eic kyf msh nnz uhz tv nt
Fr, 08:03 Uhr
28.06.2019
nnz-Forum:

Gips wurde immer verbaut, aber...

nnz-Leserin Eva Kothe brach gestern in einem Forum-Beitrag eine Lanze für den Gipsabbau in unserer Region. Hierzu eine Entgegnung...

Zu den einzelnen von ihr angesprochenen Punkten:

1.). viel Gips wird verbaut. Richtig. Es wurde und wird immer mehr Gips verbaut, weil die Gier der Wirtschaft ungebrochen wuchs und wächst. Das Problem ist nicht der Gipsabbau schlechthin. Den gibt es seit Jahrhunderten. Das Problem ist das ungebremste Wachstum des Abbaus, ein schier unstillbarer, nicht enden wollender Bedarf an Naturstoffen, der Landschaften und Lebensgrundlagen weltweit bedroht.

Anzeige symplr
2.) Gipsverbände beim Arzt: für die medizinischen Gipse bräuchte man vielleicht einen einzigen Steinbruch in Europa, aber nicht die monumentale Zerstörung, die wir kennen. Die wird durch die Bauwirtschaft und deren ungebremstes Wachstum verursacht, nicht aber durch die Medizin.

2.) auf rieselndes Salz verzichten: Das „rieselnde Salz“ hat sich zwar in derselben geologischen Epoche wie der Gips abgelagert, hat aber mit unseren Gipslagerstätten und mit dem Gipsraubbau der heutigen multinationalen Konzerne eher wenig zu tun. Im Übrigen wird, medizinisch gesehen, zu viel Kochsalz konsumiert. Hier sollte man ansetzen und die Wirtschaft zu Einsparungen bewegen.

3.) Gips aus anderen Kontinenten einführen? Am besten nicht. Man sollte aber erstens schauen, ob Gips woanders eventuell naturverträglicher als bei uns gewonnen werden könnte. Zugleich sollte zweitens nachgesehen werden, ob der Menschheit das unendliche Wachstum hilft, dass die Gier nach Gips auslöst, ihre Probleme zu lösen. Womit wir wieder beim Punkt 1 wären. Überall in der Welt sehen wir, dass wir an die Grenzen des Wachstums stoßen, vielfach dokumentiert durch wissenschaftliche Studien. Immer mehr Menschen weltweit leiden unter der Ausbeutung der Naturschätze, die z.B. die ungebremste Abholzung der Regenwälder und die Überfischung unserer Meere beinhaltet.

Gegenwärtig sehen wir, wie die weltweiten Durchschnittstemperaturen durch die globale Verschleuderung von Ressourcen bedrohlich ansteigen, mit kaum absehbaren Folgen.

4.) Mit dem Auto zur Demo kommen: Hier suggeriert Frau Kothe umweltfeindliche Anreisen zum Demoort, ohne es genauer zu wissen. Zudem kann man Gipsabbau und Straßenbau nur bedingt trennen. Für die Gipslaster aus Ellrich wurde der Straßenbau im Landkreis durchaus positiv beeinflusst.

5.) Zerstörung des Waldes durch Borkenkäfer: Auch der kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern resultiert aus menschlichem Fehlverhalten: aus der Schaffung unnatürlicher Fichten- oder Kiefernmonokulturen als Nahrungsgrundlage ebenso, wie aus dem menschgemachten Klimawandel, siehe Punkt 1, also aus ungebremster Ressourcenverschleuderung fossiler Brennstoffe, an der die Baustoffwirtschaft einen gehörigen Anteil hat.

6.) Kirchen aus Gips: Als die Kirchen gebaut wurden, haben die Steinbrüche auf Grund ihrer Kleinheit keinen Schaden angerichtet. Ich gebe Ihnen aber in einem Punkt recht: Die Menschheit retten, das können und werden die Kirchen nicht.

7.) Tourismus im Südharz negativ: Negativ ist vor allem die Grundeinstellung der gegenwärtigen Politiker zum Tourismus in unserer Region, fehlende oder diskontinuierliche Initiativen. Fehlbesetzungen wichtiger Stellen. Die Zerstörung unserer Landschaft und das von ihr erzeugte Image sorgt gemeinsam mit dem allgemeinen Desinteresse an einer sanften touristischen Entwicklung für einen weiteren Trend nach unten.

8.) Wasserlöslichkeit von Gips trägt zur Zerstörung der Landschaft bei: Das ist die erstaunlichste Äußerung von Frau Kothe: Unsere Landschaft wurde durch diese Löslichkeit zur Karstlandschaft geformt. Der Reichtum an Biodiversität und an Karstformen, von Dolinen, über Uvalas, Karstquellen, Erdfällen bis hin zu Höhlen, Gipskuppen und Karstseen beruhen auf seinen physikochemischen Eigenschaften. Nicht die Wasserlöslichkeit zerstört unsere Landschaft, sondern die Gipsfirmen.

Das Grundproblem im Leserbrief von Frau Kothe ist wohl, dass sie den Wert unserer Landschaft ausschließlich am mit Gipsabbau erzeugbaren Gewinn misst.
Bodo Schwarzberg
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Eva-Magdalena
28.06.2019, 13.02 Uhr
Lehren, Lernen, Vorbild?!
Sehr geehrter Herr Schwarzberg und Leser, bitte lesen Sie meinen Artikel richtig.
Ich messe den Wert unserer Landschaft nicht ausschließlich am mit Gipsabbau erzeugbaren Gewinn. Dies ist Ihre These.
Mein Artikel war ausdrücklich mit Anti, Anti, Anti überschrieben. Ich bin ein fröhlicher Christ und achte und liebe die Natur, aber es erschüttert mich, wenn ich an einer Schule vorbei gehe und sehe, dass die Kinder nur Plakate mit Anti und Protest sehen. Anstatt ihnen mal bei zu bringen, wie empfindlich mit dem Gips und anderen Materialien umgegangen werden muss. Haben Sie (alle) schon mal mit Gips hantiert? Es ist interessant, wenn Kinder Gipsformen ausgießen und dabei nicht auf Sauberkeit achten. Zum Schluss können Sie den Rührlöffel gar nicht mehr aus dem Brei ziehen. Ja, aber warum?
Wie soll man mit all dem umgehen? Ich finde doch, mit Reden im Dialog und nicht mit einer Anti-Haltung. Das sehen wir bei vielen Politikern, im Fernsehen und in schriftlicher Form genug. Wie sollen unsere zukünftigen Kinder damit umgehen, wenn wir sie nur Anti-Demos lehren und nicht diskutieren. Wie gehen wir miteinander um?
Sehen wir fröhlich in die Natur und zeigen unserer Nachwelt, wie alles von statten geht. Filme wie „Vom Korn zum Brot“ gibt es ja schon. Warum so wenig von der Bauindustrie, von Wirtschaftskreisläufen….?
Ach ja und noch eins. Es wird immer von der gierigen Wirtschaft gesprochen. Ich habe mal gelernt, der Kunde ist König und bestimmt bewusst den Kauf und Verbrauch. Die Wirtschaft richtet sich nach den Bedürfnissen??????
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr