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Do, 18:01 Uhr
01.07.2021
nnz-Reihe: Klimaschutz geht alle an/ Teil 5

Malle lieber kein-mal im Jahr?

In unserer Reihe zum Klimaschutz vom Nordhäuser Professor Viktor Wesselak und seiner Seminargruppe dreht sich heute alles um den Urlaub...


Ein Artikel über Reiseverhalten ist gerade durch den langen Verzicht der Corona-Pandemie ein heikles Thema. Viele von uns sehnen sich nach dem „mal wieder rauskommen“ und „etwas Anderes sehen“. Doch genau jetzt, wo alles im Umbruch ist, lohnt es sich Gedanken über umweltfreundliches Reisen zu machen. Reisen soll natürlich weiterhin möglich sein. Nur möchten wir an dieser Stelle zum Nachdenken anregen, welche Folgen die Wahl des Verkehrsmittels und die Entfernung des Zielorts für den eigenen CO2-Fußabdruck hat.

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Schaut man sich die klassischen Reiseverkehrsmittel nach Treibhausgas-Emissionen an, verursacht das Flugzeug am meisten THG pro Kilometer und beförderte Person (211 g), gefolgt von dem PKW (142 g), der Bahn (41 g) und dem Reisebus (32 g). Neben der Wahl des Verkehrsmittels spielt auch die Entfernung eine wichtige Rolle beim eigenen Fußabdruck.

Um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, steht nach Hochrechnungen der Klimaschutzorganisation Atmosfair jedem Menschen rechnerisch noch ein CO2-Gesamtbudget von 47,7 t zur Verfügung. Aktuell liegen die durchschnittlichen CO2-Emissionen in Deutschland bei 11,2 t pro Person. Unser Budget wäre also schon in gut 4 Jahren aufgebraucht, wenn wir nichts ändern. Betrachtet man nun Urlaubsreisen, haben diese einen deutlichen Einfluss auf unsere Klimabilanz. Die Flugstrecke nach Mallorca und zurück beträgt rund 2900 Kilometer. Mit den o.g. Werten entspricht dies 0,6 t CO2-Äquivalenten pro Person.

Nimmt man unser verbleibendes Restbudget an CO2 und teilt es auf die Jahre bis 2050 auf, dürften wir im Mittel jedes Jahr nur noch 1,5 t CO2 freisetzen. Mit einer einzigen Reise nach Mallorca hätten wir schon mehr als ein Drittel unseres Jahresbudgets verbraucht. Die 1,5 t CO2 pro Jahr sollten allerdings kritisch betrachtet werden, da es nur ein rechnerisches Mittel ist. Das Ziel ist es, unter der 1,5-Grad-Marke zu bleiben und langfristig keine Emissionen mehr zu produzieren. Für den Anfang ist es aber eine greifbare Zahl, die verdeutlicht wie viel zu hoch unser eigener Fußabdruck aktuell liegt.
Langstreckenflüge haben bekanntlich noch einen viel größeren Einfluss. Eine Reise von Erfurt nach Bangkok und zurück würde mit 17.500km einen CO2 Ausstoß von 3,2 t bewirken. Das ist dann schon mehr als das Doppelte unseres Jahresbudgets mit nur einer Reise.

Wie sich unser durchschnittlicher CO2-Ausstoß durch eine Reise nach Bangkok ändert (Foto: UBA) Wie sich unser durchschnittlicher CO2-Ausstoß durch eine Reise nach Bangkok ändert (Foto: UBA)

Für Urlaubsziele in weiter Entfernung gibt es außer dem Verzicht leider kaum eine Alternative zum Flugzeug. Sollte eine Flugreise doch nötig sein, können die entstanden CO2-Emissionen kompensiert werden. Die bekannteste Möglichkeit hierbei ist eine CO2-Kompensation bei Atmosfair. Mittels der Eingabe der eigenen Flugdaten werden die Kilometer, die verbrauchte CO2-Äquivalente und der zu erbringende Betrag zur Kompensation gerechnet. Dieser kann an Projekte gespendet werden, die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Betrachtet man wieder den Flug nach Mallorca und zurück würden hier 15 € Kompensationskosten anfallen, die von Anfang an ins Urlaubsbudget miteingeplant werden könnten. Bei dem Langstreckenflug nach Bangkok wären es schon 130 € pro Person.

Natürlich gilt, lieber nicht fliegen als kompensieren, da Kompensation auch als eine Art Ablasshandel betrachtet werden kann. Allerdings ist es ein erster Ansatz, mit dem jede*r von uns zumindest einen kleinen Beitrag leisten kann!

Das Kreuzfahrtschiff sollte inzwischen den meisten als Umweltverpester bekannt sein. Die Zahl der Passagiere nimmt immer mehr zu und die Größe der Schiffe ebenfalls. Bei einer 10-tägigen Kreuzfahrt mit einem Schiff auf das mehr als 3000 Personen passen werden durchschnittlich 2 t CO2 pro Person emittiert. Der Zielwert mit 1,5 t CO2 ist allein mit einer Kreuzfahrt weit überschritten. Problematisch sind die Kreuzfahrten durch den genutzten Schiffsdiesel bzw. das Schweröl, sowie die Anreise der Crew-Mitglieder und Passagiere, die häufig mit dem Flugzeug erfolgt.

Neben Flugzeug und Kreuzfahrtschiff, können wir aber auf deutlich umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Bus und Bahn zurückgreifen. Das Umweltbundesamt empfiehlt in einem Umkreis von 1000 km des eigenen Wohnorts zu verreisen – das ist immerhin fast ganz Europa. Um das zu unterstützen, werden aktuell verstärkt Nachtzuglinien ausgebaut, wie beispielsweise Berlin-Stockholm. So reist man klimafreundlicher als mit dem Flugzeug, der Preis einer Übernachtung verrechnet sich mit den Fahrtkosten und da man schläft, hat man noch weniger Zeitverlust im Urlaub! Für weitere, noch nicht so gut ausgebaute Strecken innerhalb Europas muss man deutlich mehr Zeit als mit dem Flugzeug einplanen. Nutzt man den Reiseweg allerdings als Etappenweg, werden die einzelnen Strecken deutlich kürzer und wir können mehrere Orte gleichzeitig kennenlernen.

Das Auto steht an zweiter Stelle der Treibhausgasemissionen pro Personenkilometer. Allerdings muss hier unterschieden werden, wie viele Personen im Auto mitfahren. Während eine einzelne Person in einem Auto deutlich höhere Emissionen bedingt, ist ein vollbesetztes Auto mit fünf Personen eine umweltfreundlichere Alternative.

Insgesamt sollten wir uns darüber bewusst werden, welche Folgen unsere Urlaubsgewohnheiten mit sich führen. Ein Anfang wäre es, das eigene Urlaubsverhalten zu beobachten und darüber nachzudenken, mit welchem Verkehrsmittel der nächste Urlaub angetreten werden soll und ob nicht auch nähere Ziele attraktiv sein könnten. In 1000 km Umkreis haben wir Berge, Strände, Wälder und jede Menge spannender Städte, die auch mit Bus oder Bahn gut und umweltfreundlich erreicht werden können!
Seminargruppe Nachhaltigkeit an der Hochschule Nordhausen
Autor: red

Kommentare
Bifiwurst
01.07.2021, 18.27 Uhr
Klimaschutz geht alle an
Solange wie unsere Minister kreuz und quer durch die Welt fliegen und sich mit den dicksten Karossen durch die Gegend fahren lassen Geht es wohl keinen etwas an wann und wie oft jemand in den Urlaub fliegt oder fährt. Ich hoffe nur das unser Steinmeier nicht noch das Virus aus Israel mitbringt von seinen unnötigen Freundschaftsbesuch und uns noch alle ansteckt.
nordfreak
01.07.2021, 18.38 Uhr
Verbote
Das ist genau das, was ich an den grünen Weltverbesserern so mag: allen Menschen nahezu alles vorschreiben. Wie weit sie fahren dürfen, Welche Verkehrsmittel sie nutzen dürfen, wo sie Urlaub machen. Wie viele Personen in einem Auto sitzen müssen. Ihr habt doch nicht alle Ökotassen im Schrank der Nachhaltigkeit. Solange das eventuelle Problem des Kohlendioxids nicht weltweit angegangen wird, retten wir Deutschen nicht die Welt.

Ich würde erst einmal vorschlagen, in Brasilien mit einer schnellen Eingreiftruppe den dortigen Machthaber zu zwingen, die Abholzung des Regenwaldes zu stoppen und wieder massiv aufzuforsten. Richtig schmerzende Wirtschafts- und Finanzsanktionen wären der Anfang. Aber das traut sich niemand. Dafür soll der Mensch, der das ganze Jahr lang über arbeitet, auf seinen ökologischen Fußabdruck im Urlaub achten.
Kama99
01.07.2021, 19.44 Uhr
Ich frage mich nur ....
wie unsere zukünftige Möchtegern Bundeskanzlerin Staatsbesuche im Ausland abhalten will. Mit fliegen wird das ja wohl nichts.
N. Baxter
01.07.2021, 20.36 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Verzichten Sie auf offensichtlich falsche Tatsachenbehauptungen.
Halssteckenbleib
01.07.2021, 23.07 Uhr
Also wir haben beschlossen dieses Jahr
wie schon eh und je zu Hause zu bleiben. Klimaschutz hat für uns schon immer höchste Priorität gehabt. Da verzichten wir auf alles und jedes was in irgend einer Weise das Klima schaden könnte. Zum Beispiel pupsen wir in Plastikbeutel und schaffen die dann zur fachgerechten Entsorgung in den Wertstoffhandel. Was tut man nicht alles um die Welt zu retten..
Rosi21
02.07.2021, 06.07 Uhr
Bitte fliegt wieder!
Mir ist zur Zeit zu kalt und ich muss heizen!
Früher mussten die Menschen in den Wald, um Holz zu holen. Alle möchten im Urlaub in den Süden, weil es dort schön warm ist.
Guckt mal in die Weltgeschichte, den Menschen ging es immer besser, wenn es warm war.
Ich wünsche mir die Klimakatastrophe zurück!
Kitty Kat
02.07.2021, 07.09 Uhr
Und sie erwärmt sich doch....
...mit oder ohne Menschen. Wir sind jetzt wohl ganz am Ende einer Kaltzeit und die Polkappen gab es in der Erdgeschichte auch schon ohne Eis.

Außerdem....solange die Obrigkeit lügt, trickst und betrügt, sehe ich keinen Grund, eigene Gewohnheiten zu ändern. Ein Beispiel. Nach außen von der Notwendigkeit umweltfreundlicher Mobilität quatschen und sich für den Fahrspaß einen äußerst leistungsstarken Jaguar F type zulegen....genau mein Humor. Oder die ganzen sinnlosen Reisen der Häuptlinge in der Politik. Und den kleinen Mann gängeln...das kommt supi an im Volk.
Leser X
02.07.2021, 11.03 Uhr
Apropos Malle
Viele der Malle-Touris tun doch dort genau das, was sie zu Hause auch tun: Rumhängen und Nichtstun, Müßiggang. Nur eben bei zehn Grad mehr. Und zwischendurch gerne auch Saufgelage, Strand-Polonäse und Rumkrakäle - es ist ja Urlaub.

Malle kann an gut und gerne als Synonym für die Sinnkrise von Leuten nehmen, die nicht so recht wissen, wozu sie auf der Welt sind. Und so ganz nebenbei die Welt verpesten. Eben deutsche Leitkultur.
diskobolos
02.07.2021, 12.14 Uhr
Ach Kitty,
Schwankungen der Erdachse gibt es tatsächlich. Diese finden aber in Zeiträumen von ca. 25 000 Jahren statt. Solange können wir nicht warten.
Wenn wir so weitermachen, wird unser Planet schon in ein paar Jahrzenten in großen Teilen unbewohnbar sein.
Wer glaubt, man könne über die Klimaerwärmung aus Unwissenheit Witzchen machen, der schaue mal nach CND, wo es jetzt Temparaturen von fast 50°C gibt.
CND, nicht MEX!
Die Verantwortung für das eigene Handeln kann man an niemanden abgeben...
Kama99
02.07.2021, 12.27 Uhr
@diskobolus
Nur mit weiteren Steuern wird Deutschland das Klima nicht ändern. Die werden für etwas ganz anderes gebraucht, will nur nicht jeder begreifen.
Mueller13
02.07.2021, 13.14 Uhr
Enttäuschende Ideen
Ich sehe die Fliegerei auch nicht unkritisch, speziell die Abgase in 10km Höhe. Was mir jedoch völlig fremd ist, ist die Gängelung der Bürger.

Was sollte man von einer Studentengruppe erwarten? Innovative Ideen und Forderungen.
Was wird uns geboten? Ablasshandel aus dem Mittelalter.

Warum fordert man nicht transkontinentale Transrapid-Strecken? (Ich weiss, da liegt bei Amerika/Australien ein Wasser dazwischen) Lissabon -> Shenzen mit Zwischenstop in Madrid, Paris, Ruhrgebiet, Berlin, Warschau, Moskau. Warum fordert man nicht einen Stop der Abholzung der Regenwälder (auch mit militärischen Mittel als letzte Instanz), warum fordert man keine Programme, die die Bevölkerungsexplosion in Afrika/Asien stoppen, warum fordert man keine Aufforstungsprogramme? Nein, am Malle-Urlaub für den Arbeiter wird rumgekrikelt. Den gewöhnlich gutverdienenden Grünen-Wähler aus den Westdeutschen Großstädten werden die XXX Euro Ablasskompensation nicht interessieren. Für Mindestlöhner aus dem Osten bleibt mittelfristig eben nur die Bielener Kiesgruben.

Der schöne Ökosozialismus. Statt nach Ursachen zu suchen, wird an den Symptomen herumgedoktert.
Eckenblitz
02.07.2021, 13.18 Uhr
Heuchelei
Natürlich haben wir ein Klimaproblem. Aber diese Heuchelei die man betreibt, nur um Steuern zu erhöhen, oder neu zu erlassen, ist eine SAUEREI. Kama99 hat schon recht, wenn er den Verwendungszweg der so genannten Klimasteuer hinterfragt. Eine Antwort werden wir von den Regierenden nicht bekommen und von den „GRÜNEN“ Ökoexperten schon gar nicht. Die haben so ihre Rechen-Probleme.
Waldemar Ceckorr
02.07.2021, 14.12 Uhr
also ich nehme auf dem weg zur arbeit
immer 3 - 4 leute mit. die fahren dann mit dem bus wieder nach hause, so habe ich 2x was für's klima getan:
1. ich fahre nicht alleine
2. der bus ist auch besser besetzt

der klimabewusste waldi
diskobolos
02.07.2021, 15.45 Uhr
Alles eine Frage des Bewusstseins
"Nur mit weiteren Steuern wird Deutschland das Klima nicht ändern."
Stimmt, es braucht viele Maßnahmen. Das wichtigste ist aber eine Änderung des Bewusstseins. Und die ist weltweit schon im Gange. Selbst hier im Forum. Diejenigen, die meinen, die Welt geht unter, wenn man seine Gewohnheiten ändert wirken heute wie aus der Zeit gefallen.
Die ständige Nölerei über "die Politiker" bringt auch nichts. Wer bessere hat, kann die ja wählen.
Rosi21
02.07.2021, 18.05 Uhr
Klimakatastrophe CO2 ?
Insgesamt auf der Welt beträgt das CO2 nur max . 0,04 % als Bestandteil in der Luft. Somit spielt Deutschland keine große Rolle. Wer ein Aquarium mit Pflanzen hat weiß, das die Zuleitung von CO2 hat einen positiven Effekt auf das Pflanzenwachstum bringt.
Unser Deutschland hat ganz andere Probleme, über die nur wenige sich zu sprechen trauen.
Paul
02.07.2021, 20.30 Uhr
Klima-was???
Wenn Deutschland was für den Klima und Umweltschutz tun will, dann sollte SOFORT der Bau ALLER E-Autos gestoppt werden, und es sollte ab sofort wieder billiger Atomstrom für Alle verfügbar sein !
Der Bau der Batterien für die E-Karren ist der größte Umweltschaden der über Jahrzehnte oder noch länge NIE WIEDER "repariert" werden kann. Und wieviele Menschen jetzt schon ihre Gesundheit oder ihr Leben riskieren nur für den Abbau der Rohstoffe für die Batterien der E-Karren darüber wird einfach mal geschwiegen, denn Merkel-Deutschland muß ja die Welt retten !
Wenn es nicht so traurig wäre, man würde aus dem Lachen über unsere Politiker n.icht mehr raus kommen
N. Baxter
02.07.2021, 21.31 Uhr
@liebe nnz
Worin unterscheidet sich mein Beitrag ggü. dem von Leser X? Meine Überschrift war als Frage formuliert, nicht als Behauptung. Der Rest beruht auf eigenen Erfahrungen aus über 50 bereisten Ländern und entsprechenden Kontakt. Im Gegenzug könnte ich fragen, wie Sie von "offensichtlich" sprechen können, denn dann müssten ja konkrete Gegenbeispiele bekannt sein.
Grüße von einem doch kritischen Zeitgeist der nach wie vor gern nnz liest :)
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