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Di, 06:46 Uhr
01.12.2020
37. Südharz-Hunderter privat

Spartanisch, aber schön

Sich vom Virus nicht ganz unterkriegen zu lassen; das war eine Motivation für uns, den 37. Südharz-Hunderter, wenngleich privat, zum geplanten Termin durchzuziehen...

Zur Dokumentation unserer Langstreckenwanderung fotografierten wir Wanderwegs- und Straßenwegweiser. (Foto: B. Schwarzberg) Zur Dokumentation unserer Langstreckenwanderung fotografierten wir Wanderwegs- und Straßenwegweiser. (Foto: B. Schwarzberg)
Erfreulich war, dass die Wanderung trotz ihrer privaten Natur als Hunderter in die Statistik eingehen würde, also als sportliche Leistung die Anerkennung des zuständigen Wanderverbandes in Sachsen findet. - Ein weiterer Ausdruck eines winzigen Stückes Normalität.

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Vom Virus nicht unterkriegen zu lassen bedeutete für uns natürlich auch, alle üblicherweise von uns Veranstaltungsteilnehmern aufgesuchten Gaststätten als geschlossen hinzunehmen: Also kein Aufwärmen unterwegs bei relativ niedrigen Temperaturen, keine oder kaum Speisen und Getränke außerhalb des diesmal besonders schweren Rucksacks, keine Auszeit von den 24 Stunden währenden relativ unspektakulären Bewegungsabläufen. - So hatten wir es in unsere Köpfe eingespeist.

Mehrere potenzielle Teilnehmer hatten auf Grund der Planungsunsichertheit, aber auch auf Grund der erschwerten Bedingungen abgesagt oder sich wohl erst gar nicht angemeldet: Weitestgehend von anderen, gut bekannten Mitwanderern isoliert laufen und alles im Rucksack mitschleppen zu müssen, was man auf einer solch langen Wanderstrecke mindestens braucht, und all das bei rund 14 Stunden Dunkelheit, das motiviert nicht unbedingt.

Daher starteten wir am vergangenen Sonnabend nur zu zweit, dafür aber nicht wie sonst gegen 11.30 am Bahnhof, sondern erst gegen 14.45 am Nordhäuser Rathaus.

Der Grund für die zeitliche Verschiebung nach hinten war einfach: Da die Gaststätteneinkehren wegfielen, hätten wir bei einem Start zur üblichen Zeit viel zu früh eine Tankstelle in Aseleben am Süßen See erreicht, die bekanntermaße von den Coronaschließungen nicht betroffen ist, aber sonntags erst um 7 öffnet.

Wir passierten über Steigerthal, den üblichen Schlamm im Alten Stolberg nach Uftrungen und erreichten über Breitungen und Agnesdorf gegen 20:30 die Gaststätte Zur Queste in Questenberg, wo wir nach 30 Kilometern das Glück hatten, zumindest einen Imbiss im Zuge einer Außenversorgung in Empfang nehmen zu dürfen.

Die lange Nacht führte uns über Hainrode, Großleinungen, Morungen und Wettelrode nach Grillenberg zur nach dem Uftrunger Thyrafuchs nächsten geschlossenen Gaststätte, die wir wiederum ohne Pause passierten.

Ab Questenberg hätten, darauf waren wir mit dem Inhalt unserer Rucksäcke eingerichtet, mehr als 50 Kilometer nächtlicher Wanderung ohne weiteren Imbiss vor uns gelegen, - ein Wanderfreund aus Hergisdorf jedoch sorgte bei Kilometer 60, also kurz vor Eisleben, für eine Überraschung:

Weihnachtsstollen, Gehacktes, Kaffee, Cola – verzehrt von uns natürlich unter Beachtung der Coronaregeln, hatte er aus freien Stücken für uns eingekauft. - Es sollte die zweite und letzte erwähnenswerte kulinarische Abwechslung auf den verbliebenen 40 Kilometern nach Halle sein.

Der Eisleber Weinachtsmarkt mit den „einsamen Weihnachtsbäumen“ am zeitigen Sonntagmorgen (Foto: privat) Der Eisleber Weinachtsmarkt mit den „einsamen Weihnachtsbäumen“ am zeitigen Sonntagmorgen (Foto: privat)
Den menschenleeren „Weihnachtsmarkt“ in Eisleben erreichten wir am zeitigen Sonntagmorgen: zwar der Adventszeit entsprechend geschmückt, aber mit „einsamen Weihnachtsbäumen“, wie mir eine Whatsapp-Freundin traurig auf ein ihr zugesandtes Foto schrieb.

Der zugig gelegenen Tankstelle in Aseleben, die wir am Vormittag nach 80 Kilometern erreichten, widmeten wir nur wenige Minuten. Die Gefahr des Auskühlens war zu groß.

Immerhin: Endlich war es wieder hell und auf dem 14 Kilometer langen Rundweg un den Süßen See begegneten uns, wohl auch das eine Folge der Pandemie, deutlich mehr Jogger, Wanderer und Radfahrer, als bei früheren Touren üblich.

Deren gelegentliche Fragen nach unserem Woher und Wohin, versuchten wir auf Grund der dabei meist sichtbar werdenden Ungläubigkeit, üblicherweise zu vermeiden.

Nach der Passage der Ortschaften Seeburg, Rollsdorf, Langenbogen und Köllme leuchteten uns vom ebenfalls auffallend gut besuchten Halleschen Stadtwald „Dölauer Heide“ aus gegen 14:00 am Sonntag die ersten Hochhäuser von Halle-Neustadt entegegen. Und eine halbe Stunde später erreichten wir nach 100 Kilometern das Ziel, den S-Bahnhof Halle-Nietleben.

Abgesehen von einer großen Blutblase an meinem rechte Fuß und ein wenig Müdigkeit, hatten wir die Wanderung gut überstanden. Zum bald 40. Mal auf der Distanz Nordhausen-Halle, - aber trotzdem denkwürdig, einzigartig und hoffentlich einmalig.
Bodo Schwarzberg
Autor: psg

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