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Di, 12:00 Uhr
18.09.2018
Neue Behindertenberatung in Nordhausen

Für ein besseres Leben im Anderen

Wer mit einer Behinderung leben muss, sieht sich Barrieren gegenüber, die für den Rest der Gesellschaft oft nicht klar sichtbar sind. Mit alltäglichen Hürden umzugehen kann man lernen, dies aber aus sich selbst heraus zu tun kann eine ganz eigene Barriere darstellen. Menschen dabei zu helfen diese zu überwinden, hat sich Christiane Marx zur Aufgabe gemacht: Hilfe für Betroffene von Betroffenen...

Christiane Marx hat durch die Begleitung von Betroffenen Hilfe gefunden, nun will sie das auch anderen ermöglichen  (Foto: Angelo Glashagel) Christiane Marx hat durch die Begleitung von Betroffenen Hilfe gefunden, nun will sie das auch anderen ermöglichen (Foto: Angelo Glashagel) Foto: pixabay.com/reidy68

Es gibt Hindernisse, die sind auch für "normale" Menschen klar zu erkennen. Für Rollstuhlfahrer können das die Treppenstufen oder die hohe Bordsteinkante am Straßenrand sein. Problembereiche, die von der Gesellschaft erkannt wurden und die heutzutage konsequent abgebaut werden. Im Fachjargon spricht man von "Barrierefreiheit" oder "Barrierearmut". Das kann ein Aufzug im Treppenhaus sein, ein für Blinde besser zu erfühlendes Gehwegpflaster oder akustische Signale an Ampeln.

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Doch es gibt auch Barrieren, die sind nicht so leicht zu erkennen. Christiane Marx hat sie am eigenen Leib erfahren. Das sie krank ist, das sie einen langen Weg hinter sich hat, sieht man ihr nicht an. Sie hat gelernt mit sich und ihrer Umwelt umzugehen, hat gelernt aus dem Abseits heraus, in das sie geworfen wurde, wieder in die Gesellschaft hineinzugehen. Menschen mit Behinderung sind nicht an sich "behindert", sagt sie, die Behinderung, die Barrieren, finden sich in der Welt und im Umgang mit ihr.

Geholfen hat ihr "Ex-In", ein Verein der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Betroffene in die Genesungsarbeit einzubeziehen. "Ex-In", das steht für "experience involvement", die Teilhabe oder der Einbezug von Erfahrung. "Ich habe gelernt meine Erkrankung anzunehmen, das "anders sein" in mein Leben zu integrieren und nicht die Verantwortung an die Krankheit abzugeben sondern mir selbst zu helfen", sagt Marx, die "erlernte Hilflosigkeit", welche die medizinische, oft auf das Defizitäre orientierte Betreuung mit sich gebracht habe, habe sie so verlassen können. Nicht das System, nicht die "Anderen", sind dafür verantwortlich auf meine besonderen Bedürfnisse zu achten, sondern ich selbst.

Auf ihrem Weg wurde sie von Menschen begleitet, die schon auf ähnlichen Pfaden wie sie selbst wandeln mussten. Die einmal im Meer der Gesellschaft auf ihrer eigenen, einsamem Insel gestanden haben und nicht weiter wussten.

"Mir hat das ungemein geholfen", sagt Christiane Marx. Ihre Erfahrungen gibt die ehemalige Lehrerin heute selber weiter. Am Südharzklinikum hat sie als "Genesungsbegleiterin" eine neue Aufgabe für sich gefunden. Im Fokus stehen hier vor allem Menschen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben oder sich in einer gesundheitliche Krise befinden, mit der es umzugehen gilt. Immer Dienstag von 12 bis 14 Uhr steht Frau Marx als Ansprechpartnerin im Klinikum zur Verfügung und versucht, den Betroffenen mit Empathie, Akzeptanz und genügend Zeit zu begegnen.

"Der Umgang mit sich selbst und der Krankheit ist da nur eine Sache. Wenn ich mich wieder mit der Gesellschaft auseinandersetzen will, wieder in die Kommunikation mit meiner Umwelt kommen will, muss ich mich auch fragen wie ich das alles nach außen kommuniziere, wie viel ich wann und wem gegenüber preisgebe." Wie erklärt man den Freunden das man am Samstagabend nicht nur nicht mehr weggehen will, sondern es nicht mehr kann? Wie geht man damit um wenn gefragt wird, was man beruflich tut oder aus welchem Grund man frühverentet wurde? Betroffene müssen da nicht nur psychisch Kranke sein. In einer Gesellschaft, in der sich der (Selbst-)Wert des Einzelnen vor allem über die Arbeit definiert, können Rechtfertigungssituationen für Menschen, die ihren Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben mussten ebenso Stress erzeugen und ins gesellschaftliche Abseits führen.

In einem zweiten Schritt will Christiane Marx ihr Aufgabenfeld bald noch weiter fassen. Die "Ergänzende unabhänigige Teilhabeberatung", kurz EUTB, soll den Kreis derer, denen Hilfe angeboten werden kann noch erweitern. Neben dem Erfahrungsaustausch will Marx hier auch ganz allgemeine Fragen beantworten helfen, etwa wenn es um sozialrechtliche Probleme, Eingliederungshilfen, den "ITP", den "integrierten Teilhabeplan", oder Fragen von Mobilität, Kommunikation und Rehabilitation geht.

Für Christiane Marx ist es ein weiterer Schritt in ein neues Leben, den sie gerne mit anderen gehen will, auch wenn das heißt sich in ganz anderen Erfahrungen hineindenken zu müssen. Das Angebot soll am Donnerstag von 14 bis 17 Uhr im Teilhabezentrum Mitte am August-Bebel-Platz 6 starten, wer Interesse an der Einzelfallberatung hat kann sich bei Christiane Marx unter Tel.: 01522/6973029 oder via E-Mail an christiane.marx@eutb-ex-in-thueringen.de melden.
Angelo Glashagel
Autor: red

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