Do, 14:27 Uhr
02.08.2018
Die Halbschlittenprothese:
Teilersatz des Kniegelenkes mit großen Vorteilen
Fast jede vierte Frau und mehr als jeder fünfte Mann erkranken im Laufe ihres Lebens an Arthrose. Das Kniegelenk ist besonders häufig von dem Gelenkverschleiß betroffen. Schmerzt das Knie stark und sind die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, ist ein Gelenkersatz manchmal unumgänglich....
Das Gelenk kann je nach Krankheitsbild ganz oder teilweise ersetzt werden. Hierbei bietet die Teilprothese, auch Halbschlittenprothese genannt, gegenüber einem kompletten Ersatz einige Vorteile. Doch welche Vorzüge sind das, und wann ist eine Halbschlittenprothese die richtige Wahl? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr.med. Steffen Heinemann, Leitender Oberarzt der Orthopädie, in der Helios Klinik Bleicherode, in der nächsten Patientenakademie am kommenden Dienstag. Vorab spricht er mit uns im Interview.
Herr Dr. Heinemann, was ist eine Halbschlitten-Prothese?
Durch eine Knie-Endoprothese werden die inneren Oberflächen des Kniegelenkes ersetzt. Sind sämtliche Anteile des Kniegelenkes verschlissen, erfolgt in der Regel die Versorgung mit einer sogenannten Knie-Totalendoprothese. Bei der Knie-Totalendoprothese werden der innere und äußere Kniegelenksanteil oberflächlich durch die Prothese ersetzt.
In sehr vielen Fällen ist der Verschleiß des Kniegelenkes jedoch nur auf den inneren Kniegelenksanteil begrenzt, während der Rest des Kniegelenkes intakt ist. In dieser Situation kommen die Teilprothesen ins Spiel. So wird bei der sogenannten Halbschlitten-Prothese in der Regel nur der innere Anteil des Kniegelenkes versorgt, während der Rest des Knies bei der Operation unberührt bleibt.
Die Halbschlitten-Prothese - auch Unischlitten genannt - besteht aus einem metallischen kufenförmigen Oberschenkelteil und einer metallischen Auflagefläche auf dem inneren Scheinbeinkopf-Plateau. Dazwischen befindet sich bei dem von uns verwendeten Model eine bewegliche Polyethylen-Zwischenscheibe.
Welche Vorteile bietet die Halbschlitten-Prothese im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese?
Da die Halbschlitten-Prothese im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese nur eine sehr geringe Größe aufweist, ist die Implantation durch einen sehr kleinen Schnitt minimal-invasiv ohne größeres Weichteiltrauma möglich. Daraus ergibt sich ein deutlich geringerer postoperativer Schmerz. Die Mobilisation ist deutlich beschleunigt. Viele Patienten können bereits am ersten Tag nach der Operation das Kniegelenk über 90° beugen. Das Gangbild ist im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese oft natürlicher. Viele Patienten vergessen nahezu, dass sie eine Halbschlitten-Prothese implantiert bekommen haben.
Daneben führen die schnelle Mobilisation und das geringere Operations-Trauma zu einer geringeren Rate an Thrombosen und Lungenembolien. Auch die Infektionsrate ist gegenüber der Knie-Totalendoprothese deutlich geringer.
Gerade ältere Patienten profitieren von der schnellen Genesung und den geringeren Komplikationsraten nach der Operation mit der Halbschlitten-Prothese. Für die jüngeren Patienten ist der geringe Knochenverbrauch bei der Halbschlitten-Prothese von besonderem Vorteil.
Wie lange hält eine Halbschlitten-Prothese?
Die von uns verwendete Halbschlitten-Prothese wird in ihrem Grundesign bereits seit 1976 implantiert. So war es möglich, die Standzeit dieser Halbschlitten-Prothesen auch nach 20 Jahren in Studien mit großer Patientenzahl zu analysieren. Hierbei zeigte sich eine hervorragende Überlebensrate der Halbschlitten-Prothese von 91%. Das heißt 91 von 100 Patienten hatten ihre Halbschlitten-Prothese nach 20 Jahren immer noch im Knie. Dies ist mit der Überlebensrate von Knie-Totalendoprothesen vergleichbar.
Einige entscheidende Voraussetzungen sind jedoch notwendig, um diese hohe Standzeit der Halbschlitten-Prothesen zu erreichen. So ist die sorgfältige Auswahl der geeigneten Patienten im Rahmen der aufwendigen Voruntersuchung für die Halbschlitten-Prothese besonders bedeutend. Die anspruchsvolle Operation erfordert einen erfahrenen Operateur. So muss jeder Operateur, der diese Teilprothesen in unserer Einrichtung implantiert, mindestens 20 Halbschlitten-Prothesen-Implantationen im Jahr durchführen.
Wann ist die Halbschlittenprothese die richtige Therapie?
Sehr häufig ist der Kniegelenksverschleiß zunächst auf die Knieinnenseite beschränkt. Findet sich dazu ein intakter Bandapparat bei einer mäßigen O-Bein-Stellung kommt die Versorgung mit einer Halbschlitten-Prothese auf der Knieinnenseite prinzipiell in Frage.
Nicht implantiert werden darf die Halbschlitten-Prothese auf der Innenseite bei einer Schädigung des vorderen Kreuzbandes, bei ausgeprägten O-Bein-Fehlstellungen, X-Bein-Fehlstellungen, nach stattgehabten Unfällen im Kniebereich und bei Rheumatoider Arthritis.
Die letzte Entscheidung, ob eine Halbschlitten-Prothese implantiert werden kann, fällt während der Operation. Finden sich hier Befunde, welche die Versorgung mit der Halbschlitten-Prothese nicht zulassen, erfolgt in gleicher Sitzung die Implantation einer Knie-Totalendoprothese. Grundsätzlich implantieren wir die Knie-Totalendoprothese in Bleicherode unter Nutzung der Computer-Navigation. So kann die höchst mögliche Präzision und optimale Balance der Knie-Totalendoprothese stetig erreicht werden.
Unsere eigenen Erfahrungen mit inzwischen über 800 Halbschlitten-Prothesen-Implantationen in der HELIOS Klinik Bleicherode seit 2008 sind sehr positiv. Der Anteil der Halbschlitten-Prothesen in unserer Klinik betrug in den vergangenen Jahren zwischen 25-30%. Allein im vergangen Jahr implantierten wir über 120 Halbschlitten-Prothesen.
Wann kann man nach einer Operation die Halbschlitten-Prothese voll belasten?
Die Implantation mit einer Halbschlittenprothese erfolgt minimal-invasiv. Während der Operation wird das Gewebe zusätzlich zur regionalen bzw. allgemeinen Anästhesie mit örtlichen Betäubungsmitteln infiltriert, so dass die Schwellneigung und der postoperative Schmerz erheblich reduziert werden. Dies ermöglicht in der Regel das Gehen bereits am ersten postoperativen Tag an zwei Unterarmgehstützen. Dabei kann das Implantat bereits voll belastet werden. Wir empfehlen die Verwendung von Unterarmgehstützen für drei Wochen, um eine zu forsche Mobilisation zu bremsen.
Weitere wichtige und interessante Informationen von Dr.med. Steffen Heinemann zum Thema: Halbschlittenprothese- Teilersatz des Kniegelenkes erfahren Interessierte zur Patientenakademie in der Helios Klinik Bleicherode am 07.08.2018 um 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Autor: redDas Gelenk kann je nach Krankheitsbild ganz oder teilweise ersetzt werden. Hierbei bietet die Teilprothese, auch Halbschlittenprothese genannt, gegenüber einem kompletten Ersatz einige Vorteile. Doch welche Vorzüge sind das, und wann ist eine Halbschlittenprothese die richtige Wahl? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr.med. Steffen Heinemann, Leitender Oberarzt der Orthopädie, in der Helios Klinik Bleicherode, in der nächsten Patientenakademie am kommenden Dienstag. Vorab spricht er mit uns im Interview.
Herr Dr. Heinemann, was ist eine Halbschlitten-Prothese?
Durch eine Knie-Endoprothese werden die inneren Oberflächen des Kniegelenkes ersetzt. Sind sämtliche Anteile des Kniegelenkes verschlissen, erfolgt in der Regel die Versorgung mit einer sogenannten Knie-Totalendoprothese. Bei der Knie-Totalendoprothese werden der innere und äußere Kniegelenksanteil oberflächlich durch die Prothese ersetzt.
In sehr vielen Fällen ist der Verschleiß des Kniegelenkes jedoch nur auf den inneren Kniegelenksanteil begrenzt, während der Rest des Kniegelenkes intakt ist. In dieser Situation kommen die Teilprothesen ins Spiel. So wird bei der sogenannten Halbschlitten-Prothese in der Regel nur der innere Anteil des Kniegelenkes versorgt, während der Rest des Knies bei der Operation unberührt bleibt.
Die Halbschlitten-Prothese - auch Unischlitten genannt - besteht aus einem metallischen kufenförmigen Oberschenkelteil und einer metallischen Auflagefläche auf dem inneren Scheinbeinkopf-Plateau. Dazwischen befindet sich bei dem von uns verwendeten Model eine bewegliche Polyethylen-Zwischenscheibe.
Welche Vorteile bietet die Halbschlitten-Prothese im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese?
Da die Halbschlitten-Prothese im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese nur eine sehr geringe Größe aufweist, ist die Implantation durch einen sehr kleinen Schnitt minimal-invasiv ohne größeres Weichteiltrauma möglich. Daraus ergibt sich ein deutlich geringerer postoperativer Schmerz. Die Mobilisation ist deutlich beschleunigt. Viele Patienten können bereits am ersten Tag nach der Operation das Kniegelenk über 90° beugen. Das Gangbild ist im Vergleich zur Knie-Totalendoprothese oft natürlicher. Viele Patienten vergessen nahezu, dass sie eine Halbschlitten-Prothese implantiert bekommen haben.
Daneben führen die schnelle Mobilisation und das geringere Operations-Trauma zu einer geringeren Rate an Thrombosen und Lungenembolien. Auch die Infektionsrate ist gegenüber der Knie-Totalendoprothese deutlich geringer.
Gerade ältere Patienten profitieren von der schnellen Genesung und den geringeren Komplikationsraten nach der Operation mit der Halbschlitten-Prothese. Für die jüngeren Patienten ist der geringe Knochenverbrauch bei der Halbschlitten-Prothese von besonderem Vorteil.
Wie lange hält eine Halbschlitten-Prothese?
Die von uns verwendete Halbschlitten-Prothese wird in ihrem Grundesign bereits seit 1976 implantiert. So war es möglich, die Standzeit dieser Halbschlitten-Prothesen auch nach 20 Jahren in Studien mit großer Patientenzahl zu analysieren. Hierbei zeigte sich eine hervorragende Überlebensrate der Halbschlitten-Prothese von 91%. Das heißt 91 von 100 Patienten hatten ihre Halbschlitten-Prothese nach 20 Jahren immer noch im Knie. Dies ist mit der Überlebensrate von Knie-Totalendoprothesen vergleichbar.
Einige entscheidende Voraussetzungen sind jedoch notwendig, um diese hohe Standzeit der Halbschlitten-Prothesen zu erreichen. So ist die sorgfältige Auswahl der geeigneten Patienten im Rahmen der aufwendigen Voruntersuchung für die Halbschlitten-Prothese besonders bedeutend. Die anspruchsvolle Operation erfordert einen erfahrenen Operateur. So muss jeder Operateur, der diese Teilprothesen in unserer Einrichtung implantiert, mindestens 20 Halbschlitten-Prothesen-Implantationen im Jahr durchführen.
Wann ist die Halbschlittenprothese die richtige Therapie?
Sehr häufig ist der Kniegelenksverschleiß zunächst auf die Knieinnenseite beschränkt. Findet sich dazu ein intakter Bandapparat bei einer mäßigen O-Bein-Stellung kommt die Versorgung mit einer Halbschlitten-Prothese auf der Knieinnenseite prinzipiell in Frage.
Nicht implantiert werden darf die Halbschlitten-Prothese auf der Innenseite bei einer Schädigung des vorderen Kreuzbandes, bei ausgeprägten O-Bein-Fehlstellungen, X-Bein-Fehlstellungen, nach stattgehabten Unfällen im Kniebereich und bei Rheumatoider Arthritis.
Die letzte Entscheidung, ob eine Halbschlitten-Prothese implantiert werden kann, fällt während der Operation. Finden sich hier Befunde, welche die Versorgung mit der Halbschlitten-Prothese nicht zulassen, erfolgt in gleicher Sitzung die Implantation einer Knie-Totalendoprothese. Grundsätzlich implantieren wir die Knie-Totalendoprothese in Bleicherode unter Nutzung der Computer-Navigation. So kann die höchst mögliche Präzision und optimale Balance der Knie-Totalendoprothese stetig erreicht werden.
Unsere eigenen Erfahrungen mit inzwischen über 800 Halbschlitten-Prothesen-Implantationen in der HELIOS Klinik Bleicherode seit 2008 sind sehr positiv. Der Anteil der Halbschlitten-Prothesen in unserer Klinik betrug in den vergangenen Jahren zwischen 25-30%. Allein im vergangen Jahr implantierten wir über 120 Halbschlitten-Prothesen.
Wann kann man nach einer Operation die Halbschlitten-Prothese voll belasten?
Die Implantation mit einer Halbschlittenprothese erfolgt minimal-invasiv. Während der Operation wird das Gewebe zusätzlich zur regionalen bzw. allgemeinen Anästhesie mit örtlichen Betäubungsmitteln infiltriert, so dass die Schwellneigung und der postoperative Schmerz erheblich reduziert werden. Dies ermöglicht in der Regel das Gehen bereits am ersten postoperativen Tag an zwei Unterarmgehstützen. Dabei kann das Implantat bereits voll belastet werden. Wir empfehlen die Verwendung von Unterarmgehstützen für drei Wochen, um eine zu forsche Mobilisation zu bremsen.
Weitere wichtige und interessante Informationen von Dr.med. Steffen Heinemann zum Thema: Halbschlittenprothese- Teilersatz des Kniegelenkes erfahren Interessierte zur Patientenakademie in der Helios Klinik Bleicherode am 07.08.2018 um 18.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.
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