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Fr, 00:01 Uhr
11.10.2019
gefiederter Liebesbote steht auf der globalen Roten Liste

Die Turteltaube ist Vogel des Jahres 2020

Sie ist ein Symbol für die Liebe, ihre Lebensbedingungen sind aber wenig romantisch: Die Turteltaube wurde vom NABU und seinem bayerischen Partner LBV (Landesbund für Vogelschutz) zum „Vogel des Jahres 2020“ gewählt. Damit wollen die Verbände darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet ist...

Turteltaube (Foto: Michael Wimbauer) Turteltaube (Foto: Michael Wimbauer)
„Der Bestand der Turteltauben in Thüringen ist eher rückläufig. Im Freistaat brüten noch 1500 bis 2000 Paare“, berichtet Klaus Lieder, der Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen. „Vorzugsweise kommen sie bei uns in den unteren Mittelgebirgslagen vor. Fehlen aber in großen Teilen des Thüringer Waldes und stellenweise in den baumarmen Ackerbaugebieten des Thüringer Beckens sowie in Nordostthüringen.“

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Seit 1980 ist der Bestand der kleinen Taube in Deutschland um 90 Prozent zurückgegangen. Ganze Landstriche sind mittlerweile turteltaubenfrei. Laut NABU fehlt es an geeigneten Lebensräumen wie strukturreichen Wäldern- und Feldrändern. Zudem ist sie durch die legale und illegale Jagd im Mittelmeerraum bedroht. Jährlich werden in der EU mehr als 1,4 Millionen Turteltauben legal geschossenen

Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit ihrem farbenfrohen Gefieder ernähren sich fast ausschließlich vegan. Sie bevorzugen Wildkräuter- und Baumsamen. Dem Jahresvogel schmecken Samen von Klee, Vogelwicke, Erdrauch und Leimkraut. Diese Pflanzen wollen Landwirte nicht auf ihren Feldern haben. Darum hat sich die Taube seit den 60er Jahren angepasst und ihre Nahrung umgestellt. Der Anteil von Sämereien aus landwirtschaftlichen Kulturen macht nun in weiten Teilen ihres Verbreitungsgebiets mehr als die Hälfte der Nahrung aus statt wie früher nur 20 Prozent. Im Gegensatz zu Wildkrautsamen stehen diese aber nur für kurze Zeit bis zur Ernte zur Verfügung und fehlen während der kritischen Phase der Jungenaufzucht.

Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtert die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm – ein Schicksal, das sie mit vielen anderen Jahresvögeln teilt. Die Ausweitung von Anbauflächen geht mit einem Verlust von Brachen, Ackersäumen, Feldgehölzen und Kleingewässern einher. Damit verschwinden Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkstellen. Viele Äcker werden außerdem mit Herbiziden von „Unkraut“ befreit. Doch von genau diesen Ackerwildkräutern ernährt sich die Turteltaube. Außerdem ist chemisch behandeltes Saatgut vergiftete Nahrung für die Tauben. Der NABU kämpft seit Jahren für eine EU-Förderung der Landwirtschaft, die Natur erhält statt sie zu schädigen.

„Was wir in unserer Landschaft wieder brauchen ist Strukturvielfalt. Vor allem müssen sich Hecken wieder in unserem Landschaftsbild finden und Bäche müssen sich frei durch die Landschaft schlängeln dürfen. Genauso wichtig ist aber auch eine schnelle und drastische Reduzierung des Pestizideinsatzes. Unsere Landnutzungsformen müssen ökologischer werden,“ fordert der Vogelexperte des NABU Thüringen.

Die Turteltaube ist der erste vom NABU gekürte Vogel, der als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht. Heute brüten bundesweit nur noch 12.500 bis 22.000 Paare. Die meisten der höchstens 5,9 Millionen Paare Europas leben in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzieher unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um südlich der Sahara zu überwintern.

Um den gefiederten Liebesboten zu schützen, fordert der NABU Bundesumweltministerin Svenja Schulze mit einer Petition (www.vogeldesjahres.de/petition) auf, sich neben einer verbesserten Landwirtschaftspolitik auch für das dauerhafte Aussetzen der Abschussgenehmigungen in den EU-Mitgliedsstaaten einzusetzen.
Autor: red

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