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Fr, 13:15 Uhr
11.10.2019
FDP-Bundestagsabgeorndete besuchte Stadtwerke

Die Maßstäbe werden in Städten wie Nordhausen gesetzt

Der Wahlkampf rollt und ganz oben auf den Programmen steht immer wieder: Zukunft. Zukunft in der Energieversorgung, in der Mobilität, im Ausgleich zwischen Stadt und Land. Antworten suchte die Bundestagsabgeordnete der Freien Demokraten, Daniela Kluckert, bei den Nordhäuser Stadtwerken und zeigte sich überrascht wie viel im kleinen Nordhausen passiert...

FDP-Bundestagsabgeordnete zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) FDP-Bundestagsabgeordnete zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel)

Ein kleines Startup, das sich mit Elektromobilität eine Namen gemacht hat, ein Verbund kommunaler Unternehmen die in ihren Möglichkeiten neue Wege austesten, global agierende Unternehmen, die in neue Geschäftsfelder investieren, eine Hochschule die rege forscht – wenn es um Innovationen geht, steht Nordhausen gut da. Ein Umstand, von dem sich gestern die FDP-Bundestagsabgeordnete Daniela Kluckert durchaus beeindruckt zeigt. „Sie haben hier viel Innovation in der Region, die aus Nordhausen heraus exportiert wird, das brauchen wir in Deutschland. Die Maßstäbe für die Zukunft werden in Städten wie Nordhausen gesetzt“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag gestern in den Räumlichkeiten der Nordhäuser Stadtwerke.

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Vieles von dem, was Geschäftsführer Olaf Salomon und Kollegen vorzutragen hatten, dürfte dem regelmäßigen Leser dieser Zeitung bekannt sein. Da sind die zwei Windräder, die von den Stadtwerken im Frühjahr erworben wurden, die zu 49% in die Hände von Genossenschaften gelegt werden sollen und deren Anteilsverkauf laut Salomon prächtig läuft („Wir hätten auch zehn Windräder verkaufen können“). Oder das neue Heizkraftwerk, das in der Robert-Blum-Straße entstehen wird, um die verholzten Grünabfälle der Region in Wärme zu verwandeln, der Schnell-Ladepark am Stadtrand, der noch dieses Jahr eröffnet werden soll, oder das „Nordhäuser Modell“ in Form des „Combino-Duo“, der seit 2004 die Kernstadt mit dem Harzrand verbindet. Dazu Carsharing, Elektrobusse und neue Konzepte zur Mobilität im ländlichen Raum wie das „Werther-Mobil“. Für Nordhausen ist das alles fast schon ein alter Hut oder zumindest die Nachricht von gestern.

FDP-Bundestagsabgeordnete zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) FDP-Bundestagsabgeordnete zu Gast in Nordhausen (Foto: Angelo Glashagel) Etwas neueren Datums ist die Ankündigung sich künftig auch in Sachen Wasserstoff Gedanken zu machen. Im Moment bereiten die Stadtwerke eine Machbarkeitsstudie in Kooperation mit dem Institut für angewandte Bauforschung aus Weimar vor. „Wir wollen das Thema wirklich ganzheitlich betrachten, Insellösungen gibt es genug“, erklärte Olaf Salomon. Die Pläne sehen vor aus den regenerativen Energiequellen der Region Wasserstoff herzustellen, der als effektiver Energiespeicher Überschüsse auffangen könnte und als Treibstoff im Nutzfahrzeugbereich der Stadtwerke, also der Personenbeförderung oder der Müllentsorgung, zum Einsatz kommen kann. Bis zum Beginn des neuen Jahres hofft man auf erste Ergebnisse, danach werde man sehen müssen ob sich die Idee auch praktisch umsetzen ließe, so Salomon weiter.

Die Stadtwerke nutzten die Gelegenheit derweil nicht nur zu Präsentation des eigenen Handelns, sondern auch um ein paar Kritikpunkte anzubringen. Zwar komme den regionalen Energieversorgern die zunehmende Sensibilität der Menschen für regionale Wertschöpfung inzwischen langsam zu Gute, insgesamt sei der Wettbewerb im Strommarkt aus Sicht kommunaler Unternehmen als Grundversorger im Moment „nicht immer ganz fair“. Als solcher muss man auch defizitäre Querschnittsaufgaben mitfinanzieren, wie eine Straßenbahn oder ein Badehaus, die technische Infrastruktur vorhalten und einspringen, wenn private Anbieter Pleite gehen, ohne dafür von staatlicher Seite viel Unterstützung zu erhalten.

Der Leiter der Verkehrsbetriebe, Thorsten Schwarz, legte der Bundestagsabgeordneten das „Schweizer Modell“ ans Herz, das geregelte Taktzeiten im ÖPNV „bis in die kleinste Einheit“ möglich mache. Hier konnte nun auch die Verkehrspolitikerin mitreden. Das seit der Wende deutschlandweit rund 6.000 Kilometer Schiene abgebaut wurden, sei „sträflichst“. Möglichkeiten zur Reaktivierung stillgelegter Gleise müsse man jetzt nutzen. Außerdem sollte sich die Deutsche Bahn in Zukunft auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Kluckert plädiert für mehr Wettbewerb im Fernverkehr. Um Fehlentwicklungen, wie man sie etwa in Großbritannien erlebt hat, zu vermeiden, müsse die Schiene an sich in staatlicher Hand bleiben, der Fahrbetrieb aber in den Wettbewerb entlassen werden. Von einem besseren ÖPNV erhofft sie sich auch positive Effekte für städtische Probleme. „Wenn wir den ländlichen Raum über einen ÖPNV in ordentlicher Qualität, mit angemessenen Preisen und angemessenen Taktzeiten stärker an die Ballungszentren anbinden, dann können wir auch Druck von den Städten nehmen“, sagte Kluckert. Zudem werde man die Digitalisierung auch auf der Schiene forcieren müssen, um die Kapazitäten effektiver nutzen zu können.

Bleibt die Gefahr das sich die Privatwirtschaft nur die „Sahnestückchen“ herauspickt und die Versorgung eigentlich unrentabler Strecken in den Händen kommunaler Betriebe verbleibe, hier müsste es entsprechende Zuschüsse geben, gab man von Seiten der Stadtwerke zu Bedenken.

Für die Freien Demokraten war der Besuch der Abgeordnete auch ein Auftakt im Landtagswahlkampf. Bereits heute wird man mit Oliver Beek den nächsten liberalen Gast aus dem Berliner Parlament begrüßen können. Mit dem Abgeordneten aus Nordhausens Partnerstadt Bochum wird man die Firma „Sokratherm“ besichtigen bevor man am Abend im Hotel Fürstenhof die Fragen Klimawandel und Innovation erörtern will. Für den kommenden Montag hat sich der tourismuspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Herr Dr. Marcel Klinge, angekündigt. Auf der Tagesordnungen stehen dann der Besuch des Tauchsportzentrums am Sundhäuser See, ein Rundgang durch das IFA-Museum und eine Begehung des geplanten Europaradweges „ Eurovelo 13“ zwischen Ellrich und Zorge.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Kama99
11.10.2019, 15.18 Uhr
Schön mit was...
...man die FDP begeistern kann. Daran sieht man warum die niemand mehr wählt. Die letzten Jahre wohl total verschlafen oder?
alterNeunordhäuser
11.10.2019, 15.52 Uhr
Und der Privathaushalt?
Viele Pläne, die da offeriert werden, was geht bei Privathaushalten?
Wäre es nicht Bürgernah wirkliche Anreize zu schaffen um die viel beschworene Energiewende an zu kurbeln. Z.B. kostenlose Gasanschlüsse seitens der Stadtwerke, für die Haushalte, die an eine Umstellung ihrer Heizung denken, um nicht dafür schon ein Vermögen hinzu blättern.
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