Am Nordhäuser Familienzentrum ging es heute hoch einher, man hatte zum jährlichen Sommerfest geladen, das in diesem Jahr ganz im Zeichen der Ritter und Prinzessinnen stand. So fröhlich geht es bei weitem nicht immer zu, im Familienzentrum arbeitet mit Kindern und Eltern auch an schwierigen Themen. Etwa wenn es um Suchterkrankungen in der Familie geht...


Unbeschwert ging es heute auf dem Hinterhof des Familienzentrums in der Alexander-Puschkin-Str. zu. Zum sommerlichen Jahresfest konnten sich die Kinder zwischen Trommelmusik, Bastelecke und Stockbrot-Station austoben und ausprobieren.

Für einige Kinder sieht ihr Alltag weit weniger rosig aus. Seit 2014 betreut Gabriele Lützkendorf im Projekt "Zauberland" Kinder aus Familien in denen vor allem die Eltern mit Suchtproblematiken zu kämpfen haben. Einmal in der Woche trifft sie sich mit bis zu sechs Kindern und spricht über die Familie, die Gefühle der Kinder und darüber wie man die der anderen einschätzen kann, über Vertrauen, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.

Ein halbes Jahr geht der Kurs, danach folgt alle zwei Wochen die Nachbetreuung. Mit den Eltern werden Einzelgespräche geführt. "Rund die Hälfte aller Kinder aus Familien mit Suchtproblematiken werden später selber abhängig", erklärt Lützkendorf, "uns geht es deswegen vor allem um Selbstedukation. Wir wollen dabei niemanden Anklagen aber auch nichts entschuldigen. Wir wollen die Eltern entlasten, vor allem aber den Kindern helfen die Situation zu verstehen, ihnen helfen in ihrem Elternhaus zurechtzukommen ohne selbst krank zu werden und die Schuld nicht bei sich selbst zu suchen sondern mit sich im Reinen zu sein.", erklärt Lützkendorf.

Ihre Erfahrungen seien bisher durchweg positiv, die Kinder seien nach dem Kurs in der Regel Selbstbewusster, Selbstständiger und kommunikativer, zu Hause wie in der Schule.

Auf das Engagement des Familienzentrums in diesem problematischen Bereich ist man auch in Erfurt aufmerksam geworden: Rosemarie Schmack-Siebenlist-Hinkel überreichte für die "Town & Country Stiftung" überreichte Frau Lützkendorf heute einen Spendencheck über 1000 Euro.

Und das war nicht das einzige Geschenk über das man sich zum Sommerfest freuen konnte. Nach vier Jahren ohne fahrbaren Untersatz sind die Mitarbeiter des Familienzentrums dank der Landesbank Hessen-Thüringen wieder mobil. Wolfgang Asche, Chef der hiesigen Kreissparkasse, hatte sich bei den Kollegen in Frankfurt für die Nordhäuser Einrichtung stark gemacht, die das Familienzentrum jetzt mit 12.000 Euro unterstützten.

Man habe lange nach den nötigen Spenden gesucht, erzählt Vivien Grabe, Chefin des Familienzentrums, das sich in der Trägerschaft des Jugendsozialwerks befindet. Dank der Unterstützung können man nun endlich auch wieder im weiteren Landkreis aktiv werden und im Notfall flexibler agieren.
Angelo Glashagel