser der Beresa-Gruppe und übernahmen des Vertriebsauftrag für Mercedes Benz in Wittenberg.

Mehr als zehn Millionen Euro wurden in Wittenberg investiert (Foto: H. Fischer) Mehr als zehn Millionen Euro wurden in Wittenberg investiert (Foto: H. Fischer)
Summa summarum: heute ist die Peter-Gruppe mit 24 Standorten in 15 Städten Thüringens, Niedersachsens und Sachsen Anhalt ansässig, hat acht Marken im Vertrieb und übernimmt für weitere fünf Marken den Service. Trotz der Größe, der Expansionskraft - im Herzen ist und bleibt der “Senior”, wie Andreas Peter seinen Vater nennt, Nordhäuser. Hier, im Norden Thüringens ist er geboren und verwurzelt, was vermutlich auch ein Grund dafür ist, dass an der offiziellen Eröffnung mit fast 600 Gästen eine ziemlich starke Delegation aus dem heimatlichen Revier anwesend war.

Helmut Peter begrüßt die 650 Gäste (Foto: H. Fischer) Helmut Peter begrüßt die 650 Gäste (Foto: H. Fischer)
Helmut Peter eröffnete nach dem Segen Martin Luthers auf das neue Haus denn auch den Reigen der Begrüßungs- und Grußreden und freute sich, dass sie fast alle (einige Corona bedingte Absagen gab es) der Einladung gefolgt waren. Wie schon in der Rede zum Richtfest lobte Peter die Herzlichkeit und Professionalität aller Partner in Wittenberg, die es gemeinsam möglich machten, dass sich in kurzer Zeit aus einer zur Versteigerung stehenden Brache ein Autohaus samt Umfeld entwickelte, das seinesgleichen sucht und: das 45 Frauen und Männern einen modernen Arbeitsplatz bietet. Hinzu kommen zehn junge Menschen, die eine Ausbildung absolvieren. Sie alle wurden im benachbarten Autohaus in Dessau-Roßlau eingearbeitet.

“Dieses Haus ist ein gutes Zeichen für Wittenberg und zeigt auch, dass Sachsen Anhalt nach vielen wirtschaftlichen Startschwierigkeiten auf dem Weg in ein Zukunftsland ist”, sagte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, der bei allen wirtschaftlichen Aspekten auch das soziale Engagement an die beiden Peters würdigte. Seine Grußworte schloss der Erfurter mit dem Satz: “In Thüringen müssen die Würste lang und die Reden kurz sein.”

Ministerpäsident Reiner Haseloff dankte den Unternehmern dafür, dass sie in Wittenberg etwas unternommen haben (Foto: H. Fischer) Ministerpäsident Reiner Haseloff dankte den Unternehmern dafür, dass sie in Wittenberg etwas unternommen haben (Foto: H. Fischer)
Sachsen Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff wurde in seiner Rede emotional: “Als ehemaliger Arbeitsamtschef musste ich den Mühlenbau und andere namhafte DDR-Betriebe in und um Wittenberg abwickeln. Ich kannte sie noch als UTP-Schüler und mein Vater hat seine Lehre hier in den Flugzeugwerken nebenan gemacht.” Bei seiner ersten Begegnung mit Helmut Peter in Göttingen dachte er: „Halloballo, auch die Ossis können’s“.

Bodo Ramelow musste derweil noch die Abstimmungsniederlage im Thüringer Landtag verdauen. Er würdigte in seinen Worten das wirtschaftliche, aber auch das soziale Engagement und verwies auf die Investition der Peter-Gruppe in Erfurt. “Er macht in Erfurt das Gleiche wie hier, auch dort hat er ein verseuchtes Trümmergrundstück gekauft, belebt es wieder, und baut darauf ein modernes mobiles Dienstleistungszentrum. Ich möchte dem Unternehmer-Typ Helmut Peter danke sagen, denn er kümmert sich und ich möchte dafür drei Beispiele nennen. Einer der besten Dieselmotoren seiner Zeit ist im ehemaligen Karl-Marx-Stadt und auch Nordhausen entwickelt und später von den Westdeutschen weiterentwickelt worden, ein Commonrail-Diesel und er fährt mit dieser Technik heute noch in vielen Ländern dieser Welt. Im IFA-Museum in Nordhausen ist er zu sehen. Er steht drin. Wer hat das Museum initiiert? Helmut Peter. Und es steckt kein Staatsgeld im Museum. Viele einstige IFAraner betreiben es ehrenamtlich.”

Weiterhin nannte Ramelow das sportliche Engagement von Helmut Peter und Robert Böhm bei den Damenhandballerinnen des Thüringer HC und das Engagement für die weitere Stärkung und Entwicklung der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe in Northeim, die nur über die viele Kraft existiere, die Helmut Peter hineingesteckt habe. Hier werden die Führungskräfte von morgen ausgebildet. Auch darum kümmere er sich.

Jürgen Karpinski, der Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe und das Mitglied der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Deutschland, Jens Kunath, würdigten die 30 Jahre Arbeit von Helmut Peter. “Wir fordern von der Politik, die Förderprämien für Elektrofahrzeuge an das Bestelldatum zu knüpfen und nicht an das Datum der Auslieferung. Weiterhin fordern wir als ZDK mit Blick auf die aktuellen Benzinpreise, dass Autofahren kein Luxusgut sein darf. Der Staat darf nicht zum Profiteur hoher Benzinpreise werden. Die Hälfte des Benzinpreises landet im Staatshaushalt. Dritte Forderung an den Staat ist es, die Weiterentwicklung synthetischer Kraftstoffe zu fördern und zu unterstützen”, sagte Karpinski und Kunath lobte in seiner Ansprache die langjährige Partnerschaft zwischen der Peter-Gruppe und Mercedes Benz, die getragen sei von der Bereitschaft, den stetigen Wandel mitzugestalten.

Ein Sparschwein mit 20.000 Euro für das Projekt des Grünen Klassenzimmers (Foto: H. Fischer) Ein Sparschwein mit 20.000 Euro für das Projekt des Grünen Klassenzimmers (Foto: H. Fischer)
Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör bedankte sich, dass nach den 5.000 Euro, die beim Richtfest im vergangenen Jahr gespendet wurden, nun weitere 20.000 Euro für das Projekt des grünen Klassenzimmers übergeben werden können. Als Zeichen der Anerkennung dessen, was die beiden Nordhäuser Unternehmer für Wittenberg unternommen hatten und vielleicht noch unternehmen werden, überreichte das Stadtoberhaupt einen kleinen Luther als Statue.

Den Redereigen der Gäste beendet Fritz Günzler, der langjährige Wirtschaftsprüfer des Unternehmens. Er konstatierte unter anderem, dass die Peter-Gruppe in den zurückliegenden drei Jahrzehnten 140 Millionen Euro in 24 Standorten, in 15 Städten und drei Bundesländern investiert habe. Und an die zahlreichen Vorstände von Banken und Sparkassen im Auditorium gerichtet sagte Günzler: “Sie kriegen ihr Geld zurück, das kann ich mit ruhiger Hand unterschreiben.” Günzler, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist, schloss sein Grußwort mit einem Gebet des Pfarrers von St. Lamberti zu Münster aus dem Jahr 1183: „Herr, setze dem Überfluss Grenzen und lasse die Grenzen überflüssig werden. Lasse die Leute kein falsches Geld machen und auch das Geld keine falschen Leute. Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Männer an ihr erstes. Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde. Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute, die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind. Gib den Regierenden ein gutes Deutsch und den Deutschen eine gute Regierung. Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen – aber nicht sofort.”

Wie die automobile Zukunft aussehen könnte, was konkret Mercedes Benz vorhat und wie die Herausforderungen der Zukunft ausgestaltet werden, das berichteten Andreas Peter und Centerleiterin Christian Dost am Ende der Reden und Ansprachen.

Halt: Helmut Peter betrat noch einmal die Bühne und dankte einigen Wegbegleitern: Wolfgang Asche, dem langjährigen Nordhäuser Sparkassenchef für eine fast 30jährige Zusammenarbeit, Veikko Junge, dem “Baulöwen” der Peter-Gruppe für sein riesengroßes Engagement und der kaufmännischen Leiterin der Gruppe, Cornelia Zennecke, für eine mehr als 30 Jahre währende Zusammenarbeit. Frau Zennecke wechselt in den wohlverdienten Ruhestand.

Sein Dank galt aber auch und insbesondere Christina und Enrico Dost, Centerleiterin und Serviceleiter im Autozentrum Anhalt für ihre außerordentlich gute Arbeit und last, but not least, seinem Sohn Andreas, mit dem er nun seit 15 Jahren die Geschäfte der Gruppe führt. Darüber hinaus kündigte Helmut Peter an, das sein Sohn und Christina Dost zu Geschäftsführern der Peter Autozentrum Anhalt GmbH ernannt werden, die wiederum im Januar mit der Peter-Gruppe verschmolzen werden soll.

Der Geschäftsführer der Abrissfirma, Jochen Kaiser, hat Helmut Peter als Erinnerung an den alten Mühlenbau-Standort die aufgearbeitete alte Werksuhr des VEB Mühlenbau geschenkt als Dankeschön für alles. Sie kommt in den Schauraum. (Foto: H. Fischer) Der Geschäftsführer der Abrissfirma, Jochen Kaiser, hat Helmut Peter als Erinnerung an den alten Mühlenbau-Standort die aufgearbeitete alte Werksuhr des VEB Mühlenbau geschenkt als Dankeschön für alles. Sie kommt in den Schauraum. (Foto: H. Fischer)
Dann war der offizielle Teil beendet und die anschließende Party wurde mit einer Laser-Show eingeleitet.
Peter-Stefan Greiner, Heidi Fischer
Ein Teil der geladenen Gäste aus Politik und Wirtschaft auf einem Gruppenfoto (Foto: H. Fischer)
Ostbeauftragter der Bundesregierung, Carsten Schneider (Foto: H. Fischer)
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Foto: H. Fischer)
Jürgen Karpinski – Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (Foto: H. Fischer)
Jens Kunath – Mitglied der Geschäftsleitung Mercedes-Benz Deutschland (Foto: H. Fischer)
Torsten Zugehör – Oberbürgermeister Lutherstadt Wittenberg (Foto: H. Fischer)
Wittenbergs OB überreicht eine Luther-Statue (Foto: H. Fischer)
Mitglied des Bundestages (Wahlkreis Göttingen) und Wirtschaftsprüfer der Autohaus-Peter-Gruppe (Foto: H. Fischer)
Christina Dost, Andreas Peter (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Lasershow beendete den offiziellen Teil (Foto: H. Fischer)
Autor: psg

Kommentare
Envites
01.04.2022, 11.21 Uhr
Gratulation und
man könnte sich bei HP auch mal mit einem Orden bedanken, insbesondere für die genannten Leistungen außerhalb des modernsten Autohauses ...
emmerssen
01.04.2022, 13.46 Uhr
Wahre Worte von 1183 !
Gib den Regierenden ein gutes Deutsch und den Deutschen eine gute Regierung. Was der Herr Pfarrer aus Münster schon damals wuste, die heutige Gendersprache ist das überflüssigste, unwichtigste und Abschaffungswürdigste überhaupt. Von der guten Regierung reden wir lieber erst gar nicht.
Bodo Schwarzberg
08.04.2022, 21.18 Uhr
Helmut Peter einst skeptisch wegen E-Mobilität
Ich erinnere mich noch gut an mein Interview mit Helmut Peter für mein Buch "Menschenbilder aus der Harz- und Kyffhäuserregion" vor mehr als 10 Jahren. Damals äußerte sich der erfolgreiche Unternehmer noch skeptisch über die Zukunft der E-Mobilität: "Das kauft doch keiner", sagte er mir sinngemäß. Nun, man sieht am Boom der Peter-Gruppe und an der Wittenberger Veranstaltung mit all ihren Rednern, dass sich Peters Skepsis nicht bewahrheitet hat.

Dass es jedoch ein Irrglauben ist, mit der E-Mobilität seien Ökologie und Ökonomie in Frieden vereint, legen allein die sehr begrenzten Vorkommen des seltenen chemischen Elements Lithium für die Akkus der Fahrzeuge nahe. Auch ein noch so effektives Recycling wird das Problem langfristig nicht auffangen können. Denn die Automobilindustrie heutiger marktwirtschaftlichen Prägung ist nur durch Wachstum, also durch noch mehr Ressourcenverbrauch profitabel. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik lässt sich als Naturgesetz auch mit Milliardeninvesitionen nicht bestechen.

Jenseits aller Kritik ziehe ich den Hut vor Helmut Peter. Er hat schier Unglaubliches geschafft und damit bewiesen, dass die gar nicht so selten aufkochenden ostdeutschebn Minderheitskomplexe nicht immer berechtigt sind.

Alllerdings zeigt unsere Welt mit all ihren Verwerfungen im politischen, militärischen und ökologischen Bereich, dass auch der wirtschaftliche und menschliche Erfolg der Peter-Gruppe vielfach von global wirkenden Faktoren abhängig ist.
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