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Do, 06:30 Uhr
11.03.2021
Intrasol meldet Insolvenz an

Aus der Traum

Die Nordhäuser Firma Intrasol war 2017 mit großen Plänen gestartet und lange es sah so aus, als habe die Region einen Motor für Innovation gewonnen. Der Traum ist nun vorerst ausgeträumt, das junge Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Ein Grund für das Scheitern ist die Corona-Krise, aber nicht der einzige…

Unternehmensgründer Sebastian Kupfer (links) und Eric Benkenstein 2018 (Foto: nnz-Archiv) Unternehmensgründer Sebastian Kupfer (links) und Eric Benkenstein 2018 (Foto: nnz-Archiv)

Eine weitere Insolvenz im Schatten der Corona-Krise, eigentlich wäre das kaum eine Meldung wert. Doch kaum ein anderes „Start Up“ stand in der Region in den letzten Jahren so oft im Rampenlicht, wie „Intrasol“. Ein paar junge Studenten, Absolventen der Nordhäuser Hochschule, die nicht nur ihre Zukunft in die Hand nehmen wollen, sondern auch technologischen Fortschritt in die Provinz bringen. Projekte, die aufhorchen ließen wie das Elektro-Carsharing in der Provinz und öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie der „mitteldeutsche Tag der Elektromobilität“ brachten nicht nur viele Fototermine, sondern auch Aufmerksamkeit von potentiellen Partnern und Unternehmen, prominenten Unterstützern wie dem damaligen Feuer powertrain Chef, Oliver Wönnmann, der als Gesellschafter einsteigt und nicht zuletzt auch vom Freistaat Thüringen, der Fördermittel locker machte. Eine schöne Geschichte.

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Eine Geschichte, die nun eher tragisch endet. Erstes Anzeichen dafür, dass die Dinge nicht die erhoffte Richtung einschlugen, war das Aus für das Car-Sharing Angebot in Nordhausen im vergangenen September. Die Corona-Krise habe dem Projekt letztlich den Todesstoß versetzt, erklärte Geschäftsführer Sebastian Kupfer damals. Ein Verkauf des Angebotes an die Stadtwerke war nach vielen Verhandlungen gescheitert. Außerdem: das Geschäft mit den Leihwagen sei nicht die Kernaufgabe des Ingenieurbüros, die eigentliche Perspektive liege in der Planung der nötigen Infrastruktur, hieß es Ende September aus dem Unternehmen.

Auf der Website listet Intrasol eine ganze Reihe solcher Projekte als Referenzen auf, von der Kooperation mit der Hochschule in Clausthal bis zur Stadt Eisenach, der „Elektrifizierung“ des Harzes und noch einige mehr. Doch auch da lief das Geschäft zuletzt nicht wie geplant. Projektvorhaben, die auf Eis gelegt wurden und Ausschreibungen, auf die man gehofft aber nicht gewinnen konnte, hätten letztlich zur Zahlungsunfähigkeit beigetragen, sagt Kupfer.

Die Pandemie allein ist aber wohl nicht schuld am Aus für Intrasol. Zur Zahlungsunfähigkeit kommt eine bilanzielle Überschuldung, die letztlich zur Insolvenz geführt hat. Wären die Probleme allein auf das Corona-Jahr zurückzuführen, hätten die Nordhäuser wie andere Firmen vom „Schutzschirm“ profitiert, erklärt Kupfers Anwalt, Manfred Voss. Da die Lage aber schon vor dem 31.12.2019 angespannt war, fällt diese Option aus. Die Dinge lagen also schon länger im Argen, nur wer Schuld ist an der Misere, darüber will sich aktuell niemand so recht äußern.

Voss meint, sein Mandant in seine jetzige Lage „hineingedrängt“ worden und die längste Zeit nicht für die Finanzen der Firma zuständig gewesen. Der „Vermögensverzehr“ habe nun keinen anderen Schritt als die Insolvenz zugelassen. Verwalter des Verfahrens ist seit Mitte Februar Dr. Peter Staufenbiel, der sich in Nordhausen schon mit der Pleite der Wacker-Spielbetriebs GmbH zu befassen hatt.

Bei Intrasol haben inzwischen die meisten Mitarbeiter fristlos gekündigt, zwei halten noch die Stellung, das operative Geschäft ruht, teilt Kupfer mit. Er selber hat auch seinen Posten im Vorstand der Energiegenossenschaft Helmetal aufgegeben und wird Nordhausen den Rücken kehren. Die Geschichte rund um das Elektro-Start-Up könnte damit zu ihrem Ende gelangen. Aber ebenso gut könnte, unter Umständen, noch ein juristisches Nachspiel rund um die Pleite im Raum stehen.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Jäger53
11.03.2021, 07.01 Uhr
eine Frage
Was hat diese Firma eigentlich gemacht? Ich höre zum ersten mal von dieser Firma.
Gehard Gösebrecht
11.03.2021, 07.15 Uhr
Aus der Traum
Aber zur allgemeinen Beunruhigung.
Es hat in der jetzigen Situation nicht nur diese Firma hingerafft.
Wer in Kurzarbeit oder gänzlich ohne Arbeit dasteht, wird kein Auto für 50.000,- Euro kaufen.
Checker
11.03.2021, 07.27 Uhr
Aus der Traum...
Klingt mir ein wenig wie beim Fussballverein Wacker, alle waren dabei, haben mitgemacht und keiner will was gemerkt haben.
Für den größten Teil der Bevölkerung war das Projekt von vornherein ein Tot geborenes Kind.
Alle die dort mit ins Horn geblasen haben, SWG, Stadt usw. müssten mit zur Rechenschaft gezogen werden.
Und nicht einfach nur wieder dem Steuerzahler aufdrücken.
The Brain
11.03.2021, 08.07 Uhr
Nur irgendwas mit Elektro...
reicht halt auf Dauer nicht. Da kann noch so viel (Steuer-) Geld fließen.

Wo kein Bedarf ist, können solche Projekte auf Dauer nicht am Leben gehalten werden, auch wenn es hipp erscheint mit dabei sein zu müssen.
city
11.03.2021, 08.16 Uhr
...absehbar...
Für die verloren gegangenen Arbeitsplätze tut es mir sehr leid. Hört endlich mit dem Elektro- Schwachsinn auf. Es lebe der Verbrenner.
N. Baxter
11.03.2021, 08.17 Uhr
Verwunderung
gibt es doch eine überwältigende Mehrheit für Elektromobilität und auch gerade hier im Forum sind die vielen Anhänger doch immer so zahlreich "unterwegs"...

Warum springt denn keiner für diese Firma ein?
Flitzpiepe
11.03.2021, 08.48 Uhr
Das Konzept der Firma
war schon ok.
Nur funktioniert das nicht hier in der abgehängten Provinz.
Ein im Rest des Landes unbekannter Landkreis am Rande des eigenen Bundeslandes ohne Lobby,
der sich den Harz mit 2 anderen Bundesländern teilen muss und nur einen unbedeutenden touristisch nicht so attraktiven kleinen Anteil am Harz hat,
der keine wichtige größere Industrie mehr hat (das Klinikum ist der größte AG !),
der nur eine minderwertige A38 zur schnelleren Durchfahrt und ohne Anziehungskraft hat (das IG ist leer)
der fernab einer zugkräftigen Metropolregion liegt,
der überwiegend konservative verschlossene jammernde Bürger hat (für mich das Hauptproblem, wenn man die Kommentare der nnz liest),
kann das notwendige Umfeld für so eine innovative Firma nicht bieten. Da hilft auch leider nicht die ansässige Hochschule (Ohne sie sähe es aber noch schlechter aus)
Fazit: Gute Nacht, Landkreis Nordhausen. Besser wird es auch zukünftig nicht.
ChristianNDH
11.03.2021, 09.09 Uhr
Am Bedarf und der Realität vorbei
Elektroautos werden ausschließlich von der Politik gehypt.
Notgedrungen machen die Autohersteller mit, da letztich die Politik technich unrealistische Vorgaben für Verbrennungsmotoren macht und diesen so in´s Abseits befördert.
Politisch werden die eigenen Hausaufgaben verschlafen.
Ich denke da besonders an fehlende Ladeinfrastruktur. Bezuschußte start up´s sollen etwas aufbauen, was technisch nicht umsetzbar ist.
Der Markt richtet es dann (hin). Überteuerte E-Auto´s und fehlende Infarstruktur sind eben eine toxische Mischung. Der Verbraucher reagiert entsprechend.
Hoffnungsvoller politischer Jubel ersetzt eben keine Käufer.
Leider sind jetzt wieder viele Steuereuro verbrannt, die an anderer Stelle, wie bspw. Straßeninstandhaltung, Jugendarbeit, Ausbau ÖPNV........ fehlen.
Das ist der eigenliche Skandal.
Kritiker2010
11.03.2021, 09.24 Uhr
IntraSol - Falscher Ort, falsche Zeit, falscher Ansatz?
Ich habe IntraSol immer mit Interesse beobachtet, und gehofft, dass man es schafft Elektromobilität mit dem Bedarf der Region zusammen zu bringen.

Leider bezweifle ich, dass öffentliches Car-Sharing ein relevantes Verkehrskonzept im ländlichen Raum sein kann, da die individuelle Nutzung - Zeiten, Dauer und Verteilung der Fahrtziele - nach meinem Verständnis gegen einen effizient zu organisierenden öffentlichen Flottenbetrieb sprechen.

Auch Aufbau und Betrieb einer omnipräsenten Ladeinfrastruktur, für eine ausschließliche Elektromobilität nach bisherigem Denken, ist zu aufwendig und zu teuer.

Das Scheitern des Projektes IntraSol kann heilsam für das Verständnis sein, dass Mobilität in Großstädten anders funktioniert, als im ländlichen Raum. IntraSol hat das sicher schon länger verstanden und nun die schmerzhafte Bestätigung bekommen.

Ob die Politik auch versteht, dass ein grünes Dogma keine brauchbaren Lösungen für die realen Anforderungen liefert, bleibt offen.

Um Elektromobilität attraktiv zu machen, braucht es keine Verbote "veralteter Konzepte" und steigende Kosten für Menschen mit ohnehin geringerem Einkommen und höherem Mobilitätsbedarf, sondern funktionierende, robuste und preiswerte Lösungen.

Der Durchbruch der Elektromobilität kommt wohl erst mit dem Wasserstoff oder einem anderen sicheren Medium. Dadurch sinkt die nötige Akkukapazität pro Fahrzeug und damit der größte Kostentreiber ... und auch der ökologische Schaden durch die Produktion von E-Fahrzeugen. Zudem könnte die bestehende und bewährte Tank-Infrastruktur entsprechend umgerüstet und weiter genutzt werden.

Für IntraSol war es wohl das falsche Konzept am falschen Ort oder in der falschen Zeit. Vielleicht gelingt ja ein Neustart unter anderen Voraussetzungen an einem anderen Ort.
Bürger 0815
11.03.2021, 09.25 Uhr
Checker
ich gebe Ihnen vollkommen Recht, mit - zur Rechenschaft ziehen-. Jetzt kommt wie immer ein aber. Wer ist denn die Stadt, Land Thüringen oder andere? Sind das denn nicht auch wir, die Steuerzahler.
Diese Frage kann man auch zu anderen Themen stellen.
grappa22
11.03.2021, 09.32 Uhr
so kommt es meistens...
Ich bin nicht schadenfroh, aber Hochmut kommt vor dem Fall!!
Ich hoffe die Betreiber erleben auch einmal den Status :" Arbeitssuchender", dann wissen Sie, wie man sich fühlt, wenn man bei Bewerbungen einfach übergangen wird und dass mit fadenscheinigen Begründungen!
MHGAB
11.03.2021, 10.14 Uhr
Armutszeugnis für die abgehangene Pampa in und um Nordhausen
Ein innovatives Unternehmen meldet Insolvenz an. Und weil es in NDH so viele davon gibt, freut sich jeder zweite Kommentargeber hier darüber. Das ist mir absolut unverständlich. Es regiert Schadenfreude und ein Gefühl von: Die sollen auch mal im Dreck liegen. Oder: Die sollen auch mal wissen, wie es ist. Dabei geht es um mehr als das persönliche Schicksal der Beteiligten.

Der Landkreis und die Stadt werden seit mehr als 30 Jahren von der Entwicklung im restlichen Land abgehängt. Und kein Politiker egal welcher Couleur konnte bislang etwas dagegen unternehmen. Unternehmen ist ein gutes Stichwort: Eines der wenigen innovativen Unternehmen, die versucht haben etwas daran zu ändern, geht pleite und hier wird noch geklatscht. Wie doof kann man eigentlich sein? Die Region braucht innovative Unternehmen. Alle bekannten Unternehmen aus dem Landkreis beschäftigen sich mit Themen von gestern oder vorgestern.

Die hier zur Schau gestellte typische Nordhäuser Nörgelei und Gehässigkeit, die jedem Besucher sofort auffällt, trägt neben der Inkompetenz der Verantwortlichen auch mit dazu bei, dass die Region absolut unattraktiv wirkt und so auch keine großen Unternehmen anziehen wird. Deswegen sollte man die wenigen zarten Pflänzchen, die versuchen etwas in dieser Pampa zu machen hegen und pflegen und nicht verschmähen und mit Schadenfreude überschütten.
geloescht.20230130
11.03.2021, 11.00 Uhr
MHGAB
es gibt in und um Nordhausen durchaus innovative Unternehmen. Man muss nur mal nachschauen. Aber mit der Nörgelei einiger Bürger haben sie recht. Eine Insolvenz kann viele Ursachen haben .Das kann man ohne Einblicke in die Geschäftstätigkeit und wie die Finanzierung von Projekten erfolgt nicht beurteilen.
Bodo Bagger
11.03.2021, 11.21 Uhr
Schadenfreude? Nein MHGAB
so innovativ war das Unternehmen dann offenbar doch nicht, wenns in die Insolvenz gegangen ist.

Und das liegt wohl weniger an der Coronakrise oder der nordhäuser Nörgelei sondern vielmehr daran, dass vermeintliche Innovationen sich am Markt orientieren und behaupten müssen und dies offenbar bei Intrasol nicht der Fall war.

Mir tut es leid für die jungen Ingenieure, die aus eigenen Enthusiasmus heraus in dieses Abenteuer gedrängt wurden (ist die "Geschäftsidee" nicht einem Thinktank der Hochschule NDH entsprungen?) und deren Karriere und Lebenswegplanung dadurch nachhaltig einen Knick bekommen hat, während die Initiatoren im Hintergrund fein raus sind und nun ohne eigenen Schaden zusehen können, wir andere das Scheitern ihrer Experimente finanziell auslöffeln dürfen, während sie weiter recht üppige Professorenbesoldungen genießen dürfen.
K-R NDH
11.03.2021, 13.12 Uhr
2. Geschäftsführer?
Warum ist im Artikel nicht die Rede davon, dass sich der Kaufmännische Geschäftsführer, welcher die Zahlen ja kennen musste, zum Ende letzten Jahres aus der Firma verabschiedet hat? Ein Schelm, wer böses dabei denkt!
PS: Auf dem Bild sind doch auch beide Geschäftsführer abgebildet?
Kontrapost
11.03.2021, 13.30 Uhr
Jawohl, MHBAG, Nordhausen steigt weiter stetig ab
Daß Intrasol Geschichte ist, ist traurig. Eine Stadt und Region braucht Innovstionskerne. Nordhausen hat keine mehr. Ich wünsche den jungen Leuten der Firma einen guten Neustart.

Ja MHBAG hat recht, Nordhausen ist auf einem Abstiegspfad. War die Stadt über Jahrzehnte ganz vor beim Maschinenbau, hat sie in der Folge der Gartenschau noch stadtplanerisch Akzente setzen können, und zuletzt noch beim Sport mit Boxen, Handball und Fußball ist NDH nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Kraft reicht nicht einmal mehr, Strassen instand zuhalten. Kräfte werden verschleudert im Kampf gegen das Umland um lächerliche Quadratmeter sowie für den Krach zwischen Landrat und OB.
Was bleibt, zeigen die drastisch gefallenen Einwohnerzahlen der Stadt, nachzulesen amtlich beim Landesamt für Statistik.
Unsere Stadt hat bessere Zeiten verdient und zwar zügig. Sonst tragen wir deutschlandweit weiter mit dem Mansfelder Land die Rote Laterne.
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