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Sa, 11:40 Uhr
11.05.2019
Der Schöpfer des Panoramas in Bad Frankenhausen

"Müntzer? Hat mich nicht sonderlich interessiert"

Sein Panorama des Bauernkrieges gilt als eines der großartigsten Zeugnisse moderner Kunst. Der Maler Werner Tübke hinterließ in Bad Frankenhausen sein Lebenswerk. Über sein Ringen mit dem Sujet erfahren wir jetzt aus persönlichen Aufzeichnungen...

Panorama Museum  (Foto: Herrmann) Panorama Museum (Foto: Herrmann)
In der DDR wurde Tübke als „Staatskünstler“ vereinnahmt. Das hing mit seinem politisch gesteuerten Auftragswerk „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ zusammen. Sein inneres Ringen und Leiden an dem epochalen Werk wird aus seinem Tagebuch deutlich, das seine Witwe in Auszügen veröffentlichte.

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Zehn Jahre lang hatte Tübke am Panorama des Bauernkrieges gearbeitet. Der 2004 gestorbene Maler hatte einen konfliktreichen Umgang mit dem SED-Regime. „Das war viel Demütigendes im persönlichen Bereich, immer nachgeben müssen, damit es ein Stück weitergehen kann.“ „Die Persönlichkeit Müntzers? Hat mich nicht sonderlich interessiert. Das Herz bei den Aufständischen?Weshalb? Wie? Nicht das ich wüsste...

Bei der Arbeit habe ich nie gedacht, zu aller letzt an den Bauernkrieg. Ich habe Arme, Beine, Köpfe, Felsen gemalt, sonst nichts“, offenbarte Tübke am 26. Dezember 1988 in Abkehr von den Propaganda-Sprüchen in der DDR von der „frühbürgerlichen Revolution“. Bei seiner Arbeit habe er meistens den Hessischen Rundfunk gehört...

Freimütig sein Bekenntnis: „Ich glaube an nichts. Man treibt durch die Jahre. Bin oft sehr müde, sehr müde. Freue mich immer auf’s Einschlafen... Frankenhausen ist abgeschlossen. Das Rundbild hat mich verbraucht. Es wird bleiben. Da ist schon Weisheit, ich war nur Werkzeug...Ein Gottloser hat das Bild gemalt, das hoffentlich ‚erbaulich’ ist, vielleicht diesen oder jenen Besucher zur Ruhe kommen lässt, sich selbst vergessen lässt, ein Narkotikum. Wer braucht das nicht?“

„Die Politik um mich herum verstehe ich nicht, mir fehlt ein volkswirtschaftliches Studium“, räsonierte er am 10. Dezember 1988 in Leipzig. „Aber es geht nicht ganz redlich zu. Macht, Macht, Macht! Es ist lächerlich. Sie sehen ja alle keinen Weg. Verwaltung einer Mangelgesellschaft ohne Visionen. Das ist keine
Aufbruchsstimmung. Das Jahrhundert ist ermüdet.“ „Frankenhausen habe ich fast nur durchfahren. Erst im letzten Jahr sind wir öfters dort gewesen. Ein langweiliger, profilloser kleiner Ort, ohne Höhepunkte, langweilige Typen. Die sanften Berge nach Nordwesten verschönern etwas. Mit dem Ort habe ich nichts zu tun“, räsonierte Tübke am 31. Dezember 1988.

Am 29. Januar 1989 trug er in seinem Tagebuch ein: „Gestern hatte ich eine Idee: Kleinformatige Bilder zum Thema Russland (UdSSR), das schwere Leben ohne große Hoffnungen auf Verbesserungen, mit und ohne Gott. Tönige, relativ dunkle Tafeln, undramatisch im Aufbau, Zustände, Schweigen, Herausblicken aus dem Bild, fragend-dumpf, bescheidene Kleidung, schlechte Zähne.“
Martin Roland
Autor: red

Kommentare
muraschke
11.05.2019, 16.37 Uhr
Von der Aufzeichnung zur Auszeichnung
"Frankenhausen? Hat mich nicht sonderlich interessiert" ... könnte man im Jahre 2019 ins Panorama kritzeln.
Scheint so, dass die Vetreter der höheren Kunst im Elefantenklo nicht sonderlich motiviert sind, in die "Niederungen" der Provinz abzusteigen. Da schaut man lieber vom Schlachtberg in die weite "anspruchsvolle" Welt, statt den einfachen Leuten zu begegnen. Man "spielt" eben in einer anderen Liga ...
Nur Fred Böhme von den Panomaristen weiß, wo Volk wohnt ... und kümmert sich voller Leidenschaft um Kino und Kultur.
Und Tübke!? Dann sicher einer dieser Opportunisten ... Hätte ja all die Preise, die ihm die langweilige DDR verliehen hat, ablehnen können.
Latimer Rex
11.05.2019, 17.44 Uhr
muraschke/Langweilige DDR
Mit der "langweiligen DDR" haben Sie sicherlich recht.
Eine Ablehnung der Preise wäre jedoch einer Majestäts-
beleidigung der Nomenklatura gleichgekommen. Wieso
hätte Tübke sich der Privilegien entledigen sollen?
henry12
11.05.2019, 17.55 Uhr
Roland
Sind Sie ein Tübke Experte ? Glaub ich nicht. Sind Sie interessiert an Stil und Schaffen
Tübkes ? Hört sich nicht so an. Oder muss Tübke jetzt auch für Zonen Paranoia herhalten?
Tübke war ein begnadeter Künstler und eben so ein großer Sonderling. So wie "Regime" Ede und Anhang die Bauern als Vorläufer der rev. Arbeiterbewegung auf ein Bild gebannt haben wollten, hat sie Tübke bei der Ausführung genarrt und intellektuell überfordert.
Aber genauso träumen Sie hier Tübke eine Rolle zu, die dieses " Schlitzauge" nie gespielt hat.
Der war ein riesen Opportunist und wusste wohl um die Vorzüge seines Wirkens in der DDR.
Warum beschweren Sie sich nicht über die fetten Rechnungen , die Tübke für das Auftragswerk eingestrichen hat ? Wenn, dann bringen Sie bitte die ganze Geschichte und nicht immer nur das , was gerade in den Kram passt.
Latimer Rex
12.05.2019, 10.52 Uhr
henry12/Auf hohem Roß
Huch, henry12 wieder auf dem hohen Roß des Schlau-
meiers. Niemand braucht Tübke-Experte zu sein, um
Zitate aus den Tagebüchern des Malers auszuwählen.
Auch "träumt" der Resenzent ihm keine Rolle zu, die das
"Schlitzauge" nie gespielt habe. Tübkes Honorare stehen
auf einem anderen Blatt. Nicht jede Story muss bei Adam
& Eva anfangen . . .
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