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Mo, 18:07 Uhr
22.07.2019
Bis zu 20.000 in einer Falle:

Borkenkäfer-Fangzahlen steigen explosionsartig an

Die Fangzahlen des Buchdruckers, dem gefährlichsten Borkenkäfer in den heimischen Fichtenwäldern, stieg im Monat Juni explosionsartig an. In den Monitoringfallen der Thüringer Forstämter mit höherem Fichtenanteil finden sich bis zu 20.000 Käfer je Falle und Woche...

Buchdrucker (Foto: A. Knoll) Buchdrucker (Foto: A. Knoll)
Ab einer Gefährdungsschwelle von 3.000 Käfern je Falle und Woche muss mit einer extrem schnellen Ausbreitung bestehender Befallsherde gerechnet werden. Waldbesitzer und Förster haben seit letztem Jahr die rund 172.000 Hektar Fichtenanbaufläche in Thüringen oft schon mehrfach auf Borkenkäferbefall kontrolliert und, wo nötig, saniert. Dies berichtet die Thüringer Landesforstanstalt, mit 200.000 Hektar flächengrößter Waldbesitzer im Freistaat.

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Dazu Thüringens Forstministerin Birgit Keller: „Ich bedanke mich bei den allen Waldbesitzern, Waldarbeiter/innen, Förster/innen und Unternehmen die seit Beginn des Jahres 2018 permanent an der Belastungsgrenze arbeiten. Sie leisten Großartiges, um die von Trockenheit und Borkenkäfer verursachten Waldschäden zu beheben. Es schmerzt natürlich, dass die forstlichen Leistungen ganzer Generationen nun dem Borkenkäfer zum Opfer fallen.

Deswegen stellen wir aktuell in den nächsten vier Jahren insgesamt mindestens 32 Millionen Euro für die Beseitigung der Waldschäden zur Verfügung. Mit dem Geld kann dringend notwendiges Fachpersonal eingestellt werden, das die Forstleute der AöR vor Ort bei der Bereinigung der Waldschäden der rund 180.000 Waldbesitzer im Kommunal- und Privatwald unterstützen wird. Unser wichtigstes Ziel ist der Waldumbau mit einer klimaangepassten, nachhaltigen Baumartenvielfalt.“

Die kühle Maiwitterung hat dem Buchdrucker nicht geschadet
„Mit dem durch die kühle Maiwitterung etwas verzögerten Ausflug der ersten Käfergeneration wird nun ein starker Schwarmflug und in Folge ein deutlich verstärkter Stehendbefall einsetzen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die Jungkäfer treffen auf deutlich durch die Trockenheit in ihrer Vitalität geschwächte Fichten, was den Befall sehr erfolgreich machen wird. Mit dem neuen Stehendbefall wird in den kommenden sechs bis acht Wochen die zweite Generation angelegt. Diese 2. Generation wird mit einer extremen Zahl an Individuen die bisher unbeschadet verbliebenen Fichten befallen. Waren in den vergangenen Monaten die Fichten in den höheren Lagen des Thüringer Waldes verschont geblieben, scheint sich auch hier das Blatt zu wenden: Die Hochlagenforstämter wie Finsterbergen, Oberhof oder Neuhaus melden inzwischen auch steigende Borkenkäferzahlen.

Juni-Befallsmenge gegenüber 2018 landesweit vervierzigfacht
Auffallend sind derzeitig die teilweise extrem hohen wöchentlichen Käferfangzahlen. Revierförster melden regelmäßig über 10.000 Buchdrucker pro Falle und Woche, in Einzelfällen werden bis zu 20.000 Käfer in einer Falle pro Woche gezählt. Die landesweite Juni-Stehendbefallsmenge ist gegenüber 2018 um das Vierzigfache angestiegen. Was zusätzlich Sorge macht: Nicht nur die Befallsmengen des Buchdruckers stiegen an, auch sein „kleiner Bruder“, der Kupferstecher, wie auch der Kiefern- und Lärchenborkenkäfer verursachen durch ihren Fraß erhöhte Schadholzmengen.

Betroffene Waldbesitzer dürfen in der Käferbekämpfung nicht nachlassen
Die Forstexperten empfehlen allen betroffenen Waldbesitzern, die Stehendbefallssuche sofort auch auf das Bestandesinnere auszudehnen. Tatsächlich muss bei dieser explosionsartigen Vermehrung des Buchdruckers von einem Befall nahezu sämtlicher Fichtenstandorte ausgegangen werden. Gleichzeitig weisen die Grünröcke darauf hin, dass mit den weit verbreiteten, pheromonpräparierten Borkenkäferkastenfallen keine nennenswerten Käfermengen abgeschöpft und damit der Schädling „bekämpft“ werden kann. „Diese Kastenfallen dienen ausschließlich der Überwachung des Käferfluges in Bezug auf den Ort, den Zeitpunkt, die Flugrichtung und die Schwarmintensität. Sie optimieren damit die vom Waldbesitzer einzuleitenden Bekämpfungsmaßnahmen, ersetzen sie aber keinesfalls“, so Gebhardt abschließend.
Autor: red

Kommentare
Petersdorf
22.07.2019, 21.49 Uhr
ThüringenForst sollte auf Jagd verzichten und Borkenkäfer jagen!
Nachdem nun täglich mehr Wald durch unser menschliches Fehlverhalten vernichtet wir als wir uns noch vor 5 Jahren hätten vorstellen können, sollte Fau Ministerin Keller mal darüber nachdenken, ob ihre Förster immer noch ein Großteil ihrer Arbeitszeit (vom Steuerzahler bezahlt) für die Jagd verwenden sollten. Alles mit der Begründung das die Tiere die Bäume anfressen und der Wert des Baumes geringer wird. Jetzt sterben so viele Bäume durch unsere Umweltverschmutzung, was die bisherige Begründung für den riesigen staatlichen Jagdaufwand nicht mehr rechtfertigt. Vielleicht sollten die Förster lieber die Borkenkäfer jagen.
Bitte handeln Sie Frau Keller!
altmeister
23.07.2019, 06.25 Uhr
Ursachen?
Ich bin kein Waldfachmann, dies gleich vorweg.
Aber, wenn ich mir den Harz ansehe und die vielen befallenen Bäume, dann die Aussage höre, dass der Wald sich alleine erholt und sämtliches befallenes Holz dort verbleibt wo es ist, darüber habe ich mich schon immer gewundert.
Weiterhin ist der Einsatz von Chemie total heruntergefahren worden, was natürlich auch nicht günstig bei Monokulturen ist. Statt vernünftig zu schützen und zu bekämpfen, den Wald wirtschaftlich zu nutzen und bei der, nach der Holzernte, notwendigen Aufforstung auf Mischwälder umzuschwenken, wird dieses von der Natur erwartet, welche aber nicht für menschlich geschaffene Monokulturen ausgelegt ist.
Daher finde ich den Umgang mit dem Harzwald als falsch und die "Urwaldtheorie" als mitschuldig an diesem Problem. Hier hätte dem Wald frühzeitig geholfen werden müssen, statt Brutstätten für Schädlinge vor Ort zu lassen.
Schnapshäuser
23.07.2019, 08.32 Uhr
Und es geht doch!
Hallo Altmeister

Ich bin auch kein Fachmann. Aber......
im bayrischen Wald wurde in den 80ger Jahren die "Urwaldteorie", wie heute ersichtlich, erfolgreich praktiziert.
Damals starben, wie im Erzgebirge auch, ganze Fichtenwälder ab.
Das Ergebnis Heute ist eine nie dagewesene Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Allerdings ist es auch kein Nutzwald
mehr im kommerziellen Sinn.

Schöne Woche
altmeister
24.07.2019, 07.27 Uhr
@Schnapshäuser
Danke erstmal für die Info!
Interessant wäre in diesem Zusammenhang, ob es da ähnlich gelagerte Probleme gab.
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