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Mi, 17:56 Uhr
15.07.2020
Scharfe Kritik des dlv am Thüringer Rechnungshof

Fantasielose Milchmädchenrechnung

Einen offenen Brief an Dr. Sebastian Dette, den Präsidenten des Thüringer Rechnungshofes, hat der Landesvorsitzende des Thüringer Lehrerverbandes, Rolf Busch geschrieben. Darin ist von einem "fatalen Signal" und unsensiblen Überlegungen die Rede...
Sehr geehrter Herr Dr. Dette,

es liegt in der Natur der Sache, dass Sie als Präsident des Thüringer Rechnungshofes rechnen müssen. Und mitunter kommen Sie dabei zu wirklich beeindruckenden Ergebnissen. 490 volle Lehrerstellen mehr in Thüringen, auf einen Schlag, einfach, indem man die Altersabminderungsstunden abschafft. Das klingt zu gut, um wahr zu sein – und ist es auch!

Mehr als das: Es ist eine fantasielose Milchmädchenrechnung, die Sie der Öffentlichkeit da präsentiert haben. Dazu schreiben Sie unter anderem: „Die Notwendigkeit, Lehrkräften ab dem 55. Lebensjahr diese Abminderungsstunden zu gewähren, wurde weder inhaltlich begründet noch dokumentiert.“ Dies lässt sich umgehend ändern: Wir laden Sie herzlich ein, einige unserer Schulen zu besuchen und sich ein Bild davon zu machen, wie erschöpft und ausgebrannt gerade viele ältere Kolleg/innen sind, wie viele von ihnen fehlen, weil sie bereits langzeiterkrankt sind, wie viele unter Hinnahme erheblicher finanzieller Einbußen frühzeitig aus dem Dienst ausscheiden, weil sie schlichtweg nicht mehr können.

Zwei Stunden mehr pro Woche, das wird so ein alternder Lehrer ja wohl noch schaffen, denken Sie? Aber zwei Stunden mehr bedeuten ja nicht nur zweimal 45 Minuten mehr, sondern mindestens das Doppelte, oft das Dreifache, wenn man den Aufwand für die Vorbereitung sowie für Leistungskontrollen, Korrekturen etc. miteinrechnet. Aber soweit mögen Sie dann vielleicht doch lieber nicht rechnen … Denn das würde möglicherweise das Bild stören, das Sie da von den Lehrern zu zeichnen versuchen.

Dabei können wir durchaus nachvollziehen, welchen Charme Ihre Forderung aus Sicht des Mathematikers hat: Unsere Lehrer werden immer älter, damit summieren sich die Stundenersparnisse von Jahr zu Jahr – fast fühlt man sich an das exponentielle Wachstum erinnert … Aber die Rechnung geht eben nicht auf, im Gegenteil: Am Ende, das prophezeien wir Ihnen hier und heute, wird noch mehr Unterricht ausfallen, weil noch mehr Lehrer vor Erschöpfung krank werden.

Was Sie mit Ihrer Forderung erreicht haben, ist dies: Sie haben auf maximal unsensible Weise ein fatales Signal an diejenigen Kolleg/innen gesendet, die – strukturbedingt – an vielen Schulen die Hauptlast tragen. Damit haben Sie dem Bildungswesen in Thüringen erheblich geschadet.

Aber schauen wir gemeinsam nach vorn: Es gibt durchaus Wege und Möglichkeiten, Steuergelder effizient einzusetzen und gleichzeitig eine deutliche Verbesserung der Unterrichtserfüllung zu erzielen. Genau dies haben auch wir als Interessenvertretung der Lehrer/innen im Blick, und wir sind zu konstruktiven Gesprächen darüber jederzeit bereit. Lassen Sie uns gemeinsam Fantasien für ein besseres Bildungsland Thüringen entwickeln!

Mit freundlichen Grüßen
Rolf Busch
Landesvorsitzender
tlv thüringer lehrerverband
Autor: red

Kommentare
harz59
15.07.2020, 19.06 Uhr
Schon komisch
.....es scheinen nur die Lehrer ausgebrannt und erschöpft zu sein.
....alle anderen sollen bis 67 alles geben. Wer es nicht schafft geht früher in Rente und das mit Abzügen ein Leben lang.
Die Lehrer haben sich doch ihren Beruf ausgesucht also müssen sie auch mit Stress.....umgehen können.
Was sollen z.B. die Pfleger/innen , Rettungskräfte machen ......die kriegen auch keine
" Bonustunden"! Und noch viele andere Berufsgruppen sind täglich stark gefordert und bekommen auch keine "geschenkte" Arbeitszeit!
Für mich ist das mal wieder jammern auf hohem
Tut mir leid aber mein Mitgefühl hält sich in Grenzen.
ossi1968
15.07.2020, 19.32 Uhr
prinzipell recht!
Also prinzipell hat Herr Busch vollkommen recht!
Und ich ziehe den Hut vor allem vor den älteren Lehrern die sich mit unseren Gören rumärgern müssen (ich spreche aus Erfahrung). Aber was machen wir dann mit den ganzen Ü55 Maurern, Dachdeckern, Zimmerleuten, Kraftfahrern etc?
Ich bin 52, arbeite gerne und bin routiniert. Aber so wie mit 30 läuft es trotzdem nicht mehr. Danach fragt aber keiner.
Senta
15.07.2020, 19.58 Uhr
Unsere überarbeiteten Lehrer
Mir kommen gleich die Tränen. Vor allem wenn ich dann in den Medien hören muss, dass die Lehrer zu Corona Zeiten auch noch doppelt belastet sind.......Sie haben Aufgaben für zu Hause mitgegeben, kein Videounterricht...nichts dergleichen.Ohne Worte.
In keinem Beruf gab es eine Freistellung für besonders gefährdete Menschen. Nur bei den Lehrern....
Und dann wehren sie sich noch, weil sie 2 Stunden abgeben sollen, diesen Privileg gibt es sonst auch nirgends.....
Lotterfee
16.07.2020, 08.09 Uhr
Übertrieben?
Ich kann mich den anderen Kommentatoren teilweise anschließen. Hier wird ein wenig zuviel gejammert, auch wenn ich jedem Lehrer meinen Respekt zolle. Ich gehöre zur älteren Generation und kann mich noch gut erinnern, daß Lehrer/innen ab 50 und älter zum normalen Schulalltag gehörten. Selbst ich wurde von Pädagogen unterrichtet, die schon meine Eltern hatten. Da war kein Jammern und Stöhnen, nein genau diese Lehrer/innen haben mit voller Hingabe versucht jedes Schäfchen durchs Schuljahr zu bekommen. Aber ich muss auch fair bleiben was die Schülerschaft betrifft, denn unsere Generation hatte noch Respekt und Hochachtung vor jeder Lehrkraft. Heute sieht die Sache schon ganz anders aus und bei diesen Anforderungen kann ich gut verstehen, wenn der eine oder andere frühzeitig das Handtuch wirft.
Paulinchen
16.07.2020, 12.56 Uhr
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