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Mo, 23:30 Uhr
04.06.2018
Aus dem Integrationsbeirat

Wie leben Flüchtlinge im Landkreis?

Wie leben Flüchtlinge im Landkreis Nordhausen? Der Frage wollte man heute im Integrationsbeirat nachgehen. Im Mittelpunkt stand vor allem die Unterbringung der Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften...

Zu Gast die Fragen des Beirats zu klären waren der zuständige Fachgebietsleiter im Landratsamt Mark Hesse wie auch der Vorstand der Nordhäuser Wohnungsbaugenossenschaft, Sven Dörmann und die Geschäftsführerin der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWG, Inge Klaan.

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Hesse führte zunächst allgemein zum eigenen Aufgabenfeld und den Vorgaben des Gesetzgebers aus. Ein ganzer Strauß an Verordnungen und Gesetzen regelt den Umgang mit und die Unterbringung von Asylbewerbern und anerkannten Flüchtlingen bis ins Detail, erklärte der ehemalige Sozialarbeiter, das reicht von den Mindeststandards zur Einrichtung, etwa zur Zahl der Waschmaschinen in einer Gemeinschaftsunterkunft, bis zum zuständigen Personal.

"Es geht bei unserer Arbeit nicht nur um die Unterbringung oder darum sich um die nötigen Mittel zu kümmern, wir haben viele laufende Aufgaben etwa wenn es um die Leistungsgewährung, die Anmeldungen bei der Krankenkasse, die Beauftragung der Sozialbetreuung, die Organisation von Sammeltransfers oder dem klären des Schutzstatus geht. Wir müssen Entscheidungen treffen, nach bestem Wissen und Gewissen".

Zuzug seit 2015

Die Zahlen der Neuankömmlinge sind seit 2015 deutlich zurückgegangen. Hatte man damals noch 1037 Personen aufgenommen, waren es 2016 noch 444 Personen und ein weiteres Jahr später noch 214. Im laufenden Jahr seien bisher 62 Personen angekommen. Unbegleitete Minderjährige, Spätaussiedler, Nachzügler und Umverteilungen aus anderen Teilen des Freistaates enthalten diese Zahlen nicht, insgesamt bewege man sich aber in den vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Quoten, erläuterte Hesse.

Die nötigen Statistiken würden jede Woche erneuert, "Montagsmeldung" heißt das im Amt, so Hesse weiter, die Daten bilden wiederum einen Teil der Statistiken von Land und Bund.

Demnach erhalten aktuell rund 400 Personen im Landkreis Zuwendungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Viele der Flüchtlinge, aber nicht alle, wechselten mit der Anerkennung ihres Status den Rechtskreis, also in die Zuständigkeit eines anderen Teils der Verwaltung, genauer in den des Jobcenters. Aktuell betreffe das knapp 1000 Menschen in 400 Bedarfsgemeinschaften. Betrachte man die Gesamtzahl der Bedarfsgemeinschaften im Landkreis machten anerkannte Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergund rund 1/10 der Bedarfsgemeinschaften aus. Rund ein Viertel der Neuankömmlinge sei inzwischen in Arbeit oder Ausbildung, viele fänden vor allem in Zeitarbeitsfirmen Anstellung.

Die Unterbringung

Insgesamt hält der Landkreis 553 Plätze in seinen Gemeinschaftsunterkünften (GU's) vor, belegt sind bei weitem nicht alle, aber auch nicht zu belegende Einheiten müssten ausgewiesen werden, so will es die Verordnung. Neben Asylbewerbern deren Anerkennungsverfahren noch nicht beschieden wurde leben in den GU's auch mehrere Rechtskreiswechsler, die Miete zahlen müssen insofern sie in Arbeit sind oder vom Jobcenter betreut werden.

Gründe dafür gebe es verschiedene, meint Hesse, zum einen gebe es Leute, die sich in ihrer Situation eingerichtet hätten. Zum anderen sei es gerade für größere Familien schwierig passenden Wohnraum zu finden.

Die Situation in den GU's und der Einzelunterbringung stelle sich aktuell wie folgt dar:
GemeinschaftsunterkunftAsylbewerber im VerfahrenAnerkannte
Sülzhayn2946
Wipperdorf224
Rathsfelder Straße423
Grimmelallee186
Robert-Blum-Straße5525
Bruno-Kunze-Straße918
Obergrasmühle00
In Einzelunterbringung23529

Bei alleinreisenden Männern seien Sprachdefizite ein bedeutender Hinderungsgrund anderweitig Unterbringung zu finden. Wer etwa bei der WBG eine Wohnung beziehen will, der muss erst einmal Mitglied der Genossenschaft werden und dazu müssen bestimmte Rahmenbedingungen erfüllt sein, erklärte WBG-Chef Sven Dörmann. Nationalität oder Ethnie würden bei der Auswahl indes keine Rolle spielen, in der Genossenschaft gebe es aktuell Menschen aus 40 verschiedenen Nationen. Während der Hochphase hätten bei der WBG rund 330 Personen mit Migrationshintergrund in 88 Wohnungen gelebt, heute seien es noch 105 Personen in 31 Wohnungen.

"Das erste Problem ist die Sprache, das zweite die Sprache und das dritte die Sprache", sagte Dörmann, Konflikte entstünden in den Hausgemeinschaften da, wo man nicht über Probleme reden könne. Grundkenntnisse in der deutschen Sprache setzt die WBG bei ihren Mietgliedern deswegen voraus, die Rahmenbedingungen müssten so gestaltet sein, das den Mietern kein Nachteil entstünde.

Um Konflikte zu minimieren und Hausordnungen durchzusetzen arbeitet die WBG mit den Sozialarbeitern des Vereins Schrankenlos zusammen. Ähnlich hält man es bei der SWG, der Hintergrund der Mieter spiele auch hier keine Rolle, wichtig sei vor allem die sozialarbeiterische Betreuung.

Verfolgte man zu Beginn noch strikt das Modell der dezentralen Unterbringung habe die Erfahrung inzwischen gezeigt, dass, solange die Wohnbereiche gut betreut würden und man sich auf verlässliche Partner wie die beiden Wohnungsbaugesellschaften stützen könne, verdichtende Ansiedlungen nicht zwangsläufig zur Bildung von Ghettos führen würden, führte Fachbereichsleiter Hesse aus.

In Nordhausen geht man dabei einen anderen Weg als viele andere Landkreise, sagte der erste Beigeordnete Stefan Nüßle. Mit Wechsel der amtlichen Zuständigkeit wechselt oder endet in der Regel auch die sozialarbeiterische Betreuung. Zusammen mit dem Verein Schrankenlos, der Arbeiterwohlfahrt und dem Deutschen Roten Kreuz habe man vor Ort versucht hier mehr Kontinuität zu schaffen und eine Betreuung auch nach dem Rechtskreiswechsel zu ermöglichen. Der Ansprechpartner vor Ort soll der gleiche bleiben, auch wenn die Probleme andere werden.

Bei SWG und WBG sieht man das gerne. Die soziale Arbeit ist keine originäre Aufgabe einer Wohnungsbaugesellschaft. Dennoch müht man sich. Bei der SWG etwa werden im Rahmen des Sozialmanagements praktische Schulungen durchgeführt, etwa zu Dingen wie der richtigen Mülltrennung. "Das hat Situation insgesamt auch gebessert" erklärte SWG-Chefin Inge Klaan, "diese kleinen Dinge sind die Anfangsprobleme der gesellschaftlichen Integration und wir sind da noch lange nicht am Ende."

Eine Gewaltproblematik sieht man weder bei SWG noch WBG. Man erlebe Meinungsverschiedenheiten, unter Flüchtlingen wie auch in der eigenen Gesellschaft, aber nicht mehr als bisher üblich.
Angelo Glashagel
Autor: red

Kommentare
Schultze
05.06.2018, 07.59 Uhr
Gibt es nur 2 Vermieter in Nordhausen?
Es gibt aber mehr Vermieter in Nordhausen als nur 2. Die Vermieter wurden vom Landkreis und Schrankenlos meist ausgegrenzt. Nur wenn nichts mehr geht kommt man auf andere Vermieter zu zur Restevermietung der Problemfälle. Das es Wohnungen nicht gibt wie im Artikel steht stimmt so nicht. Wenn man nur bei 2 Vermietern danach sucht findet man weniger. Gut das man Schrankenlos noch vom Landkreis finanziell unterstützt, wenn man garnicht mehr zuständig ist weil die Leute Hartz 4 bekommen. Finanzielle Zuwendungen aus Steuergeldern kann man viele Namen geben zb. Geld zum Kampf gegen rechts usw.
Schrankenlos lenkt die Leute wo sie mieten sollen aber einige Flüchtlinge können deutsch und übersetzen anderen Flüchtlingen. Sie suchen selbst Wohnungen im ganzen Bundesland für anerkannte Hartz 4 Empfänger und die steuerfinanzierten Massenunterkünfte sind nicht ausgelastet. Es wundert mich das Anerkannte Flüchtlinge mit Hartz 4 überhaupt in Heimen wohnen dürfen, das das überhaupt erlaubt ist. Wenn man vor Jahren alle Vermieter mit einbezogen hätte wäre der steuerfinanzierte Bau von Heimen, die jetzt nicht ausgelastet sind und hohe Folgekosten haben garnicht nötig gewesen. Da hätte man Geld für andere Aufgaben jetzt übrig gehabt zb. Omas Rente usw.
Rene Strube
05.06.2018, 17.14 Uhr
Planübererfüllung ! Wenn das Erich Honnecker erleben dürfte !
Als Leumundszeugin für das gedeihliche Miteinander werden hier Frau Klaan (SWG) und Herr Dörmann (WBG) angeführt.

Herr Dörmann habe ich jetzt nicht gegoogelt. Aber er will ja schließlich die Wohnungen der WBG vermieten und kann die Situation zwischen seinen "Mietern" nicht schlecht reden.

Weshalb Frau Klaan hier keine oder bestenfalls leicht lösbare Probleme sieht, ist aber mehr als offensichtlich:

1. der selbe Grund wie bei der WBG gilt auch bei der SWG
2. Frau Klaan ist Parteigängerin unserer "verehrten" Bundeskanzlerin "wir schaffen das" bzw. "ich wüßte nicht, was man anders hätte machen können" Dr. Angela Merkel
3. Frau Klaan will womöglich nochmal in Richtung eines politischen Amtes antreten und sucht mittels solcher Statements Unterstützung in fast allen anderen Parteien

"Eine Gewaltproblematik sieht man weder bei SWG noch WBG"

Mit Menschen wie vieler Nationalitäten wohnen Herr Dörmann und Frau Klaan jeweils selbst unter einem Dach ?

Führen SWG und oder WBG eine Kriminalstatistik für ihre Bewohner - getrennt nach Nationalitäten ?

So ist meine Überschrift gemeint. Bis 1989 waren die Medien im Bezirk Erfurt und der gesamten DDR voll mit Erfolgsmeldungen zur Planübererfüllung und dem Stand des Aufbau des Sozialismus.

Was diese Meldungen Wert waren, wußten manche schon damals, anderen wurde es ab 1990 schmerzlich bewußt.

Bei Lesen solcher Artikel beschleicht mich da mitunter ein Deja vu

- nichts für Ungut NNZ ihr schreibt ja auch Kritisches
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