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So, 21:00 Uhr
04.11.2018
Angemerkt

Andreas West: Keine Angst, aber Respekt

Wieder mussten in Nordhausen zwei Blindgänger aus dem zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht werden. Federführend daran beteiligt war Sprengmeister Andreas West...

Andreas West nach getaner Arbeit (Foto: nnz) Andreas West nach getaner Arbeit (Foto: nnz) Andreas West nach getaner Arbeit
Zweimal 500 englische Pfund waren heute aus der Erde in der Nordhäuser Windlücke zu bergen und unschädlich zu machen. Sprengmeister Andreas West ist dabei die Ruhe selbst.

Zwei exzellente Teamarbeit (Foto: nnz) Zwei exzellente Teamarbeit (Foto: nnz) Wie viele Bomben oder Granaten der Mann in seinem Berufsleben entschärft hat, will oder kann er nicht sagen. Er zählt sie nicht. In seinem Berufsleben hat sich von der technischen Seite her viel verändert. Wurde bis vor Jahren noch mit "Drahtbürste und Rohrzange" gearbeitet, so haben er und sein Team nun eine Technologie "zur Hand", die ein Gemisch aus Wasser und australischem Sand mit bis zu 3000 Bar in den Bombenkörper drückt, den Zünder sozusagen herausfräst.

Die beiden explosiven Altlasten in Nordhausen waren die Nummer 6 und 7, die mit dem neuen System unschädlich gemacht wurden. Sieben Männer waren heute zugange. Zuerst mussten die Blindgänger aus den Gruben gehoben werden, das sei, so West im Gespräch mit der nnz, immer noch der riskante Teil der Arbeit. Danach wurde das Schneidgerät millimetergenau in Stellung gebracht, wurden Schläuche angelegt, Kameras justiert, die Funkstrecke eingerichtet.

Immer eine Teamleistung
Was da an der Bombe und in der Peripherie aufgefahren wurde, das war Technik im Wert von rund 300.000 Euro. Doch die Investition schafft Sicherheit für die Männer von Tauber, die an Monitoren in einem Spezialcontainer alles verfolgen und steuern.

Eine Zahl entschärfter Blindgänger will Andreas West nicht nennen. Die mag zwar für die Medien immer von Interesse sein, doch in seinem Arbeitsalltag wird nicht gezählt, sondern sich immer wieder konzentriert. "Es darf keine Routine bei unserer Arbeit einziehen, Angst habe ich nicht, aber immer noch eine gehörige Portion Respekt", meint er und ist sich sicher, dass es um Nordhausen herum noch genügend Arbeit für sein Team gibt. Experten schätzen, dass noch etwa 600 Blindgänger bislang unentdeckt im Nordhäuser Erdreich lagern.

Nicht unerwähnt, weil enorm wichtig, ist die Arbeit im Vorfeld der Entschärfung. Hierfür gilt allen mehr als 300 Beteiligten und Helfern der Dank derjenigen, die nach der Arbeit vom "Team West" wieder in Ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren konnten.
Peter-Stefan Greiner
Autor: red

Kommentare
Bodo Schwarzberg
04.11.2018, 23.18 Uhr
"noch 600 Blindgänger in NDH" - und alle schlafen ruhig
...das wissen wir nicht erst seit dem gestrigen Beitrag von Herrn Greiner, der sich hinsichtlich der Anzahl unentdeckter Bomben auf Expertenaussagen beruft. Auffallend ist, dass ein herrenloser und meist sprengstoffloser Koffer irgendwo in der Stadt eine gewaltige Maschinerie unserer Sicherheitsorgane in Gang setzt, während uns die ganz sicher vorhanden zwei-, drei- oder sechshundert Bomben mit jeweils hunderten Kilo Sprengstoff in unserer unmittelbaren Nachbarschaft ruhig schlafen lassen.

Dieses Verhalten ist fragwürdig und unlogisch, entspricht aber dem psychologischen Prinzip der kognitiven Resonanz: Je näher und unausweichlicher eine Gefahr ist, umso mehr ist business as usual das Mittel der Wahl. Verdrängen was das Zeug hält. Und das vor allem dann, wenn man glaubt, einem Phänomen scheinbar machtlos gegenüber zu stehen oder, aus welchen Zwängen heraus auch immer, machtlos gegenüber stehen zu "müssen". Gerade bezogen auf die Schrecken des Klimawandels wird dieses gewiss erfolglose, aber folgenreiche Verhaltensprinzip viel diskutiert.

Die menschliche Verhaltensweise der kongnitiven Dissonanz bewährt sich so lange, wie das verdrängte, wahrscheinliche Ereignis nicht wirklich eintritt. Tritt es dann ein, wird üblicherweise auf die strikte Einhaltung geltender Gesetze durch die aktuellen Verantwortungsträger verwiesen, und, wenn das zu verlogen erscheint, wird die Verantwortung auf andere Personen oder Institutionen abgeschoben, am besten auf nicht mehr lebende Personen oder auf künftige Generationen.

Mit dieser Herangehensweise aber werden wir keines der drängenden Überlebensprobleme für die Menschheit lösen.

Die Entschärfung zweier Bomben ist in Nordhausen daher nur ein scheinbarer Sicherheitsgewinn.
Wolfi65
05.11.2018, 07.42 Uhr
Sehr geehrter Herr Schwarzberg
Wenn Sie wissen wo die Scheissdinger liegen, dann könnten Sie persönlich doch einen aktiven Betrag zu Sicherheit der Nordhäuser Bevölkerung leisten. Aber es ist bequemer, über einen Klimawandel und deren Folgen zu schreiben, während gerade in der z.B. Rautenstrasse zur Hauptverkehrszeit das Zelluloidplättchen des Langzeitzünders einer 10 Zentnerbombe sagt: Ich will nach 70 Jahren keinen Widerstand mehr leisten und gebe jetzt dem Zünder freien Lauf. Die Nordhäuser wissen, dass sie jeden Tag über Tonnen von Sprengstoff laufen und wohnen. Deswegen kann man sich doch nich jeden Tag verrückt machen. Es muss doch trotzdem irgendwie weiter gehen.
AktenzeichenXY
05.11.2018, 08.58 Uhr
Genau Wolfi65,
So ist es. (sch.... :))
Paulinchen
05.11.2018, 09.25 Uhr
@Bodo Schwarzberg...
...in den nachrichten des MDR gestern Abend 19:30 Uhr, wurde von noch 700 Blindgängern gesprochen. Gehen Sie mal davon aus, pro Jahr werden 10 gefunden und entschärft.

Wenn der letzte Blindgänger entschärft wird, dann tut uns Kommenatorinnen und Kommentatoren kein Zahn mehr weh. Vielleicht sind dann aber noch eine Vielzahl dazugekommen, man kann ja nie wissen. Die Welt verändert sich, diese Worte hören wir inzwischen ja auch fast täglich. Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Nordhausen ist nicht die einzige Stadt, welche im 2. Weltkrieg derartige Luftfrachten erhalten hat. Sollen deshalb alle über 100 Städte in Deutschland "umgepflügt" werden? Darunter würde dann vielleicht die Natur leiden und deren Beschützer auf den Plan rufen. Wie man es macht, es ist immer........
Wolfi65
05.11.2018, 10.44 Uhr
Und wenn ganz Deutschland umgepflügt würde
Dann müsste man immer noch mit Blindgängern rechnen.
Wie oft ist die Deutsch-Deutsche Grenze und deren ehemalige Minenfelder nach Sprengkörpern abgesucht worden und es werden hin und wieder trotzdem scharfe Minen gefunden, wo nur durch großes Glück es nicht zu einen großen Unglück gekommen ist?
Hundert prozentig ist nichts und wenn der Endschärfer von gestern sich schon längst wie wir auch in der berühmten Grube zur ewigen Ruhe begeben hat, dann liegen diese Monster aus Metall und TNT immer noch auf der Lauer.
Deswegen kann ich mich doch nicht jeden Tag weich machen!
Ich habe jahrelang einen guten Bekannten in Wernigerode besucht und wie haben oft auf seinen Hof gefeiert, unter dem sich nach Auswertung von Luftbildern, eine 5 Zentner Bombe befand.
Was man eben nicht weiß, dass macht einem nicht heiß.
So hat man eben die schönen Feiern im Gedächtnis und nicht die Bombe unter unseren Füßen.
Im Falle eines Falles hätten wir bei der Zündung und Detonation maximal noch mit der Wimper gezuckt.
Und das wärs dann auch schon gewesen.
Also muss jetzt nicht gleich jeder Nordhäuser mit einem Splitterschutzanzug durch die Stadt laufen.
muendh
05.11.2018, 11.10 Uhr
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Psychoanalytiker
05.11.2018, 12.17 Uhr
Haben wir noch etwas Zeit?
Ich erinnere mich so schwach, dass im Zusammenhang mit den Stahl-"Blumentöpfen" der Landesgartenschau eine Garantie für NICHTROSTEN von 100 Jahren genannt wurde. Wenn der Stahl der Bomben ähnlich lange hält, käme es somit "erst" 2045 zu Detonationen von Blindgängern. Da haben wir in Nordhausen ja noch lange Zeit zum Bombenfinden... (Ironie aus)
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