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Sa, 09:45 Uhr
17.07.2021
Ellricher Ehepaar wird in Weimar ausgezeichnet

Ehrung zum Lyonel-Feininger-Jubiläum

Die Eheleute Hannelore und Wolfgang R. Pientka aus Ellirch, die sich seit Jahrzehnten um die Verbreitung der Werke des bedeutenden amerikanischen Künstlers Lyonel Feininger verdient machten, wurden jetzt in Weimar für ihre ehrenamtliche Arbeit und ihr finanzielles Engagement geehrt …

Wolfgang R. Pientka (l.) während der Ehrung in Weimar  (Foto: W.R. Pientka) Wolfgang R. Pientka (l.) während der Ehrung in Weimar (Foto: W.R. Pientka)

In dieser Zeit, in der das Radfahren so aktuell ist wie nie und in der Autofahren mit jedem Tag teurer wird, sollte eigentlich der ‚Radfahrer‘, nicht der berühmte Künstler Lyonel Feininger, der am 17. Juli 150 Jahre geworden wäre, zuerst gewürdigt werden. Um die Wende zum 20. Jahrhundert leistete er sich fast jedes Jahr ein neues Fahrrad und fuhr damit im Monat ca. 1.000 km, wohlgemerkt ohne Schaltung, nur mit der Kraft seiner Beine und auf Wegen, die noch keinen Asphalt kannten. Die Feininger-Initiativgruppe, gemeinsam mit der Stadt Weimar und der Bauhaus Universität Weimar ehrte das Ehepaar Hannelore und Wolfgang R. Pientka mit einem Exemplar des in Weimar anlässlich des 150. Geburtstages von Lyonel Feininger in limitierter Auflage von 99 Exemplaren gedruckten Posters mit dem Gemälde „Gelmeroda XI“. Seit mehr als 50 Jahren beschäftigen sich die Pientkas mit dem Werk dieses Malers, Karikaturisten, Meister des Bauhauses und Musikers. Und so vielseitig seine Begabungen und Interessen auch waren, so geprägt von den jeweiligen Zeitläufen war auch sein Lebenslauf in den Jahren der Kaiserzeit, des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik, des Dritten Reiches und schließlich in seinem Exil, dem Land seines Ursprungs, der USA.

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In der Zeit der Regentschaft Wilhelms II. war er kritischer Beobachter und dokumentierte seine Eindrücke in einer Vielzahl von kritischen Blättern, dort vorrangig in Karikaturen mit politischem Inhalt. Ohne zu übertreiben war er in dieser Zeit der bekannteste und gefragteste Zeichner von Karikaturen und Vorläufern der Comics. In den Jahren 1914 bis 1918 war er als gebürtiger Amerikaner als einer der ‚Feinde‘ des Kaiserreichs gezwungen, sein Domizil auch im Harz, dort vorrangig in Braunlage, aufzuschlagen. Als einer der ersten Meister, heute würde man sagen ‚Professoren‘, wurde er an das Bauhaus Weimar berufen, ging auch mit dieser wegweisenden Institution nach Dessau. Im Nazi-Regime zählte er zu den verfemten Künstlern. Als Vertreter der „Entarteten Kunst“ ging er zum Schutz seiner Frau, die Jüdin war, in die Emigration in sein Geburtsland.

All diesen Phasen seines Lebens widmete sich das Ehepaar Pientka in den vergangenen Jahrzehnten in diversen Vorträgen, die es nicht nur in Nordhausen und ihrem Wohnort Ellrich hielt, sondern auch von Sachsen-Anhalt über Mecklenburg-Vorpommern bis hin nach Bayern, von wo jetzt nach dem ‚hoffentlichen‘ Ende dieser auch und vor allem in der Kunst erdrückenden Phase ‚CORONA‘ eine Anfrage kam. Besonders beliebt ist der Vortrag ‚Findungstage‘, der die Liebe Feiningers zu Julia Berg zum Inhalt hat. Von den heimlichen Anfängen im Jahr 1905 bis zur ‚Midlife-Krise‘ wird diese Beziehung in oft rührenden Briefen, gelesen von Hannelore Pientka, unterstützt mit Werken aus dieser Zeit, gezeigt von ihrem Ehemann dargestellt. Als neuestes Projekt entstand ein Vortrag zu dem Radfahrer Feininger, der inspiriert wurde durch die Zunahme der Radfahrer, ob mit oder ohne Unterstützung durch Batterie, in den letzten fast zwei Jahren. Auch in diesem Vortrag werden neben Karikaturen humoristische Texte aus dieser Zeit gelesen. Sehr viele Werke, die Kirchen und Landschaften Thüringens darstellen, basieren auf den ‚Naturskizzen‘, die Feininger mit dem Fahrrad unterwegs zeichnete. Für ihr unermüdliches Wirken, u.a. auch für die Sammlung von 10.000 Euro für den Kauf einer Originalskizze für das Kunsthaus in Nordhausen, überreichte der Weimarer Stadtrat Karl-Heinz Kraass (Begründer des Feininger Schüler-Plenair Mellingen im September 1989) dieses limitierte Plakat verbunden mit einer entsprechenden Würdigung bereits am Vortag des Jubiläums, da die Pientkas einer Einladung zu dem Festakt am 17. Juli in der Kirche Gelmeroda aus anderweitigen Termingründen nicht Folge leisten konnten.

Es ist vorgesehen, den Bürgern Nordhausens und der Region in den nächsten Wochen und Monaten mehrere Vorträge, vielleicht auch ein Orgelkonzert mit einer Fuge von Feininger, zu Ehren und zur Erinnerung an diesen großen Künstler in Ellrich anzubieten. Die Termine sind abhängig vom Baufortschritt in der Johanniskirche Ellrich als zukünftiges kulturelles Zentrum dieser Stadt und werden rechtzeitig auch in der Presse bekannt gegeben.
Hannelore und Wolfgang R. Pientka
Autor: red

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