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Mi, 07:51 Uhr
11.03.2020
Geschichte- und Altertumsverein Nordhausen

„Straßen verweisen in die Geschichte“

Mit diesen Worten leitete Thomas Kopf seinen Vortrag über „Das historische Nordhausen Teil III“ ein und führte die rund 60 interessierten Gäste bildlich und gedanklich durch die historischen Straßen, Gassen, Treppen und Häuser um den Bahnhof, Lohmarkt, Markt, Baltzerstraße, Engelsburg, Neustadtstraße, Neuer Weg und Grimmelallee, Bingerhof und in Richtung Stadtpark...

Thomas Kopf (Foto: M.-L. Zahradnick) Thomas Kopf (Foto: M.-L. Zahradnick)


Das Einlegen der Dias in den Diaprojektor machte für einige Gäste ein vertrautes Geräusch. Jedoch war dann das zu sehende Bild weniger vertraut und manche fragten sich in der Gästerunde, welche Straße das wohl sein könnte. Durch eine genaue Beschreibung und Zuordnung der Lage im Wandel der Zeit durch den versierten Referenten kam in den Erinnerungen der meisten Köpfe ein längst vergessenes Straßenbild zurück, oft verbunden mit einem Schmunzeln, begleitet durch die eigenen Erinnerungen aus der vergangenen Zeit. Nicht selten sah man ein Staunen in den Gesichtern, da manche Gäste Nordhausen so noch gar nicht kannten.

Die zahlreichen, meistens aus Holz angefertigten Handläufe und Zäune an den Treppen und Wegen ließen Nordhausen wie „Klein Venedig“ aussehen. Dabei hatten die Treppenanlagen eine wichtige Aufgabe zu erfüllen: Sie verbanden die Straßen und Wege miteinander und überbrückten so die Höhen und Tiefen innerhalb der Stadt und schufen Wegabkürzungen. Dass Treppen wandern können, wurde bei den vielen lose werdenden Stufen in der Vergangenheit häufig beobachtet.

Manche Treppenanlage verschwand ganz und damit auch die Erinnerung an sie. So die Treppe vom Königshofwall zur Neustadtstraße (Kindergarten). Auch Brücken zählten zu den wichtigen Verbindungsbauten der Stadt, durch die so rege die Flüsse wie die Zorge und der Mühlgraben sich zogen. Vielen Gästen unter dem Namen „Brücke der Ewigkeit“ bekannt, war die „Siechenbrücke“ über der Zorge, in der Nähe der heutigen Musikschule, die erste aus Stein gefertigte Brücke in Nordhausen nach 1945. Für die Verwendung des Materials sprach das Wegschwemmen der einstigen Holzbrücke bei Hochwasser, so Thomas Kopf.

Viele Bilder zeigten die Straßen mit wenig Licht und oft beengt. So verengte sich der Lauf der Engelsburg vom Markt herkommend, sodass nur noch wenige Fußgänger hindurchgehen konnten. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg dachte man in der Stadt über eine Straßenverbreiterung nach. Infolge der schweren Zerstörungen durch die Bombardierungen am 3. und 4. April 1945 im Zweiten Weltkrieg wurde die Idee wieder aufgegriffen und umgesetzt, so der Referent weiter. Dies betraf beispielsweise die Neue Straße, die Rautenstraße und die Töpferstraße.

Nicht nur die zahlreichen Fachwerkhäuser in Reihe oder alleinstehende mit und ohne Schindeln gebaut, sondern auch die Häuser im Jugendstil und Eklektizismus gehalten, spiegeln eine Zeit der Blüte und Geschäftigkeit der Stadt und ihrer Bewohner wider. So wurde die Jugendstilvilla mit Café von Paul Dietze 1903 am Friedrich-Wilhelm-Platz erbaut. Die Gäste des recht beliebten Café Dietze, konnten auf dem Platz das im Dreikaiserjahr errichtete und eindrucksvolle Kaiser-Friedrich-Denkmal betrachten. Allein die häufige Namensumänderung des Friedrich-Wilhelm-Platzes in Platz der SA und in Platz der Republik verdeutlicht, dass alles eine Geschichte hat und gegenwärtig auch Zeugnis der Vergangenheit sein kann. Im Zuge des Bombenangriffes 1945 wurden sowohl der Platz als auch die Villa mit Café zerstört. Mit dem Neuaufbau der Stadt ging der Platz in die Töpferstraße südlich mit ein.

Die in der Stadt lebenden Menschen machten das szenische Stadtbild und die Atmosphäre aus. Nicht nur im Café Dietze wurde Geselligkeit gepflegt, sondern Groß und Klein trafen sich auf der Eiswiese vor winterlicher Kulisse kurz bevor der Bau des Bingerhofes, durch einen Magistratsbeschluss zu Ehren des Stadtverordneten und Vorsitzender der WBG Louis Binger benannt, um 1931 begann. Auch das Freibad mit Holzstiegen und Holzbohlen gebaut, dass sich vor der Rotleimmühle befand, lud an heißen Sommertagen in den 1920er Jahren viele Nordhäuser zum Baden ein. Auf dem Platz des Bades folgte später ein Sportplatz.

Der Vortrag von Thomas Kopf war nicht nur wissenswert, sondern er hat auch wohl so manchem Gast Wurzeln in der Stadtgeschichte gegeben und viel mehr noch die thematisierten Straßen, Plätze und Gebäude als etwas besonders Schützens- und Erinnerungswertes aufgezeigt.

Der nächste Vortrag im kommenden Monat widmet sich dem Thema „Die Einhornhöhle – Symbiose zwischen Forschung und Tourismus“. Dr. Ralf Nielbock aus Osterode wird dazu im Museum Tabakspeicher am 14. April um 19:30 Uhr referieren.
Dr. Marie-Luis Zahradnik
Autor: red

Kommentare
ScampiTom
11.03.2020, 20.30 Uhr
sehr Aufschlussreich
es war schon Interessant zu sehen, was für schöne Gebäude es gab und wie sich die Bebauung entwickelt hat. Danke für diesen aufschlussreichen Vortrag
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