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Fr, 16:00 Uhr
07.09.2018
Harzunger Hofmosterei hat aufgerüstet

Es werde Saft!

Für viele Kleingärtner bringt der Herbst so seine Luxusprobleme mit sich. Da kocht man Apfelmus und Marmelade, bäckt einen Kuchen nach dem anderen, beglückt Freunde und Nachbarn mit Eimern voller Obst und am Ende bleibt doch wieder zuviel für den Kompost. Eigentlich schade drum. Könnte man da nicht was machen?

Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel) Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)

Entsaften könnte man die frischen Früchte noch. Doch das ist aufwendig und braucht die richtige Ausrüstung. Die eigene Ernte allein auf dem heimischen Herd zu verarbeiten, das lohnt kaum.

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Bei Bernd Buchwald ist das anders. Denn Herr Buchwald hat in diesem Jahr mit seinem "Calville rouge d'automne", dem "roten Herbst-Calville", nicht nur wunderbar saftig-süße Früchte ernten können, er hat auch Nachbarn, die seine Liebe für alte Obstsorten teilen. Und die jüngst aufgerüstet haben.

Gemeint ist die Familie Ibe. Seit acht Jahren verarbeitet man hier Äpfel und Birnen regelmäßig zu Saft. Dafür hatte man sich bisher eine mobile Saftpresse ausgeborgt und unter freiem Himmel für den eigenen Bedarf, Familie und Freunde wie auch für den einen oder anderen Kunden im Spätsommer begonnen, die Ernte zu entsaften.

Vor einer guten Woche hat nun die neue Saison begonnen und auf dem Harzunger Hof gibt es viel zu tun. Die alte Presse ist Geschichte, stattdessen sind Alexander Ibe und Kathleen Hahnemann nun stolze Besitzer einer nagelneuen Entsaftungsanlage aus österreichischer Produktion. Statt unter freiem Himmel wird in den alten Räumen des Hofes entsaftet.

Die Maschine wäscht und hexelt die Ernte automatisch, dann müssen Alexander Ibe, Nachbar Bernd Buchwald und Vater Eberhard anpacken und die geschredderte Masse für die Presse vorbereiten. Mit einem kurzen Dreh landen mehrere übereinander gestapelte Stofflagen unter der Presse, kurze Zeit später fließt auch schon der goldene Saft aus den Poren. Vorne kann derweil schon die nächste Runde vorbereitet werden. "Die neue Maschine schafft einfach viel mehr in kürzerer Zeit und mit höherer Ausbeute", freut sich Alexander Ibe.

Saft vom blauen Schaf - aus der Familientradition ist ein Familienunternehmen geworden (Foto: Angelo Glashagel) Saft vom blauen Schaf - aus der Familientradition ist ein Familienunternehmen geworden (Foto: Angelo Glashagel)

Aus der Familientradition ist inzwischen ein Familienunternehmen geworden. Neben Alexander Ibe und Lebensgefährtin Kathleen Hahnemann machen auch die Eltern und sogar die Kinder mit. Das schicke blaue Schaf, das die Flaschen der Harzunger Hofmosterei ziert, wurde vom Nachwuchs entworfen. Die gibt es ab der kommenden Woche bei Mund's Mühle, der Sophienhofer Ziegenalm und bei der Landschlachterei Harzungen zu kaufen. Die nötigen Kontakte hatte man beim Auftritt auf der "Grünen Woche" Anfang des Jahres knüpfen können und es sollen nicht die letzten gewesen sein.

Zurück am Entsafter: vom "Saftsammler" aus fließt der frische Apfelsaft in zwei große Stahlbehälter. Fassungsvermögen pro Fass: 300 Liter. Danach wird es heiß, im Pasteurisator wird der Saft auf über 78 Grad Celsius erhitzt bevor er von Ibe und seinen Helfern im Akkord abgezapft werden kann.

Am Ende kann Herr Buchwald seinen Apfelsaft kistenweise abtransportieren. Aus knapp 70 Kilo Obst hat er fast 50 Liter Saft herausholen können, eine außerordentlich gute Ausbeute. "Für gewöhnlich rechnet man mit 25 bis 30 Litern aus 50 Kilogramm Obst", sagt Alexander Ibe, auschlaggebend ist vor allem die Fruchtsorte. Auch für den "Abfall" findet man danach noch Verwendung, gemischt mit Korn und Mais ist der sogenannte "Trester" vor allem bei Förstern als Winterfutter beliebt.

Saftpresse (Foto: Angelo Glashagel) Saftpresse (Foto: Angelo Glashagel)

Der Aufwand ist trotz der neuen Anlage immer noch groß, Aufbau und abschließende Reinigung brauchen beinahe soviel Zeit wie das eigentliche Entsaften. Noch ist die Mosterei für Ibe und Hahnemann nur ein Nebenverdienst, beide sind berufstätig. Deswegen nimmt die Hofmosterei auch nur jeweils am Montag-, Mittwoch-, und Freitagnachmittag neues Obst an, den sogenannten "Lohnmost".

Mindestens 100 Kilo sollte man dann schon mitbringen, im Vorfeld möglichst telefonisch einen Termin vereinbart und die eigene Ernte etwas vorsortiert haben. "Wenn jeder dritte Apfel schlecht ist, können wir das nicht annehmen. Das ist auch im eigenen Interesse, der Saft ist am Ende nur so gut wie das eigene Obst.", sagt Kathleen Hahnemann. Jede Lieferung wird beschriftet, ist die Ladung fertig verarbeitet und abgefüllt, wird man telefonisch informiert und kann sich seinen Saft abholen. Abgefüllt werden kann der in Flaschen, doch das sei nur bedingt praktikabel, sagt Alexander Ibe, besser sei das "Bag and Box"-System. Die Pappverpackungen sind etwas teurer, lassen sich aber leichter lagern und der Saft hält sich länger. Bei Interesse sollte man sich telefonisch bei der Hofmosterei melden, weitere Informationen hält die Webseite www.hofmosterei-harzungen.de bereit.

v.l.: Alexander Ibe, Bernd Buchwald, Eberhard Ibe (Foto: Angelo Glashagel) v.l.: Alexander Ibe, Bernd Buchwald, Eberhard Ibe (Foto: Angelo Glashagel)

Termine gibt es nicht viele, jede Runde Lohnmost ist eine Runde in der die Hofmosterei nicht die eigenen Früchte verarbeitet und von denen hat man reichlich. Denn mit dem Saft allein ist es nicht getan. Angekauft wird nichts, alles entsteht in eigener, regionaler, ökologischer Produktion. Damit das auch so bleibt haben sich die beiden eine kleine Baumschule angelegt auf der alte Obstsorten wieder wachsen können. "Die meisten Bäume die man heute auf den Streuobstwiesen des Landkreises finden sind alt. Irgendwann werden die Bäume innen hohl, brechen unter der Last ihrer eigenen Frucht zusammen oder werden vom Sturm gefällt. Wenn man diese Lücken nicht wieder schließt, dann verschwindet die Streuobstwiese nach und nach als Lebensraum", erläutert Ibe, dessen junge, ein bis zwei Jahre alten Bäume eben jene Lücken einmal füllen sollen.

Wer den Saft vom "blauen Schaf" selber probieren will, der wird beim Markttag des Heringer Schlossfestes am morgigen Samstag die Gelegenheit haben.
Angelo Glashagel
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Besuch in der Hofmosterei Harzungen (Foto: Angelo Glashagel)
Autor: red

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