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Sa, 09:20 Uhr
11.04.2020
Heute vor 75 Jahren

Die Amerikaner in Niedersachswerfen

Noch immer gibt es aus der heimathistorischen Forschung heraus neue Erkenntnisse. Zum Jahr 1945, genauer, zu dem was nach Ankunft der Amerikaner in Niedersachswerfen und am Kohnstein passiert ist. Tim Schäfer hat sich eingehend mit der Ankunft der Alliierten und den Folgen befasst...

Nachdem amerikanische Panzerspitzen am 11.04.1945 sich an der Südflanke des Mühlbergs ein kurzes Gefecht mit einer deutschen Flakstation lieferten, bei der der erst 16-jährige Flakhelfer Willibald Renner noch sinnlos getötet wurde, soll der Ort Niedersachswerfen selbst, indem eine weiße Flagge gehisst war, gegen 18.00 Uhr vollständig übernommen worden sein. Aus einem Irrtum heraus sei es noch zu einem tödlichen Schusswaffeneinsatz im oberen Sachswerfen gekommen.

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Dabei galt das Interesse eher dem Rüstungszentrum hier, welches die Ortschaft mit vielen Werkstätten, Büros, Zwangsarbeiterlagern und Dienststellen der Rüstungsstäbe oder der SS und des Reichssicherheitshauptamtes dominierte. War Niedersachswerfen seinerzeit das kriegswichtige Rüstungszentrum, Nazi-Vorzeigeort und insbesondere der Knotenpunkt für tagtägliche massenhafte Transporte und Arbeitseinsätze von KZ-Häftlingen aus dem KZ Mittelbau, dem Nebenlager Hans (Harzungen) gewesen. So soll das Mittelwerk vom damaligen Geschäftsführungsmitglied Sawatzki (Sonderausschuss A4 -Raketen) an die Amerikaner übergeben worden sein, die Posten übernahmen die US- GI`s somit 1:1 von den bisher hier eingesetzten deutschen SS-Wachen, schrieb Manfred Bornemann. Herr Sawatzki selbst sei verstorben, etwas später.

Gerüchte, wie um den damaligen SS General Hans Kammler auch, besagen, dass Sawatzki in die USA gekommen ist. Seine technischen Fähigkeiten und Kenntnisse hatten ihn unentbehrlich für die geheimen Raketenprojekte mit den deutschen Ingenieuren um Wernher von Braun für die Vereinigten Staaten von Amerika gemacht. Das vermutete auch die Chefsekretärin Erika Pasch.

Dokument aus dem Nachlass des Heimathistorikers Hilmar Römer (Foto: Tim Schäfer) Dokument aus dem Nachlass des Heimathistorikers Hilmar Römer (Foto: Tim Schäfer)

Dokument aus dem Nachlass des Heimathistorikers Hilmar Römer

Wenn also das Mittelwerk und die aberwitzigen Großbaustellen der Nazi-Untertageverlagerung von hier kriegsbedingt schutzsuchenden Menschen geordnet dann geräumt wurden, sind die Fertigungsanalgen studiert, Teile und Ausrüstung eingepackt und mittels vieler „Liberty“-Frachter nach Amerika verschifft worden. Eilig, bevor die Rote Armee übernahm, „die Russen“ kamen. In Sachswerfen herrschte eine große Unsicherheit. Wie weiter, was würden die Amerikaner machen? Diese befragten recht forsch verschiedene Bürger. Das geschah in deren Häusern, wie bei Familie Bauersfeld. Über viele Stunden.

Bis April 1945 diente die Schule von Niedersachswerfen auch als „Wohnheim“ für Zwangsarbeiter. Im Ort gab es viele solcher Unterkünfte. Es war auch so, dass diese Arbeitskräfte in der Kammer eines Hauses oder einer Scheune untergebracht waren. Mit Schreiben vom 28. April 1945 wollte man für das Gipswerk Niedersachswerfen, welches damals eine Kapazität von 4000 Tonnen täglich auswies, die Wiederaufnahme des Betriebes erreichen. Zunächst sollten Aufräumarbeiten und die Bergung von Werkzeug und Ausrüstungen erfolgen. Aus den Stollen, zu denen der Zutritt durch die Amerikaner aber verboten war und die durch bewaffnete Posten gesichert waren.

Die Sachswerfer Schule musste hergerichtet und instandgesetzt werden, auch Fenster waren zu reparieren und defekte Scheiben zu ersetzen. Erst am 04. Juni erlaubten die Amerikaner die Wiederaufnahme des Betriebes, mittels einer Anweisung des Hauptquartiers des „Combat Command“ R, 5. Panzer-Division sowie der Militär-Regierung, die Ihren Sitz in Nordhausen hatte. Die C-Kompanie, die hier noch Posten hatte, sollte vor Aufnahme des Sprengbetriebes im Steinbruch eingewiesen werden. Am 24. Mai besichtigten zwei US- Offiziere das Werk und die Baustelle Tunnel B11. Es wurde mündlich zugesagt, dass B11 betreten werden durfte.

In einem jetzt, im Nachlass des Heimatforschers Hilmar Römer aufgefundenen US Dokuments der Militär Regierung vom 16.06.1945, gezeichnet von den US Majoren Richard f. Wilkins und George Moore, wurde es schließlich verbrieft erlaubt, Maschinen, Teile und Material aus den Tunneln im Kohnstein zu entnehmen. Kurze Zeit später genehmigte Lt. Arthur X. Redfield die nötige Transportkapazität der Reichsbahn (mit Amtsstempel H2B9) und der Betrieb des Gipswerkes konnte somit wieder angefahren werden. Nachdem die Amerikaner das Gebiet wieder räumten kam die Sowjetarmee. Eine "справка" (spravka) ordnete den Betrieb Niedersachswerfen dann zur Aufnahme in die Leipziger Gruppe zu, diese wurde am 25. Juli 1945 erteilt, vom майор (Major) der Sowjetarmee Tajurka (?).
Tim Schäfer
Autor: red

Kommentare
DDR-Facharbeiter
11.04.2020, 14.58 Uhr
Mitttelwerk-Direktor Sawatzki ist nie in die USA gekommen. "
1. Gerüchte besagen, dass Albin Sawatzki in die USA gekommen ist.
Das stimmt nicht.
Laut Manfred Bornemann entzog sich Sawatzki der am 6. April 1945 eingeleiteten Evakuierung von 450 Raketenspezialisten nach Oberammergau.
Er setzte auch die von der SS befohlene Zerstörung der Stollenanlage im Kohnstein nicht um.
Am 11. April 1945 übergab er der US-Armee die unterirdische Stollenanlage im Kohnstein.
Am 13. April 1945 soll laut Manfred Bornemann Albin Sawatzki von ehemaligen Häftlingen erkannt und misshandelt worden sein. Er kam am 1. Mai 1945 in einem US-Lager im westfälischen Warburg zu Tode.
Angeblich wurde er wegen eines Fluchtversuches am Lagerzaun erschossen.

2 . Gerüchte besagen, dass SS-General Kammler in den USA bei Wernher von Brauns Gruppe war..
Dafür gibt es keinen Beweis:
Laut Fred Dittmann ("Die Mittelwerk GmbH ..", Seite 101) verliess SS-General Hans Kammler mit einem Teil seines Stabes am 7. April 1945 das Mittelwerk in Richtung West-Harz zur 11. deutschen Armee.
SS-Leute behaupten, er sei anfangs Mai in der Tschechei von Partisanen erschossen worden.
Nach einer anderen Version hat er sich nach einem Identitätstausch mit seinem Fahrer in Österreich den US-Truppen ergeben.
Er wurde - wie der Sohn eines hochrangigen CIA-Agenten aus Eisenhowers Stab erzählte - in die USA gebracht und ausgiebig verhört. Dort soll er verstorben sein.
Seine Frau in Berlin liess ihn 1948 für tot erklären.
Es gibt keinen Hinweis, dass SS-General Kammler bei der Truppe Wernher von Brauns in den USA auftauchte.
Envites
11.04.2020, 15.49 Uhr
Hallo Herr Facharbeiter
Bezüglich Dr. KAMMLER gibt es mehrere Informationen, dass er in den USA war. Zu Direktor Sawatzki weniger. Aber es gibt Parallelen. Nämlich starb Sawatzki wohl mehrere Tode. Sie beziehen sich auf Tod am Lagerzaun. Mir liegt eine Aussage vor, wonach die Erkennungsmarke von ihm an einer Leiche gefunden wurde. Nun. Das kann fingiert sein. Ich schrieb ja, daß ist noch nicht alles geklärt. Ich finde, dass macht es spannend. Vielleicht können wir bald mehr aus Amerika dazu erfahren.
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