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Mo, 18:07 Uhr
24.09.2018
Warum Gips fast so kostbar wie Gold wird

Die Probleme werden nicht kleiner

„Wenn wir uns nicht wehren, folgen bald weitere Steinbrüche“, warnt Dirk Erfurt, der Bürgermeister von Neustadt im Südharz. Am Kuhberg wird demnächst der Rohstoff abgebaut, doch am Winkelberg gibt es Widerstand. Und der Preis für Gips verteuert sich rasant...


Der Widerstand von Politikern und aus der Bevölkerung findet Unterstützung durch die Landesregierung Thüringens, besonders der grünen Umweltministerin Anja Siegesmund. Die Gipsindustrie wolle „alle paar Kilometer ein Riesenloch ausgraben“, empört sich Dirk Erfurt. Dem Bergbau dürften keine weiteren Flächen geopfert werden, sagte er dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“.

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Thomas Bremer, Vorsitzender des Bundesverbandes der Gipsindustrie, dagegen: „Wir müssen mit größerer Intensität in Umwelt und Natur eingreifen.“ Als abschreckendes Beispiel weist der Neustädter Bürgermeister auf den Kohnstein hin. Einst der größte Gipstagebau der DDR, ragten die Reste „wie ein weißes Monstrum“ in den Himmel. „Der Anblick schlägt uns jeden Tag ins Gesicht.“

Ein Teil der Terrassen soll mit Abraum von der Baustelle des unterirdischen Bahnhofs Stuttgart-21 aufgefüllt werden. Während Erfurt schrumpfenden Besuch in seinem Luftkurort befürchtet, beschwichtigt Elmar Zimmer, Werksleiter bei dem Unternehmen Formula des französischen Konzerns Saint-Gobain: „Steinbruch und Tourismus schließen sich nicht aus.“ Nach dem Abbaubetrieb: „Da entstehen wunderbare Biotope, viel wertvoller als ein solcher Acker“ – wie der Kuhberg.

Die am Südrand des Harzes vorkommende Karstlandschaft birgt einen wichtigen Rohstoff für die Bauwirtschaft und kommt auch in Lebensmitteln wie Backpulver vor. Derzeit werden noch 6,5 Millionen Tonnen Gips aus Kohlekraftwerken gewonnen sowie 4,6 Millionen aus Steinbrüchen. Wenn zunehmend Kohlekraftwerke stillgelegt werden, erhöht sich der Bedarf aus dem Gipsabbau.

Wenn es nach Formula geht, soll die Produktion am Kuhberg im kommenden Frühjahr beginnen – 20 000 Tonnen im Jahr. Das seien nur drei Lkw-Ladungen täglich, versicherte Zimmer dem „Spiegel“.

Die sich abzeichnende Verknappung von Gips führte im Sommer bereits in einzelnen Fällen zu einem Preisanstieg von fünf auf 17 Euro für eine Tonne. Falls
die heimischen Vorkommen nicht genutzt werden könnten, so Andreas Hübner von der Firma Casea, müsste der Rohstoff aus Marokko oder der Türkei importiert werden. Für die Bauindustrie werde Gips dann fast so teuer wie Gold.
Martin Roland
Autor: red

Kommentare
Vogelfänger
24.09.2018, 19.01 Uhr
Verdummung durch Gipsindustrie wird auch nicht kleiner.
Das ist ja echt teurer als Gold. Bei 17 Euro die Tonne Gips macht das ja unglaubliche 17 Cent Materialeinsatz für eine Rigipsplatte aus, die dann für knapp 10 Euro verkauft wird. Ob sich die Bauwirtschaft und der Kunde das dann noch leisten kann, wenn sich der Preis um weitere 0,5 Prozent pro Platte erhöht?

Die baggern nicht nur unsere Heimat weg, die finden das auch noch lustig, uns zu verschei...ern. Und wie die wunderschönen Biotope aussehen, die später entstehen, kann sich jeder am Kohnstein, alten Stolberg,... ansehen.
Wolfi65
25.09.2018, 10.19 Uhr
Das Zuberwort heißt Arbeitsplätze, Herr Erfurt!
Hier geht es nicht um Naturschönheiten und Luftkurorte, sondern um Arbeitsplätze und Profite.
Die Mondlandschaft am Ende, kann dann glatt für eine Kulisse der Star Wars Filme genutzt werden.
Vielleicht klappt es dann auch wieder mit Touristen?
Rot Grün hat mal wieder versagt!
Bodo Bagger
25.09.2018, 11.26 Uhr
Die jetzt propagierte Verteuerung..
ist nicht zuletzt eine direkte Folge, des sich bereits im vollen Gange befindlichen Kohleausstieges und dem damit verbundenen Wegfalles von REA Gips aus den zu den Kraftwerken gehörigen Entschwefelungsanlagen.

Recycling Gips, wie er derzeit präferiert wird, hat aber aufgrund der für die Aufarbeitung notwendigen chemischen Prozesse und der dafür benötigten Energiekosten, die in Deutschland ja bekanntlich zu den höchsten in ganz Europa gehören einen eher noch größeren Kostenfaktor.
Dieser kann, um in irgendeiner Art und Weise eine gewisse Preisstabilität für Gipsprodukte zu erlangen derzeit nur durch Zumischung von Neugips auf dem selben Niveau gehalten werden. Die gesamte Gipsindustrie ist in den vergangenen 10 Jahren vermehrt auf eben diesen jetzt nicht mehr in ausreichender Menge verfügbaren REA Gips umgesattelt.
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