Do, 14:38 Uhr
09.05.2019
Vortrag im Ratssaal
Der Nordhäuser Kriegsverbrecherprozess
Anfang Juni lädt der Förderverein der Stadtbibliothek Nicolai in foro” in den Ratssaal des Bürgerhauses alle interessierten Bürger ganz herzlich zur Veranstaltung mit dem Vortrag Die Kriegsverbrechen der Mittelwerk GmbH vor Amerikanischen Militärgerichten von Frau Prof. Dr. Christina Grieb ein...
Der sogenannte "Nordhäuser Kriegsverbrecherprozess" fand vom 7. August 1947 bis zum 24. Dezember 1947 vor einem Amerikanischen Militärgericht statt. In den Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau hielten die Amerikanischen Besatzungsbehörden zwischen Oktober 1945 und Dezember 1947 Gericht über die in deutschen Konzentrationslagern (KZ) begangenen Kriegsverbrechen. Der Nordhäuser” Kriegsverbrecherprozess fand als letzter dieser Konzentrationslagerprozesse statt.
In diesem Verfahren fanden jene Verbrechen Anklage, die in der geheimen unterirdischen V-Waffenproduktion im Kohnstein und im dafür eigens im September 1943 errichteten KZ Mittelbau-Dora begangen wurden. Hauptanklagepunkt war die tödliche Zwangsarbeit, die vom Mittelwerk zusammen mit der Waffen-SS als Betreiber der Konzentrationslager im Namen der V-Waffenproduktion organisiert wurde. Insgesamt starben über 20.000 Häftlinge in direkter Folge der Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager und in der Waffenproduktion für das Mittelwerk.
Juristisch gesehen, boten die verhandelten Verbrechen, das anwendbare Recht und die Beweislage Alles, um ähnlich den Nürnberger Prozessen in die Annalen einzugehen. Stattdessen wurde der letzte Konzentrationslagerprozess zum Paradebeispiel alliierter Doppelzüngigkeit bezüglich der kompromisslosen Verfolgung von Naziverbrechen. Die Prozessakten wurden, wohl nicht ohne Grund, bis 1998 unter Verschluss gehalten.
Frau Prof. Dr. Christiane Grieb wurde in Nordhausen geboren. Die Juristin und Historikerin lebt in Kanada. Nach der Deklassifizierung der Prozessakten hat sie diese und die militärischen Geheimdienstoperationen der Alliierten von 1943 bis 1947 in amerikanischen, englischen und deutschen Archiven, sowie in Nordhausen akribisch erforscht. Frau Dr. Grieb ist die einzige Wissenschaftlerin, die diesen Prozess bisher komplex aus juristischer und historischer Sicht aufgearbeitet hat. Das Ergebnis ihrer Arbeit: Fighting Justice at Dachau” wird als Buch im Macmillan Verlag (Springergruppe USA) dieses Jahr veröffentlicht werden. Der Vortrag in Nordhausen ist die erste öffentliche Präsentation ihrer Forschungen in Deutschland. Nach ihrem Referat steht Frau Prof. Dr. Grieb für Fragen und zur Diskussion gern zur Verfügung.
Der Vortrag findet am Dienstag, den 4. Juni, um 18:30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Der Förderverein der Stadtbibliothek Nicolai in foro freut sich über eine Spende.
Autor: redDer sogenannte "Nordhäuser Kriegsverbrecherprozess" fand vom 7. August 1947 bis zum 24. Dezember 1947 vor einem Amerikanischen Militärgericht statt. In den Baracken des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau hielten die Amerikanischen Besatzungsbehörden zwischen Oktober 1945 und Dezember 1947 Gericht über die in deutschen Konzentrationslagern (KZ) begangenen Kriegsverbrechen. Der Nordhäuser” Kriegsverbrecherprozess fand als letzter dieser Konzentrationslagerprozesse statt.
In diesem Verfahren fanden jene Verbrechen Anklage, die in der geheimen unterirdischen V-Waffenproduktion im Kohnstein und im dafür eigens im September 1943 errichteten KZ Mittelbau-Dora begangen wurden. Hauptanklagepunkt war die tödliche Zwangsarbeit, die vom Mittelwerk zusammen mit der Waffen-SS als Betreiber der Konzentrationslager im Namen der V-Waffenproduktion organisiert wurde. Insgesamt starben über 20.000 Häftlinge in direkter Folge der Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager und in der Waffenproduktion für das Mittelwerk.
Juristisch gesehen, boten die verhandelten Verbrechen, das anwendbare Recht und die Beweislage Alles, um ähnlich den Nürnberger Prozessen in die Annalen einzugehen. Stattdessen wurde der letzte Konzentrationslagerprozess zum Paradebeispiel alliierter Doppelzüngigkeit bezüglich der kompromisslosen Verfolgung von Naziverbrechen. Die Prozessakten wurden, wohl nicht ohne Grund, bis 1998 unter Verschluss gehalten.
Frau Prof. Dr. Christiane Grieb wurde in Nordhausen geboren. Die Juristin und Historikerin lebt in Kanada. Nach der Deklassifizierung der Prozessakten hat sie diese und die militärischen Geheimdienstoperationen der Alliierten von 1943 bis 1947 in amerikanischen, englischen und deutschen Archiven, sowie in Nordhausen akribisch erforscht. Frau Dr. Grieb ist die einzige Wissenschaftlerin, die diesen Prozess bisher komplex aus juristischer und historischer Sicht aufgearbeitet hat. Das Ergebnis ihrer Arbeit: Fighting Justice at Dachau” wird als Buch im Macmillan Verlag (Springergruppe USA) dieses Jahr veröffentlicht werden. Der Vortrag in Nordhausen ist die erste öffentliche Präsentation ihrer Forschungen in Deutschland. Nach ihrem Referat steht Frau Prof. Dr. Grieb für Fragen und zur Diskussion gern zur Verfügung.
Der Vortrag findet am Dienstag, den 4. Juni, um 18:30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. Der Förderverein der Stadtbibliothek Nicolai in foro freut sich über eine Spende.
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