Do, 18:00 Uhr
06.06.2019
AUSWIRKUNGEN DES HITZESOMMERS 2018
Im Stadtpark sterben Bäume, die Folgen sind danach enorm
Für die kleinen Mädchen und Jungen einer Kindergartengruppe war dieser Tage ein Spaziergang durch den Stadtpark ein kleines Erlebnis. Esel, Ziegen, Damwild und Enten auf dem Teich sieht man ja auch nicht alle Tage. Der niedliche Nachwuchs der Vierbeiner hatte es den Kindern besonders angetan...
Unterwegs im Stadtpark (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen. Vielleicht erblickten sie auch noch den Waschbären, der neugierig hinter einen Baum hervorlugte. Was die Kleinen nicht bemerkten: die Bäume des Parks stehen im Stress. Einem aufmerksamen Beobachter fällt allemal auf: Dürre Spitzen. Braune Nadeln. Verwelkte Blätter. Bereits abgestorbene oder schon im Sterben liegende Bäume.
Wir berichteten bereits in Bäume ohne Leben über die Auswirkungen, die der denkwürdige Hitze-Sommer des Jahres 2018 im Stadtgebiet hinterließ. Dass es diesmal zu einem bisher unbekannten Ausmaß kommen würde, war zu Jahresbeginn nicht zu vermuten. Erst die letzten Wochen verdeutlichen, welche Wunden ein Klimawandel, sollte er sich fortsetzen, schlagen kann. So wird der Stadtpark womöglich schon am Jahresende nicht mehr so sein, wie wir ihn heute noch kennen:
Schon beim Eingang wenige Meter neben dem Stadtpark Imbiss wird es deutlich. Da erlebte die erst vor wenigen Jahren gepflanzte Lärche nicht mehr ihren sechsten oder siebten Geburtstag. Auch von den jungen Kiefern bei der Zorgebrücke Richtung Ricarda-Huch-Straße werden nur noch wenige überleben. Betroffen sind nicht nur Nachpflanzungen. Im Gegenteil.
In der Nähe des viel besuchten Kinderspielplatzes steht eine Buche. Oben noch grün, darunter welken an den Zweigen bereits die Blätter. Ein Rückschnitt könnte sie retten. Der Weg führt zum Zollhäuschen. Dort befindet sich eine in den Himmel ragende Buchengruppe. Unglaublich: Wie kahl geschoren steht sie da. Einst kühlte ihr dichtes hohes Blätterdach an heißen Sommertagen angenehm ab. Aufmerksame Spaziergänger sind sich sicher: Die Buchen sterben!
Waschbären fühlen sich hier wohl (Foto: Kurt Frank)
Auffallend schon weithin sichtbar der mächtige Baum vor dem Tiergehege. Nach der Blattfarbe zu urteilen, könnte es eine ehrwürdige Blutbuche sein. Erst bei einer näheren Betrachtung wird der Jammer sichtbar: Der Baum schob zwar Blätter aus, die sich, leider, nicht weiter ausbildeten. Sie schrumpeln in sich zusammen. Läutet auch hier schon die Sterbeglocke? Einige Schritte weiter der Rhododendron. Keine Blüten erfreuen jetzt mehr das Auge des Betrachters. Der Busch ist tot.
Anhaltende Hitze und Trockenheit hinterließen ihre Spuren auch im Baumbestand des Tiergeheges. Imposante Lärchen und Kiefern, die vor zwei Jahren noch einen respektablen Anblick boten, verdorrten. Selbst eine Eiche hinterlässt mit dürren Zweigen und Blättern einen mickrigen Eindruck. Kastanienbäume scheinen sich hingegen wohl zu fühlen. Ihnen macht eher die Miniermotte zu schaffen. Frisch zeigen sich allenthalben auch Lindenbäume. Was wird mit den all denen ohne Leben? Entsorgung im Herbst? Unsere Bildgalerie vermittelt nur einen kleinen Einblick über das Baumsterben in einer der grünen Lungen der Stadt.
Stadtförster Axel Axt kämpft um jeden Baum. Besorgniserregend sei die Situation. Jetzt zu sagen, im Park stehen doch noch genügend andere, würde die Realität völlig verkennen. Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. Zu befürchten sei, es könnten noch weitere Bäume eintrocknen. Nach der Vegetation werde man in Aktion treten, alles, was der extremen Witterung zum Opfer fiel, fällen und entsorgen. Das Bild in diesem Areal danach ein anderes sein.
Der Förster macht aber Hoffnung. Wir pflanzen Bäume nach, ist er optimistisch. Stabile und solche, die nachhaltige Hitzeperioden besser verkraften. Einige mächtige Buchen fielen auch im Gehege, erklärt Axt. Das falle, im Gegensatz zum Stadtpark, wegen der Dichte aber nicht so auf.
Wie die in Park und Promenade erwischte es auch viele Bäume im Forst. Betroffen vor allem die monotonen Fichtenbestände. Neben der Sommerhitze macht ihnen zusätzlich der Borkenkäfer zu schaffen. Ursache allen Übels sei die geringe Bodenfeuchtigkeit. Nie sei sie so gering wie im Vorjahr gewesen, sagt der Bleicheröder Forstamtsleiter Gerd Thomsen. Bäume kämpften um ihr Überleben.
Es hatte den Anschein, als ob es 2019 besser werde mit der Feuchtigkeit. Es fing viel versprechend an: 60 Liter pro Quadratmeter im Stadtgebiet im Januar. Das lag über den allgemeinen klimatologischen Wert. Rückschlag im Februar, der es nur auf 13 Liter brachte. Der März mit 49 Litern ließ wieder hoffen. Doch der April brachte mit nur 22 Liter auf den Quadratmeter einen erneuten Tiefpunkt.
Dann der Mai. Er machte heuer seinen Namen alle Ehre: Kühl und nass: 71 Liter/Quadratmeter. Überdurchschnittlich. Was bringt der Juni? Endlich den ergiebigen Landregen? Während es in Bleicherode wie aus Eimern schüttete und an anderen Orten im Landkreis punktuell zwischen zehn und zwanzig Liter aus den Wolken fielen, ergab das Gewitter am Montag für die Kreisstadt lediglich sechs Liter auf den Quadratmeter. Die Daten resultieren aus Messungen im Bereich der Unterstadt. Die Ergebnisse können schon innerhalb des Stadtgebietes unterschiedlich sein.
Bewahre uns die Natur vor einer Wiederholung der klimatischen Verhältnisse des Vorjahres. Sagen Forst- und Landwirte. Waldbrände, Baumsterben in Größenordnungen, Borkenkäferinvasionen ohnegleichen, betonharte Böden, sinkender Wasserspiel, Missernten und steigende Todesfälle, vermuten Mediziner, könnten die Folgen sein. Leider scheint die Regierung die Gefahren des Klimawandels erst jetzt zu erkennen, jetzt, wo die Apokalypse schon gefahrvoll naht.
Kurt Frank
Autor: redUnterwegs im Stadtpark (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen. Vielleicht erblickten sie auch noch den Waschbären, der neugierig hinter einen Baum hervorlugte. Was die Kleinen nicht bemerkten: die Bäume des Parks stehen im Stress. Einem aufmerksamen Beobachter fällt allemal auf: Dürre Spitzen. Braune Nadeln. Verwelkte Blätter. Bereits abgestorbene oder schon im Sterben liegende Bäume.
Wir berichteten bereits in Bäume ohne Leben über die Auswirkungen, die der denkwürdige Hitze-Sommer des Jahres 2018 im Stadtgebiet hinterließ. Dass es diesmal zu einem bisher unbekannten Ausmaß kommen würde, war zu Jahresbeginn nicht zu vermuten. Erst die letzten Wochen verdeutlichen, welche Wunden ein Klimawandel, sollte er sich fortsetzen, schlagen kann. So wird der Stadtpark womöglich schon am Jahresende nicht mehr so sein, wie wir ihn heute noch kennen:
Schon beim Eingang wenige Meter neben dem Stadtpark Imbiss wird es deutlich. Da erlebte die erst vor wenigen Jahren gepflanzte Lärche nicht mehr ihren sechsten oder siebten Geburtstag. Auch von den jungen Kiefern bei der Zorgebrücke Richtung Ricarda-Huch-Straße werden nur noch wenige überleben. Betroffen sind nicht nur Nachpflanzungen. Im Gegenteil.
In der Nähe des viel besuchten Kinderspielplatzes steht eine Buche. Oben noch grün, darunter welken an den Zweigen bereits die Blätter. Ein Rückschnitt könnte sie retten. Der Weg führt zum Zollhäuschen. Dort befindet sich eine in den Himmel ragende Buchengruppe. Unglaublich: Wie kahl geschoren steht sie da. Einst kühlte ihr dichtes hohes Blätterdach an heißen Sommertagen angenehm ab. Aufmerksame Spaziergänger sind sich sicher: Die Buchen sterben!
Waschbären fühlen sich hier wohl (Foto: Kurt Frank)
Auffallend schon weithin sichtbar der mächtige Baum vor dem Tiergehege. Nach der Blattfarbe zu urteilen, könnte es eine ehrwürdige Blutbuche sein. Erst bei einer näheren Betrachtung wird der Jammer sichtbar: Der Baum schob zwar Blätter aus, die sich, leider, nicht weiter ausbildeten. Sie schrumpeln in sich zusammen. Läutet auch hier schon die Sterbeglocke? Einige Schritte weiter der Rhododendron. Keine Blüten erfreuen jetzt mehr das Auge des Betrachters. Der Busch ist tot.
Anhaltende Hitze und Trockenheit hinterließen ihre Spuren auch im Baumbestand des Tiergeheges. Imposante Lärchen und Kiefern, die vor zwei Jahren noch einen respektablen Anblick boten, verdorrten. Selbst eine Eiche hinterlässt mit dürren Zweigen und Blättern einen mickrigen Eindruck. Kastanienbäume scheinen sich hingegen wohl zu fühlen. Ihnen macht eher die Miniermotte zu schaffen. Frisch zeigen sich allenthalben auch Lindenbäume. Was wird mit den all denen ohne Leben? Entsorgung im Herbst? Unsere Bildgalerie vermittelt nur einen kleinen Einblick über das Baumsterben in einer der grünen Lungen der Stadt.
Stadtförster Axel Axt kämpft um jeden Baum. Besorgniserregend sei die Situation. Jetzt zu sagen, im Park stehen doch noch genügend andere, würde die Realität völlig verkennen. Das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht. Zu befürchten sei, es könnten noch weitere Bäume eintrocknen. Nach der Vegetation werde man in Aktion treten, alles, was der extremen Witterung zum Opfer fiel, fällen und entsorgen. Das Bild in diesem Areal danach ein anderes sein.
Der Förster macht aber Hoffnung. Wir pflanzen Bäume nach, ist er optimistisch. Stabile und solche, die nachhaltige Hitzeperioden besser verkraften. Einige mächtige Buchen fielen auch im Gehege, erklärt Axt. Das falle, im Gegensatz zum Stadtpark, wegen der Dichte aber nicht so auf.
Wie die in Park und Promenade erwischte es auch viele Bäume im Forst. Betroffen vor allem die monotonen Fichtenbestände. Neben der Sommerhitze macht ihnen zusätzlich der Borkenkäfer zu schaffen. Ursache allen Übels sei die geringe Bodenfeuchtigkeit. Nie sei sie so gering wie im Vorjahr gewesen, sagt der Bleicheröder Forstamtsleiter Gerd Thomsen. Bäume kämpften um ihr Überleben.
Es hatte den Anschein, als ob es 2019 besser werde mit der Feuchtigkeit. Es fing viel versprechend an: 60 Liter pro Quadratmeter im Stadtgebiet im Januar. Das lag über den allgemeinen klimatologischen Wert. Rückschlag im Februar, der es nur auf 13 Liter brachte. Der März mit 49 Litern ließ wieder hoffen. Doch der April brachte mit nur 22 Liter auf den Quadratmeter einen erneuten Tiefpunkt.
Dann der Mai. Er machte heuer seinen Namen alle Ehre: Kühl und nass: 71 Liter/Quadratmeter. Überdurchschnittlich. Was bringt der Juni? Endlich den ergiebigen Landregen? Während es in Bleicherode wie aus Eimern schüttete und an anderen Orten im Landkreis punktuell zwischen zehn und zwanzig Liter aus den Wolken fielen, ergab das Gewitter am Montag für die Kreisstadt lediglich sechs Liter auf den Quadratmeter. Die Daten resultieren aus Messungen im Bereich der Unterstadt. Die Ergebnisse können schon innerhalb des Stadtgebietes unterschiedlich sein.
Bewahre uns die Natur vor einer Wiederholung der klimatischen Verhältnisse des Vorjahres. Sagen Forst- und Landwirte. Waldbrände, Baumsterben in Größenordnungen, Borkenkäferinvasionen ohnegleichen, betonharte Böden, sinkender Wasserspiel, Missernten und steigende Todesfälle, vermuten Mediziner, könnten die Folgen sein. Leider scheint die Regierung die Gefahren des Klimawandels erst jetzt zu erkennen, jetzt, wo die Apokalypse schon gefahrvoll naht.
Kurt Frank
Kommentare
sima
06.06.2019, 19.47 Uhr
Auch Linden sind betroffen
Im Sterben begriffen sind u.a. eine Linde an der Stolberger Straße Ecke R.-Wagner-Straße, sowie zwei weitere am Meerpferdchenbrunnen Ecke Waisenstraße. Vielleicht sollte die Stadt gezielt besonders alte und große und damit stadtbildprägende Bäume bewässern, um sie über die Runden zu bringen.
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Conner
06.06.2019, 20.59 Uhr
Beängstigend
in meiner Straße ist eine Birke betroffen.Sie wurde auch schon in Augenschein von der SWG genommen,da sie neben einem Parkplatz steht.
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Wolfi65
07.06.2019, 11.20 Uhr
Wirklich tragisch
Mein Freund der Baum ist Tod.
Er fiel im frühen Morgenrot.
Er fiel im frühen Morgenrot.
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