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Do, 12:28 Uhr
18.10.2018
nnz-Forum

Da irrt Herr Schwarzberg

Im Tabakspeicher wurde jüngst eine Ausstellung rund um das Wohl und Wehe fleißiger Honigsammler eröffnet. Ein nnz-Leser hatte dazu ins Feld geworfen, das es auch die Honigbiene sei, die ihrer Verwandten der Wildbiene das Leben schwer mache. Ein Nordhäuser Imker widerspricht dem...

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Sehr geehrter Herr Schwarzberg,
es freut mich außerordentlich, dass Sie sich auch für die Honig- und Wildbienen interessieren und der neuen Ausstellung im Tabakspeicher Ihre Aufmerksamkeit schenken.

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Allerdings kann ich Ihnen nicht ganz folgen. Offensichtlich wollen Sie zumindest eine Teilschuld am weltweiten Bienensterben den Imkern und ihren Honigbienen in die Schuhe schieben. Und genau in dieser Ansicht irren Sie gewaltig. Ich vermute mal, dass Ihr Kommentar auf Nichtwissen oder Halbwissen beruht. Aber das ist nicht schlimm und ich nehme es Ihnen auch nicht übel. Es ist heutzutage fast normal, dass man Wikipedia bemüht, um sich zu einem Thema zu äußern, ohne selbst damit vertraut zu sein.

Ja, es gibt die von Ihnen genannten wissenschaftlichen Ausführungen des Biologen Dr. Jonas Geldmann. Allerdings forscht und lehrt er an der Universität Cambridge, also unter anderen Bedingungen als in unseren Breiten. Interessant an seinen Ausführungen ist, dass alle Aussagen im Konjunktiv gehalten sind. Sprich also: Es könnte sein.

Aber nun zurück zum eigentlichen Thema, der Konkurrenz zwischen Wild- und Honigbiene. In Deutschland gibt es übrigens rund 550 Wildbienenarten.

Honigbienen im Anflug (Foto: Angelo Glashagel) Honigbienen im Anflug (Foto: Angelo Glashagel)

Manche Wildbienenarten fliegen im Unterschied zu den Honigbienen schon am frühen Morgen bei geringeren Temperaturen oder fehlendem Sonnenschein aus. Dadurch erreichen sie die Blüten vor den Honigbienen. Die kommen erst später am Tag. Das hat ganz klar Vorteile für die Pflanze, die auf bestäubende Insekten angewiesen ist. Die Wahrscheinlichkeit bestäubt zu werden erhöht sich um ein Vielfaches.

Ist nun das Blütenangebot auch noch vielfältig, wird es nicht zu einer Verdrängung der Wildbienen durch die Honigbienen kommen. Denn Honigbienen sind blütenstet. Das heißt, sie fliegen zunächst immer wieder die Blüten einer Familie an, solange diese blühen. (z.B. die Apfel- oder Kirschblüte) Andere Blüten interessieren sie in dieser Zeit nicht. An denen können sich inzwischen die Wildbienen gütlich tun. Voraussetzung dafür ist allerdings ein vielfältiges Angebot an Blüten, das leider durch den Anbau von Monokulturen und das Fehlen von Blühstreifen immer geringer geworden ist. Abgesehen davon gibt es eine Vielzahl von Blüten, die von der Honigbiene aufgrund ihrer Anatomie nicht beflogen werden. Ihre Körperform und Rüssellänge lassen es nicht zu, dass sie den begehrten Nektar einiger Blüten erreichen. Auch diese Blüten bleiben den Wildbienen und darunter vielen Hummeln vorbehalten.

Die Lösung für das Problem ist also nicht bei den Honigbienen oder den Imkern zu suchen, sondern liegt im Angebot einer Blütenvielfalt, die uns leider verloren gegangen ist, für die wir jedoch alle etwas tun können.

Es gibt übrigens ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Imker in Thüringen dieses Problems bewusst sind. Nicht umsonst gibt es die ThAGIL, die Thüringer Arbeitsgemeinschaft Imkerei und Landwirtschaft. Diese Arbeitsgemeinschaft widmet sich dem Schutz der Bienen und Wildinsekten und hat bereits in seiner Präambel die „Sicherung und Verbesserung der Erträge in der Imkerei und Landwirtschaft unter Berücksichtigung des Erhalts der Artenvielfalt“ festgeschrieben.

Dass sich Imker nicht nur um die Honigbiene kümmern zeigt auch der bevorstehende „Mitteldeutsche Imkertag“ am 03.11.. Hier geht es ausschließlich um Insekten, Wildbienen und Blüh- und Pflanzstreifen. Nicht ein Tagesordnungspunkt dieses Treffens beschäftigt sich mit der Honigbiene.

Übrigens: Möchten Sie mehr über unsere Honigbienen und ihre Haltung erfahren? Dann kommen Sie doch zu unserem Schnupperkurs „Imkerei“ am 24. November um 9 Uhr in das Museum Tabakspeicher in Nordhausen.

Mit summenden und imkerlichen Grüßen
Thomas Soszynski
Autor: red

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
Tor666
20.10.2018, 09.10 Uhr
Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten
Ich denke auch, dass so gut wie jeder Imker auch etwas für Wildbienen, Insekten und Schmetterlinge tut. Die meisten Imker sind Hobbyimker, Berufsimker gibt es kaum noch. Da entwickelt man automatisch einen Blick für die Natur. Das gleicht sicherlich die theoretischen Konkurrenz zwischen diesen Tieren und der Honigbiene aus.

Anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn der Bedarf an Honig ist so oder so gegeben, kann jeder etwas tun. Das beginnt bei der Auswahl an Pflanzen. Es muss nicht immer die gefüllte Blüte sein, die keinen Pollen trägt. Man muss auch nicht jeden Klee aus dem Rasen verbannen und just zur Blütezeit mit dem Rasenmäher drüber fahren. Seinen Ordnungstrieb im Garten muss man auch nicht immer nachgeben und im Herbst alle Stängel, Blätter etc. abschneiden. Es gibt bspw. Schmetterlinge, die zur Vermehrung auf senkrechte Stängel angewiesen sind. Nur, um mal ein paar Beispiele zu nennen. Am Ende kommt dieses Verhalten wieder der Vogelwelt zugute.

Es hapert an allen Ecken und Kannten, da macht die Honigbiene sicherlich nichts aus. Die leben seit Millionen Jahren miteinander.
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