Fr, 07:00 Uhr
06.09.2019
Lichtblick
Öffne dich!
Es ist ein heißer Tag im Gebiet der zehn Städte. Alles geht seinen gewohnten Lauf. In Sidon ist einiges los. Die Händler preisen ihre Waren an. Ihre Lippen bewegen sich, ihre Münder öffnen und schließen sich. Bettler sitzen am Straßenrand und hoffen auf die eine oder andere Gabe, damit sie durch den Tag kommen. Leute reden miteinander auf dem Marktplatz. Sie beschweren sich, sie lachen, sie fluchen, sie feilschen...
All das kann Juda nur erahnen. Er sieht was die Menschen tun, aber hören kann er es nicht. Manche belächeln ihn, wie er da sitzt und einfach nur beobachtet. Manche zeigen mit dem Finger auf ihn. Er ist es gewohnt. Denn sein ganzes Leben war es so. Er kann nicht teilnehmen an dem was geschieht. Denn seine Welt ist stumm. Er ist stumm.
Ein paar Mal, vor langer Zeit hat er versucht sich irgendwie auszudrücken, aber nichts als unverständliche Laute kommen aus seinem Mund. Er hat sich eingerichtet in dieser stillen Welt, hat akzeptiert, dass er in seiner Welt lebt und die anderen in ihrer Welt. Also sitzt er da am Brunnen des Marktes und sieht zu, wie andere leben, lachen, reden. Einige die ihn kennen werfen ihm manchmal ein paar Münzen zu, oder geben ihn einen Brocken Brot.
Hoffnung? Die hat er längst als Spinnereien abgetan.
So sehr wünscht er sich ihnen mitteilen zu können, wie er die Welt sieht, was er wünscht und träumt, was er kann, wie es ihm geht. Aber er kann keinen Ausweg erkennen.
Plötzlich wird er gepackt und mitgeschleift. Bekannte Gesichter versuchen in seine stumme Welt hinein zu reden und zu erklären was sie mit ihm vorhaben. Er versucht sich zu wehren, er ist verwirrt. Aber Widerstand ist zwecklos. Sie schieben ihn quer über den Markt, wo sich eine Menschenmenge versammelt hat. Zwischen all dem Trubel und den vielen Gesten steht eine Gestalt still und ruhig. Auch einer der eher beobachtet anstatt herum zu schreien. Das ist alles was den Mann von den anderen unterscheidet. Er ist nicht imposant oder besser gekleidet, nur seine Art und sein wacher Blick unterscheiden ihn.
Er wird auf ihn zu geschoben. Immer weiter wird er ins Zentrum der Masse und auf diesen Mann geschoben. Ihre Blicke treffen sich. Die Zeit steht still.
Und plötzlich hört das Gewabber und die Aufregung der Menge auf. Nur noch wenige Menschen öffnen ihre Münder und zeigen auf Juda.
Der Mann erhebt sich. Er läuft langsam auf Juda zu. Er berührt seine Ohren. Juda schließt die Augen. Er nimmt nichts mehr wahr. Und plötzlich bricht das erste Mal seit langer Zeit ein Ton in seine Stumme Welt.
Hefata!!!!!! Das heißt: Öffne dich!
Die Geschichte von Jesus und dem tauben und stummen Menschen von Sidon, ist sicherlich eine der merkwürdigeren Geschichten, die das neue Testament über Jesus erzählt. Anders als in anderen Heilungsgeschichten, passiert hier die Heilung nicht allein durch Jesu Wort, sondern durch eine merkwürdige Handlung. Jesus berührt den taubstummen an seinen Ohren, und an seiner Zunge.
Irgendwie ganz schön irre. Und ich denke, der Mann um den es hier geht, dem wird es ebenfalls nicht geheuer gewesen sein was da mit ihm passiert. Etwas nicht Begreifbares ist der Anfang für ein neues Leben.
Hefata! Öffne dich! Ein Befehl.
ER rauscht durch die Zeit und trifft mich. ER rauscht durch die Zeit und trifft mich, er trifft dich, die Gesellschaft, die Kirche. Das Leben, dort wo es stumm geworden ist.
HEFATA: Öffne dich! Er trifft dort wo es stumm und verschlossen geworden ist. HEFATA! Öffne dich!
Wie schön ist es in sich selbst gerollt irgendwo zu liegen und vor sich hin zu dösen. Manchmal können wir uns auch nur zusammenrollen, weil wir Angst haben oder weil wir in Schockstarre sind. Als einzelne Menschen, als Kirchgemeinde, als Familie, als Kommune am Ort.
Hefata! Öffne dich!
Langsam, ganz langsam löst sich seine Zunge. Langsam dringt der Ton in Judas Gehörgang. Er sieht nun nicht nur wie sich Lippen bewegen, er hört was sie ausstoßen. Es liegt eine große Aufgabe vor ihm: Er wird lernen müssen, wie Sprache funktioniert, er wird lernen müssen zuzuhören, auch dann wenn es laut und durcheinander geht. Er wird die Feinheit der Sprache verstehen und üben müssen. Er wird sich trauen müssen, mit dem Geschenk umzugehen, dass ihm gegeben worden ist. Seine Isolation ist vorbei, aber die Offenheit muss er erst begreifen.
Seine Fesseln sind gelöst. Sie loszulassen und fallen zu lassen die Herausforderung für die Zukunft
Unsere Fesseln fallen langsam ab. Andere ketten uns noch fest. Als einzelne Menschen, als Gemeinschaft am Ort, Gesellschaft und Kirche. Es sind Ketten die schon gelöst sind. Es sind Ketten, die wir festhalten, weil wir Angst haben ohne Sie zu leben. Die Stimme die uns ruft hört nicht auf: HEFATA! Öffne Dich!
Jesus ruft jeden von Euch.
Im Dunklen und im Licht.
Ich wünsche uns, dass Sie und ich die Ketten erkennen, die uns binden und die Jesus uns nehmen will, ja schon genommen hat, wenn wir ihm vertrauen. Um Freiheit zu erleben. Freiheit für Menschen die uns brauchen, für Situationen in denen wir gebraucht werden, auch für Menschen mit denen wir im Streit liegen und die wir ablehnen. Möge Gott uns öffnen für den Schritt unsere Ketten loszulassen, die er schon zersprengt hat.
Lasst uns hoffen, dass Jesus uns öffnen wird, wie die Ohren und den Mund des Taubstummen namens Juda.
Hefata! Öffne dich!
Öffne uns!
Martin Weber
Autor: redAll das kann Juda nur erahnen. Er sieht was die Menschen tun, aber hören kann er es nicht. Manche belächeln ihn, wie er da sitzt und einfach nur beobachtet. Manche zeigen mit dem Finger auf ihn. Er ist es gewohnt. Denn sein ganzes Leben war es so. Er kann nicht teilnehmen an dem was geschieht. Denn seine Welt ist stumm. Er ist stumm.
Ein paar Mal, vor langer Zeit hat er versucht sich irgendwie auszudrücken, aber nichts als unverständliche Laute kommen aus seinem Mund. Er hat sich eingerichtet in dieser stillen Welt, hat akzeptiert, dass er in seiner Welt lebt und die anderen in ihrer Welt. Also sitzt er da am Brunnen des Marktes und sieht zu, wie andere leben, lachen, reden. Einige die ihn kennen werfen ihm manchmal ein paar Münzen zu, oder geben ihn einen Brocken Brot.
Hoffnung? Die hat er längst als Spinnereien abgetan.
So sehr wünscht er sich ihnen mitteilen zu können, wie er die Welt sieht, was er wünscht und träumt, was er kann, wie es ihm geht. Aber er kann keinen Ausweg erkennen.
Plötzlich wird er gepackt und mitgeschleift. Bekannte Gesichter versuchen in seine stumme Welt hinein zu reden und zu erklären was sie mit ihm vorhaben. Er versucht sich zu wehren, er ist verwirrt. Aber Widerstand ist zwecklos. Sie schieben ihn quer über den Markt, wo sich eine Menschenmenge versammelt hat. Zwischen all dem Trubel und den vielen Gesten steht eine Gestalt still und ruhig. Auch einer der eher beobachtet anstatt herum zu schreien. Das ist alles was den Mann von den anderen unterscheidet. Er ist nicht imposant oder besser gekleidet, nur seine Art und sein wacher Blick unterscheiden ihn.
Er wird auf ihn zu geschoben. Immer weiter wird er ins Zentrum der Masse und auf diesen Mann geschoben. Ihre Blicke treffen sich. Die Zeit steht still.
Und plötzlich hört das Gewabber und die Aufregung der Menge auf. Nur noch wenige Menschen öffnen ihre Münder und zeigen auf Juda.
Der Mann erhebt sich. Er läuft langsam auf Juda zu. Er berührt seine Ohren. Juda schließt die Augen. Er nimmt nichts mehr wahr. Und plötzlich bricht das erste Mal seit langer Zeit ein Ton in seine Stumme Welt.
Hefata!!!!!! Das heißt: Öffne dich!
Die Geschichte von Jesus und dem tauben und stummen Menschen von Sidon, ist sicherlich eine der merkwürdigeren Geschichten, die das neue Testament über Jesus erzählt. Anders als in anderen Heilungsgeschichten, passiert hier die Heilung nicht allein durch Jesu Wort, sondern durch eine merkwürdige Handlung. Jesus berührt den taubstummen an seinen Ohren, und an seiner Zunge.
Irgendwie ganz schön irre. Und ich denke, der Mann um den es hier geht, dem wird es ebenfalls nicht geheuer gewesen sein was da mit ihm passiert. Etwas nicht Begreifbares ist der Anfang für ein neues Leben.
Hefata! Öffne dich! Ein Befehl.
ER rauscht durch die Zeit und trifft mich. ER rauscht durch die Zeit und trifft mich, er trifft dich, die Gesellschaft, die Kirche. Das Leben, dort wo es stumm geworden ist.
HEFATA: Öffne dich! Er trifft dort wo es stumm und verschlossen geworden ist. HEFATA! Öffne dich!
Wie schön ist es in sich selbst gerollt irgendwo zu liegen und vor sich hin zu dösen. Manchmal können wir uns auch nur zusammenrollen, weil wir Angst haben oder weil wir in Schockstarre sind. Als einzelne Menschen, als Kirchgemeinde, als Familie, als Kommune am Ort.
Hefata! Öffne dich!
Langsam, ganz langsam löst sich seine Zunge. Langsam dringt der Ton in Judas Gehörgang. Er sieht nun nicht nur wie sich Lippen bewegen, er hört was sie ausstoßen. Es liegt eine große Aufgabe vor ihm: Er wird lernen müssen, wie Sprache funktioniert, er wird lernen müssen zuzuhören, auch dann wenn es laut und durcheinander geht. Er wird die Feinheit der Sprache verstehen und üben müssen. Er wird sich trauen müssen, mit dem Geschenk umzugehen, dass ihm gegeben worden ist. Seine Isolation ist vorbei, aber die Offenheit muss er erst begreifen.
Seine Fesseln sind gelöst. Sie loszulassen und fallen zu lassen die Herausforderung für die Zukunft
Unsere Fesseln fallen langsam ab. Andere ketten uns noch fest. Als einzelne Menschen, als Gemeinschaft am Ort, Gesellschaft und Kirche. Es sind Ketten die schon gelöst sind. Es sind Ketten, die wir festhalten, weil wir Angst haben ohne Sie zu leben. Die Stimme die uns ruft hört nicht auf: HEFATA! Öffne Dich!
Jesus ruft jeden von Euch.
Im Dunklen und im Licht.
Ich wünsche uns, dass Sie und ich die Ketten erkennen, die uns binden und die Jesus uns nehmen will, ja schon genommen hat, wenn wir ihm vertrauen. Um Freiheit zu erleben. Freiheit für Menschen die uns brauchen, für Situationen in denen wir gebraucht werden, auch für Menschen mit denen wir im Streit liegen und die wir ablehnen. Möge Gott uns öffnen für den Schritt unsere Ketten loszulassen, die er schon zersprengt hat.
Lasst uns hoffen, dass Jesus uns öffnen wird, wie die Ohren und den Mund des Taubstummen namens Juda.
Hefata! Öffne dich!
Öffne uns!
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