eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 09:00 Uhr
18.10.2019
Lichtblick zum Wochenende

Liebt eure Feinde

Im Lichtblick zum Wochenende macht sich Pastorin Steffi Wiegleb aus dem evangelischen Pfarramt Kyffhäuserland Gedanken zu menschlicher Verwundung und der Schwierigkeit einen Feind zu lieben, wie es Jesus gefordert hat...

Kreuz auf dem Friedhof in Bregninge (Dänemark) (Foto: Anja Bunkus) Kreuz auf dem Friedhof in Bregninge (Dänemark) (Foto: Anja Bunkus)

Kreuz auf dem Friedhof in Bregninge (Dänemark); Foto Anja Bunkus

Aus der Ferne erinnert mich dieses Kreuz an eine Blume oder vielleicht noch eher an die Umrisse eines Menschen. Ich kann nicht anders, als dieses Kreuz zu betrachten und frage mich, welche Bedeutung das kleine Loch in der Mitte hat?

Es ist wohl nicht zufällig an dieser Stelle. Es animiert manchen, da mal durchzusehen. Wie sieht die Welt durch dieses Loch im Kreuz aus? Welchen Ausschnitt sehe ich? Gleichzeitig nimmt es dem Kreuz etwas von der Massivität. Doch es wirkt auch wie eine Verwundung. Etwas fehlt!

Mir kommt ein Satz aus der Bergpredigt in den Sinn. „Liebet eure Feinde!“ Ein Satz, der Kopfschütteln, Unverständnis und viele Gegenargumente auslöst. Dabei ist er ganz klar und unmissverständlich formuliert. Da gibt es nichts zu deuten.
„Liebet eure Feinde!“ - Wie mag Jesus diese Worte ausgesprochen haben? Einladend, freundlich, aber mit Nachdruck, so dass alle spüren konnten: „Der meint das ernst!“. Jesus kann diese drei Worte sagen, weil er sie lebt – mit allen Konsequenzen – bis ans Kreuz.

Anzeige symplr
Liebet eure Feinde! – Ein Satz, der auch mich nicht ohne Blessuren zurück lässt, wenn ich ihn ernst nehmen will. Meinen Feind lieben!?! – Ein Feind ist ein Mensch, der mir Böses will. Ein Feind ist ein Mensch, der mich demütigt. Ein Feind ist ein Mensch, der meine Schwächen gnadenlos ausnutzt. Ein Feind ist ein Mensch, der mich für seine Zwecke missbraucht, mich hasst, mir nach dem Leben trachtet.
Das sind genug Gründe, meinen Feind nicht zu lieben. Aber Sie haben es gerade selbst mehrfach gelesen: Ein Feind ist ein Mensch! Mein Feind - ist und bleibt auch ein Mensch – wie ich. Damit ist auch mein Feind Geschöpf Gottes. Schon deswegen muss ich ihm mit Achtung begegnen. Mein Feind ist ein Mensch wie ich!? Im Umkehrschluss heißt das, auch ich kann ein Feind sein!?

Das Kreuz in seiner Schlichtheit erzählt von den Verwundungen, die wir Menschen haben. Die es uns so schwer machen, unsere Feinde zu lieben. Es erzählt aber auch von der Verheißung, des Einen, der tatsächlich nicht zum Feind wurde, sondern seine Feinde lieben konnte.
So wie das Kreuz würde ich gern sein: schlicht und freundlich, kraftvoll und standfest in der Welt, nicht aufdringlich, aber einladend und werbend für einen Glauben, der den anderen so annehmen kann wie er ist, weil ich geliebt bin und den anderen leiben kann – mit etwas Aufwand und Mut auch meinen Feind.
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr