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Do, 12:30 Uhr
22.08.2019
Pflegekräfte wehren sich gegen Berliner Pläne

#NichtMeinGesetz

Ein kleines Haus am Rand von Bielen bei Nordhausen mag nicht der naheliegendste Ort sein, um sich Gehör zu verschaffen. Die Umstände der kleinen Protestaktion, die man gestern hier startete, lassen aber nichts anderes zu. Die Thüringer Mitarbeiter der Gesellschaft für Intensivpflege haben massive Einwände gegen Ideen des Bundesdeutschen Gesundheitsministers, Jens Spahn...

#NichtMeinGesetz - Pflegekräfte demonstrieren gegen Berliner Gesetzesentwurf (Foto: Angelo Glashagel) #NichtMeinGesetz - Pflegekräfte demonstrieren gegen Berliner Gesetzesentwurf (Foto: Angelo Glashagel)

Stein des Anstoßes ist ein Gesetzesentwurf, den Minister Spahn gerne in geltendes Recht gießen würde. Das "Reha- und Intensivpflegestärkungsgesetz" sieht unter anderem vor, dass Erwachsene in der Intensivpflege von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht länger in ihren eigenen vier Wänden betreut werden sollen, sondern in zentralen Einrichtungen.

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"Die 1 zu 1 Versorgung würde damit faktisch abgeschafft", sagt Kathrin Gräbe-Elliger, Bereichsteamleiterin bei der Gesellschaft für medizinische Intensivpflege (GIP). "Wenn der Entwurf so durchgeht, wird den Patienten ihr Recht auf Selbstbestimmung aberkannt. Da rührt man am Grundgesetz. "Würde" heißt für unsere Patienten, zu Hause, bei ihren Verwandten zu leben und so weit als möglich in die täglichen Abläufe eingebunden zu sein".

Die meisten Patienten, die man betreut, müssen beatmet werden. Lange Reisen sind nicht möglich, vor allem deswegen hatte man sich dazu entschieden, den Protest in Bielen vorzutragen, erklärt die Pflegerin. Der nächste Anlaufpunkt wäre Sondershausen gewesen, aber auch das ist zu weit weg für viele der Patienten. In Thüringen betreut die GIP lediglich sieben Erwachsene und führt eine Wohngemeinschaft in Erfurt, bundesweit sorgt man sich um etwa 300 Patienten. Insgesamt wären von dem Gesetzesentwurf rund 30.000 Personen betroffen.

Der Hauptsitz der GIP ist in Berlin, hier hat man bereits versucht, den Minister mit der Kritik zu konfrontieren und auch andernorts demonstrieren die Mitarbeiter des Pflegedienstes. Um ihre Jobs würden sie nicht fürchten, sagt Gräbe-Elliger, alle ihre Kollegen und Kolleginnen seien examinierte Fachkräfte, die in der aktuellen Arbeitsmarktlage sofort einen neuen Job finden würden, wenn sie denn wollten.

Und hier liegt vielleicht der eigentliche Beweggrund für die geplante Gesetzesänderung, vermuten die Pflegekräfte. Mit dem einstampfen der Einzelbetreuung würde dem personell schwer gebeutelten Pflegebereich plötzlich viel fachkundiges Personal zur Verfügung stehen, das momentan noch mit eng gefassten Betreuungsschlüsseln gebunden ist.

Teamleiterin Kathrin Gräbe-Elliger (rechts) (Foto: Angelo Glashagel) Teamleiterin Kathrin Gräbe-Elliger (rechts) (Foto: Angelo Glashagel)

"Unsere Patienten haben Angst ihre vertraute Umgebung zu verlieren. Die Dame die uns heute hier ihr Gelände zur Verfügung gestellt hat sagt: dann sterbe ich lieber.", berichtet die Teamleiterin. Drastische Vergleiche zur Praxis längst vergangener Tage findet auch Jörg-Walther Kräbel, der seine Frau seit über 12 Jahren pflegt. "Alle schnell verstecken, die nicht ins Bild passen, den Eindruck macht das. Das ist unmenschlich hoch vier. Das zu Hause und die Familie sind das wichtigste, meine Frau dreht fast durch wenn wir das Thema nur ansprechen." Zudem würde die Idee Spahn's den Grundsatz der Sozialgesetzgebung verletzen, der da besagt das Heimpflege vor stationärer Pflege geht.

Verhaltenes Lob für die Pläne des Gesundheitsministers kommt von diversen Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen, mit dem 30-Seiten-Papier würde Spahn sich für mehr Qualität in der Pflege einsetzen. Patienten und Pflegekräfte laufen derweil Sturm gegen die Pläne, der Verband ALS Mobil hat auf change.org eine Petition gestartet, die zur Stunde von über 66.600 Personen unterzeichnet wurde.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
geogott
22.08.2019, 13.03 Uhr
Wer soll das alles bezahlen?
Ist ja schön und gut, dass man sich gegen das Gesetz wehrt aber wurde auch schon einmal darüber nachgedacht, was so ein Betreuungsplatz die Allgemeinheit pro Monat kostet? Hier reden wir von 10.000 - 30.000 pro Monat. Dieses Geld muss auch von irgendjemand erwirtschaftet werden.
Und diesen Petitionsquatsch kann man sowieso nicht für ernst nehmen, da die Leute, die die Petition unterschreiben in keinster Weise für Ihre Forderung haftbar gemacht werden können. Wer die Petition unterschreibt, müsste bei erfolgreicher Umsetzung sofort einen höheren Pflegebeitrag bezahlen. Mal sehen wie viele dann einfach mal noch schnell im Internet irgendwo ihren Namen hinschreiben.
Leser X
22.08.2019, 13.31 Uhr
Entsolidarisierung
Geld ist wichtiger als Würde. Für die Würde gibt es keinen Stundensatz, man kann sich für sie nichts kaufen oder sie in Profit verwandeln.

Der vorhergehende Kommentar zeigt auf traurige Weise, wie hierzulande die Entsolidarisierung läuft und wie sie sich anhört. Komisch nur, dass selbst in ärmeren Ländern würdiger mit diesem Thema umgegangen wird. Aber in Deutschland gibt es die Kommerzialisierung bis in den Tod.
Physiotherapie-Krebs
22.08.2019, 16.00 Uhr
Niemand sollte in ein Heim müssen!
Diese 1 zu 1 Versorgung ist keine Luxusbehandlung, sondern aus medizinischen Gründen notwendig. Die ständige Überwachung der Körperfunktionen und besonderen Anforderungen für das Personal machen einen so hohen Personalschlüssel nötig. Die Patienten würden im Heim untergehen! Entstehende Mehrkosten darf niemand auf dem Rücken der Betroffenen austragen!
tannhäuser
22.08.2019, 18.19 Uhr
Typisch Spahn von Merkels Gnaden.
Die wollen am liebsten auch Organe entnehmen, wenn der verstorbene Patient nicht noch rechtzeitig zum Leben wiedererwacht und flüchten kann.

Einfach mal googeln: "Organspende - Nie wieder".

Da interessieren sie sich auch nicht für noch Lebende, die Pflege und Fürsorge benötigen.
geloescht.20240214
22.08.2019, 20.00 Uhr
Geschäft
Ich bin der Meinung dass alle Einrichtungen, welche aus zwangsfinanzierten Kassen (Pflegeversicherung, Gesetzliche Krankenversicherung ) nicht in privaten Eigentumsformen geführt werden dürfen. Denn das Gewinnstreben kann logischerweise nur auf Kosten der Leistungsempfänger erfüllt werden.
Speaker
22.08.2019, 20.02 Uhr
Petition unterzeichnen
Habe gerade die Petition unterzeichnet. Sich nur darüber aufregen reicht nicht! Dauert 2 Minuten und fleißig teilen!
geloescht.20230927
22.08.2019, 20.36 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema des Beitrags
Paul
22.08.2019, 21.41 Uhr
geogott
Dazu sage ich nur eins: dann müssen endlich ALLE in Deutschland Geld in die sozialen Kassen Einzahlen. Damit meine ich, und ich setze mal voraus daß das jeder weiß, unsere Obrigkeit in der Politik, die seit jeher ja noch nie irgendwelche Einzahlungen gemacht haben. In anderen Ländern ist das längst der Fall. Deshalb klappt das ja z.Bsp Österreich, ja auch besser mit sehr guten Renten-FÜR ALLE. Aber solange sich unsere Politiker nur an unserem Steuertopf mästen aber selber garnichts bezahlen nicht einmal Steuern kann das hier auch nie was werden. Dafür sollten die Leute demonstrieren oder für weniger Steuern bei Allen. Und nicht ständig jammern für 2-3% mehr Lohn der hinterher sowieso von der Steuer gefressen wird !
Andreas Dittmar
22.08.2019, 22.22 Uhr
Die Würde des Menschen ist unantastbar
Denken Sie mal drüber nach @geogott. Ich unterschreibe auch gerade die Petition.
Wolfi65
23.08.2019, 07.58 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Gehört nicht zum Thema.
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