Do, 12:00 Uhr
08.04.2021
UNTERE NATURSCHUTZBEHÖRDE BETONT:
Die Natur darf keinen Solaranlagen weichen
In Niedersalza brodelt es, lautete kürzlich eine Schlagzeile der nnz. Ein großflächiger Solarpark auf zwei Einzelflächen ist geplant. Just auf einer dieser Fläche, die sich die Natur zurückholte, eines der letzten Refugien für Vögel und Tiere, erfolgten bereits Rodungen. Das brachte Bürger auf die Palme, worüber wir schon berichteten...
Schon sind Büsche und Sträucher auf einer Fläche südöstlich vom Tierheim gerodet. Eine illegale Maßnahme, klagt die Untere Naturschutzbehörde und ist empört. Sie soll Konsequenzen haben. (Foto: Kurt Frank)
Niedersalza. Die Information, die wir von der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung über die Pressestelle erhielten, ist vorläufig. Die zuständigen Mitarbeiter sind derzeit (Krankheit/Urlaub) nicht im Amt. Die heutige Information beruht auf einer fachgebietsinternen Recherche. Sie besagt unter anderem:
Zum geplanten Solarpark am Holungsbügel gibt es einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan (VBP). Diesen hat die Naturschutzbehörde in einer Stellungnahme im Dezember 2020 aufgrund von signifikanten naturschutzrechtlichen Einwendungen das Einvernehmen versagt. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) ist an diesem Standort ausdrücklich gegen einen Solarpark.
Bis heute, heißt es in dem Schreiben weiter, ist bei der UNB kein Antrag auf irgendwelche Gehölzentnahme auf den besagten Flurstücken eingegangen. Grundsätzlich ist es außerdem gemäß Bundesnaturschutzgesetz so, dass zwischen dem 1. März und dem 30. September ohnehin keine Bäume, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze weder intensiv beschnitten noch entfernt werden dürfen.
Die Stadt Nordhausen plane keinen Solarpark, teilt auf Anfrage die Pressestelle des Rathauses mit. Ein Investor treibe die Planungen voran. Die Abacus Solar aus Walldorf, beantragte die Einleitung des Aufstellungsverfahrens zum Bebauungsplan Nr. 57 Solarpark Hinter der Steinmühle/Am Holungsbügel. Ziel ist ein Solarpark in Form einer Photovoltaik-Anlage auf den Freiflächen mit insgesamt 10 Megawatt Leistung. Abacus Solar, lässt die Stadt wissen, erklärt sich bereit, die Kosten des Planverfahrens, des Eingriffsausgleichs und gegebenenfalls notwendige Erschließungsmaßnahmen zu übernehmen.
Auf der einst ebenfalls natur belassenen Fläche mit Büschen und Sträuchern nordöstlich vom Tierheim folgte eine Bauschuttdeponie. Inzwischen ist sie begradigt und einplaniert. Eine Wiederbegrünung erfolgte nicht. Geplant sind Solaranlagen. Im Hintergrund links das Krankenhaus, rechts die Kirchtürme der Stadt. (Foto: Kurt Frank)
Die räumliche Abgrenzung besteht aus zwei Geltungsbereichen, welche sich westlich der Kernstadt und östlich des Ortsteils Hesserode befinden. Geltungsbereich 1 Hinter der Steinmühle umfasst die Flächen der Ex-Erdstoff/Bauschuttdeponie zwischen dem Tierheim und dem ehemaligen Gelände der Servicegesellschaft Am Schorfe, nördlich der Straße Hinter der Steinmühle. Geltungsbereich 2 Am Holungsbügel umfasst die ehemalige Militärfläche der russischen Kaserne/Radarstation nahe der Straße Am Holungsbügel nordwestlich des Baugebietes Am Schwalbenweg.
Wie aus der Beschlussvorlage, die der Amtsleiter für Stadtentwicklung und Zukunftsfragen, Martin Juckeland, verfasste, zu entnehmen ist, sei nach dem entsprechenden Beschluss (25.Mai 2020) die Öffentlichkeit frühzeitig über das Vorhaben informiert worden. Sie hatte vom 19. November bis 18. Dezember 2020 die Möglichkeit, sich zu äußern. Eingegangen, schreibt Pressesprecher Fischer, sind zahlreiche Stellungnahmen, die nun vor Einreichung des Entwurfes, der zuvor vom Stadtrat zu beschließen ist, geprüft und bewertet werden. Dies obliegt vor der Freigabe dem Investor und dessen beauftragtem Planungsbüros. Vor dem nächsten Beschluss möchte er außerdem sein Vorhaben den Bürgern in einer Versammlung vorstellen.
Wie die Pressestelle der Stadt informiert, gibt es für die Bürgerversammlung noch keinen Termin, die Möglichkeiten dazu sind im Moment durch die Umstände auch begrenzt. Der Stadtrat kann in beiden der noch notwendigen Beschlüsse (Entwurf der Satzung) das Verfahren ablehnen, wenn er der Auffassung ist: Ungeeignet! Die betreffenden Grundstücke befinden sich nicht im Besitz der Stadt Nordhausen.
Auf dem Terrain südöstlich vom Tierheim, wo die Büsche und Sträucher schon beseitigt sind, machte sich im Laufe der Jahre Natur wieder breit. Es wurde Heimat und Brutstätte von Vögeln und Niederwild. Gleiches war gegenüber nordöstlich vom Tierheim geschehen. Auch dort hatte sich eine ansehnliche Fläche die Natur wieder zurückerobert. Doch eines Tages kam die Planierraupe und machte alles platt.
Es folgte eine von der Stadt genehmigte Bauschuttdeponie. Die ist mittlerweile begradigt und planiert. Ein relativ großer Bereich. Eine Wiederbegrünung erfolgte nicht. Die Rekultivierungsgesellschaft mit Geschäftsführer Bernd Sondermann will das der Natur selbst überlassen und wollte ihr nicht nachhelfen. Wird die Fläche künftig mit Solaranlagen bestückt, erübrigt sich das. Der Natur bleiben dann nur noch die Hänge für Bepflanzungen.
Sollte, wenn überhaupt, die Stadt Solaranlagen auf den genannten Arealen zustimmen, dann müsste es ihre Pflicht sein, den Investor und die Abacus Solar GmbH aus Walldorf zu verpflichten, als Ausgleich für ein naturnahes Umfeld im Sinne von Umwelt, Natur-, Vogel- und Niederwildschutz zu sorgen. Schutzgehölze mit Beerensträuchern und ein Blumenstreifen für Insekten wären eine Möglichkeit. Auf eine lapidare Zusage des Investors, Ausgleiche schaffen zu wollen, würde ich als Stadt, der doch so viel an grüner Natur liegt, allein nicht setzen.
Den hier beschriebenen Bereich mit seiner Fauna und Flora nutzen Städter, Naturliebhaber und Familien gern zu einer kleinen Wanderung oder einem erholsamen Spaziergang. Solaranlagen mögen zeitgemäß erscheinen, unerlässlich sind aber auch Refugien für eine belebte Natur in unserer ausgeräumten Landschaft. Man darf gespannt sein, wie sich der Stadtrat entscheiden wird.
Kurt Frank
Autor: psgSchon sind Büsche und Sträucher auf einer Fläche südöstlich vom Tierheim gerodet. Eine illegale Maßnahme, klagt die Untere Naturschutzbehörde und ist empört. Sie soll Konsequenzen haben. (Foto: Kurt Frank)
Niedersalza. Die Information, die wir von der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung über die Pressestelle erhielten, ist vorläufig. Die zuständigen Mitarbeiter sind derzeit (Krankheit/Urlaub) nicht im Amt. Die heutige Information beruht auf einer fachgebietsinternen Recherche. Sie besagt unter anderem:
Zum geplanten Solarpark am Holungsbügel gibt es einen vorhabensbezogenen Bebauungsplan (VBP). Diesen hat die Naturschutzbehörde in einer Stellungnahme im Dezember 2020 aufgrund von signifikanten naturschutzrechtlichen Einwendungen das Einvernehmen versagt. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) ist an diesem Standort ausdrücklich gegen einen Solarpark.
Bis heute, heißt es in dem Schreiben weiter, ist bei der UNB kein Antrag auf irgendwelche Gehölzentnahme auf den besagten Flurstücken eingegangen. Grundsätzlich ist es außerdem gemäß Bundesnaturschutzgesetz so, dass zwischen dem 1. März und dem 30. September ohnehin keine Bäume, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze weder intensiv beschnitten noch entfernt werden dürfen.
Die Stadt Nordhausen plane keinen Solarpark, teilt auf Anfrage die Pressestelle des Rathauses mit. Ein Investor treibe die Planungen voran. Die Abacus Solar aus Walldorf, beantragte die Einleitung des Aufstellungsverfahrens zum Bebauungsplan Nr. 57 Solarpark Hinter der Steinmühle/Am Holungsbügel. Ziel ist ein Solarpark in Form einer Photovoltaik-Anlage auf den Freiflächen mit insgesamt 10 Megawatt Leistung. Abacus Solar, lässt die Stadt wissen, erklärt sich bereit, die Kosten des Planverfahrens, des Eingriffsausgleichs und gegebenenfalls notwendige Erschließungsmaßnahmen zu übernehmen.
Auf der einst ebenfalls natur belassenen Fläche mit Büschen und Sträuchern nordöstlich vom Tierheim folgte eine Bauschuttdeponie. Inzwischen ist sie begradigt und einplaniert. Eine Wiederbegrünung erfolgte nicht. Geplant sind Solaranlagen. Im Hintergrund links das Krankenhaus, rechts die Kirchtürme der Stadt. (Foto: Kurt Frank)
Die räumliche Abgrenzung besteht aus zwei Geltungsbereichen, welche sich westlich der Kernstadt und östlich des Ortsteils Hesserode befinden. Geltungsbereich 1 Hinter der Steinmühle umfasst die Flächen der Ex-Erdstoff/Bauschuttdeponie zwischen dem Tierheim und dem ehemaligen Gelände der Servicegesellschaft Am Schorfe, nördlich der Straße Hinter der Steinmühle. Geltungsbereich 2 Am Holungsbügel umfasst die ehemalige Militärfläche der russischen Kaserne/Radarstation nahe der Straße Am Holungsbügel nordwestlich des Baugebietes Am Schwalbenweg.
Wie aus der Beschlussvorlage, die der Amtsleiter für Stadtentwicklung und Zukunftsfragen, Martin Juckeland, verfasste, zu entnehmen ist, sei nach dem entsprechenden Beschluss (25.Mai 2020) die Öffentlichkeit frühzeitig über das Vorhaben informiert worden. Sie hatte vom 19. November bis 18. Dezember 2020 die Möglichkeit, sich zu äußern. Eingegangen, schreibt Pressesprecher Fischer, sind zahlreiche Stellungnahmen, die nun vor Einreichung des Entwurfes, der zuvor vom Stadtrat zu beschließen ist, geprüft und bewertet werden. Dies obliegt vor der Freigabe dem Investor und dessen beauftragtem Planungsbüros. Vor dem nächsten Beschluss möchte er außerdem sein Vorhaben den Bürgern in einer Versammlung vorstellen.
Wie die Pressestelle der Stadt informiert, gibt es für die Bürgerversammlung noch keinen Termin, die Möglichkeiten dazu sind im Moment durch die Umstände auch begrenzt. Der Stadtrat kann in beiden der noch notwendigen Beschlüsse (Entwurf der Satzung) das Verfahren ablehnen, wenn er der Auffassung ist: Ungeeignet! Die betreffenden Grundstücke befinden sich nicht im Besitz der Stadt Nordhausen.
Auf dem Terrain südöstlich vom Tierheim, wo die Büsche und Sträucher schon beseitigt sind, machte sich im Laufe der Jahre Natur wieder breit. Es wurde Heimat und Brutstätte von Vögeln und Niederwild. Gleiches war gegenüber nordöstlich vom Tierheim geschehen. Auch dort hatte sich eine ansehnliche Fläche die Natur wieder zurückerobert. Doch eines Tages kam die Planierraupe und machte alles platt.
Es folgte eine von der Stadt genehmigte Bauschuttdeponie. Die ist mittlerweile begradigt und planiert. Ein relativ großer Bereich. Eine Wiederbegrünung erfolgte nicht. Die Rekultivierungsgesellschaft mit Geschäftsführer Bernd Sondermann will das der Natur selbst überlassen und wollte ihr nicht nachhelfen. Wird die Fläche künftig mit Solaranlagen bestückt, erübrigt sich das. Der Natur bleiben dann nur noch die Hänge für Bepflanzungen.
Sollte, wenn überhaupt, die Stadt Solaranlagen auf den genannten Arealen zustimmen, dann müsste es ihre Pflicht sein, den Investor und die Abacus Solar GmbH aus Walldorf zu verpflichten, als Ausgleich für ein naturnahes Umfeld im Sinne von Umwelt, Natur-, Vogel- und Niederwildschutz zu sorgen. Schutzgehölze mit Beerensträuchern und ein Blumenstreifen für Insekten wären eine Möglichkeit. Auf eine lapidare Zusage des Investors, Ausgleiche schaffen zu wollen, würde ich als Stadt, der doch so viel an grüner Natur liegt, allein nicht setzen.
Den hier beschriebenen Bereich mit seiner Fauna und Flora nutzen Städter, Naturliebhaber und Familien gern zu einer kleinen Wanderung oder einem erholsamen Spaziergang. Solaranlagen mögen zeitgemäß erscheinen, unerlässlich sind aber auch Refugien für eine belebte Natur in unserer ausgeräumten Landschaft. Man darf gespannt sein, wie sich der Stadtrat entscheiden wird.
Kurt Frank
Kommentare
Undine
08.04.2021, 13.54 Uhr
Die Natur darf keinen Solaranlagen weichen?!
Schauen wir mal nach Obergebra. Da soll auch ein Solarpark ins Landschaftsschutzgebiet "Bleicheröder Berge" gebaut werden. Durch den Gemeinderat ist das schon durch. Außer AfD und Links fand das niemand scheinheilig.
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Realist 1.0
08.04.2021, 14.04 Uhr
Ich würd mal sagen Verursacherprinzip
Wer denn Schaden verursacht hat(wenn es auch noch unrechtmäßig wahr),muss anständig zur Kasse gebeten werden, und denn Uhrzustand wiederherstellen. Deutschland ist ja immer noch ein Rechtsstaat, hier kann nicht jeder machen was er will dafür gibt es Gesetzte und Verordnungen. Es kann doch nicht sein, das alle Flächen um Nordhausen mit Solarflächen versiegelt werden(wie toll das aussieht kann man betrachten wenn man von Nordhausen nach Roßla fährt), was eine Landschaftsverschandlung im wahrsten Sinne des Wortes währe. Ich bin kein Gegner von Erneuerbaren Energien, wenn Solarfelder bitte dort wo sie hinpassen, es kann aber nicht angehen das dafür Kulturflächen wie Felder und Gebiete wo sich seltene Tiere und Pflanzen angesiedelt haben dafür platt gemacht werden dürfen. Da braucht man sich auch nicht zu wundern, das die Bürger(wie in diesem Fall) auf die Barrikaden gehen. Wie Hirnlos diese Aktion am Holungsbügel ist, kann man doch schon daran erkennen, was für ein Aufwand betrieben werden muss, um denn erzeugten Strom zum nächsten Umspannwerk transportiert werden muss. Mir tun jetzt schon, die armen Tiere im Nordhäuser Tierheim leid, die irgendwie mit dem Baulärm zurecht kommen müssen.
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tannhäuser
08.04.2021, 16.25 Uhr
Wenn diese Solar-Fans*Innen..
...ihre Rasierer und Dildos nur mit Sonnernergie aufladen müssten, würden sie nach 4 Wochen aussehen wie Reinhold Messner auf dem Himalaja und wären un...gef...äh...befriedigt wie eine katholische Nonne im Kloster.
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emmerssen
08.04.2021, 16.26 Uhr
Erdbeben in Obergebra
die Linke und die AfD haben die gleiche Meinung. Wie geht das denn?
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Halssteckenbleib
08.04.2021, 17.12 Uhr
Ach du lieber Gott
Die armen Tiere interessieren den Herrschaften herzlich wenig. Es ist anscheinend heutzutage IN geworden jeden kleinen Fleck irgendwie zu zupflastern mit irgendwelchen hirnrissigen Kram den kein Mensch braucht. Überall diese hässlichen Solar und Windparks. Vorgärten werden mit Kies begrünt damit kein graues Unkraut vorkommt. Dächer mit Nägel gespickt damit kein Vogel sich ansiedelt. Der Mensch muss aber auch jenden Fleck Natur kaputt machen. Und dann aber von Artenvielfalt und Tierschutz sprechen. Werde mir auch ne Solaranlage mit LED drin besorgen.
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BGE- Pirat
08.04.2021, 17.52 Uhr
warum nicht über den Parkplätzen
ich würde doch die vielen großen ...zb.marktkauf parkplatz
mit solaranlagen über dachen
die mehrkosten würden sich rechnen...keinen erger mit umwelt.....
im sommer schatten für die autos
und im winter kein schnee auf den parkflächen
mfg heiko
mit solaranlagen über dachen
die mehrkosten würden sich rechnen...keinen erger mit umwelt.....
im sommer schatten für die autos
und im winter kein schnee auf den parkflächen
mfg heiko
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Falke 06
08.04.2021, 18.38 Uhr
tannhäuser
Immer wieder super Ihr Kommentar. Spitzzüngig, sarkastisch und immer den Nagel auf den Kopf treffend. Egal zu welchem Thema, Ihre Kommentare gefallen mir am besten.
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tannhäuser
09.04.2021, 19.24 Uhr
Vielen Dank Falke 06!
Mein Gehirn-Vibrator auf Solarbasis läuft auch weiterhin auf vollen Touren ;)
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