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So, 09:25 Uhr
27.05.2018

Der Malergrafiker Friedrich Dornbusch und Nordhausen

In der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Meyenburg „... der Tod in der Kunst“ entdeckte Heidelore Kneffel bei einem Rundgang sehr viele Bildwerke, die aus der Kunstsammlung der Stadt stammen. Dazu Anmerkungen der nnz-Autorin...


Mit Freude entdeckte ich in einem Raum der unteren Etage die 12 Radierungen aus der großformatigen Kunstmappe „Vom Tode II. Theil... erfunden und gestochen von Max Klinger“. Dank der Kunstvereins Nordhausen befindet sich diese Mappe in der Rolandstadt.

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Im ersten Stock werden relativ viele Werke des Malergraphikers Friedrich Dornbusch (1879-1962) gezeigt, dessen Bilder es Wert sind, kunstwissenschaftlich aufgearbeitet zu werden. Beim intensiven Betrachten dieser aufwühlenden Arbeiten erinnerte ich mich daran, wie ich mit seinem Werk und seiner Person bekannt wurde.

Im August 1993 rief mich im Landratsamt ein Herr Rainer Richter an, der mich fragte, ob ich denn wüsste, dass der Künstler Friedrich Dornbusch einen Sohn habe, der in Kiel wohne, der sei sein Vetter und besitze den Nachlass seines Vaters, der fünf Jahre in Nordhausen Lehrer gewesen sei und zahlreiche Kunstwerke geschaffen habe.

Dazu muss man wissen, dass es in der „Galerie im Waisenhaus“ in Nordhausen im Sommer 1992 eine Ausstellung gegeben hatte, in der Malerei und Grafik aus den 1920-er Jahren von zwei Künstlern gezeigt wurden – von Walther Steinecke aus Hesserode und von Friedrich Dornbusch aus Nordhausen. Originalgrafiken dieser beiden hatte mir die Buchhändlerin Lotte Rose im Altentor gezeigt. Ich ging gern bei ihr vorbei, denn sie kannte sich aus über Personen und Ereignisse in unseren Breiten.

So kam die Idee auf, dass man beide Künstler einem gegenwärtigen Publikum zeigen sollte, denn die Männer gehören zu den Könnern in der Kunst. Bereits Wilhelm Kolbe hatte 1923 in seinem Heft „Die Maler des Südharzes“ auf sie verwiesen. Im Meyenburgmuseum fanden sich gleichfalls Werke von Dornbusch und auch Privatpersonen meldeten sich mit ihren Werken. Stadt und Landkreis taten sich zusammen und so konnten die Dezernenten Detlef Müller und Klaus Wahlbuhl am 4. Juni 1992 zur Vernissage ins Waisenhaus einladen. Über beide Künstler schrieb ich 1992 und 1993 in den „Nordhäuser Nachrichten“, nicht ahnend, dass mir einer der beiden durch einen Sohn demnächst näher kommen würde.
Dornbuschs Lebenslauf in Nordhausen konnte ich damals nur bis 1925/26 verfolgen, denn da verließ er nach fünf Jahren die Stadt ziemlich plötzlich ins Unbekannte. Ich äußerte die Vermutung, dass es Berlin sein könnte. Dies bestätigte sich durch eine Wortmeldung von Karl-Hans Schiewek, Sohn des bekannten Nordhäuser Fotografen Carl Schiewek, in den „Nordhäuser Nachrichten“ Ende 1993, der einer seiner Schüler gewesen war.

Selbstbildnis (Foto: Archiv Kneffel) Selbstbildnis (Foto: Archiv Kneffel) Selbstbildnis des Friedrich Dornbusch, ein Ölgemälde

Im eingangs erwähnten Telefonat sagte Herr Richter mir, dass Dornbuschs Sohn Roland gern nach Nordhausen kommen würde, denn diese Stadt kenne er nur durch die Erzählung seiner Eltern und die seien beide verstorben. Gern sagte ich zu und so holten Karin Kisker und ich Herrn R. Dornbusch aus Kiel am 10. September 1993 vom Bahnhof ab. Er kam mit zwei „historischen“ Koffern, dessen Inhalt Arbeiten seines Vaters waren, auch Fotografien, Schriftstücke und ein „Archivbuch“ von Friedrich Dornbusch mit Notizen, Skizzen, eingeklebten Zeitungsnachrichten. Neben Grafiken hatte der Sohn auch einige Gemälde mitgebracht. Nach ausführlichen Gesprächen in meiner Wohnung zeigten wir ihm Orte in der Stadt, die sich mit seinen Eltern verbinden lassen. Am Gehegeplatz 14 hatte ich ihm ein Zimmer reserviert, denn preiswert sollte es sein.

Am 11. 9. waren wir mit Claudia Ehser verabredet, der damaligen Museumsleiterin, denn Roland Dornbusch wollte der Stadt 17 Graphiken schenken, die dann bitte in einer Ausstellung gezeigt werden sollten, um die Erinnerung an seinen Vater wieder zu beleben. Die Radierungen zeigen Landschaften aus unserer näheren und weiteren Umgebung, Porträts bekannter Nordhäuser Persönlichkeiten, Personen des Theaters, dem Friedrich und Elisabeth Dornbusch in der Promenadenstraße 1 a gegenüber gewohnt hatten. Roland wurde erst 1927 in Berlin geboren, der Name lässt vermuten, dass Nordhäuser Erinnerungen nachwirkten.

R. Dornbusch war bei seinem Besuch von den „Ossis“ sehr angetan, so dass seine Verbindung zu Nordhausen nicht abriss. Durch einen Briefwechsel erfuhr ich noch Genaueres über seines Vaters weiteres Leben und Schaffen. Auch in Berlin hatte er an einem Gymnasium unterrichtet, bis er über die Ereignisse um den 9./10 November 1938 kritische Bemerkungen machte und ihn die Gestapo ins Visier bekam. Er „flüchtete“ in bekannte Adels- und Bürgerfamilien, denn er hatte seinen Ruf als Porträtist noch gefestigt. Gleichzeitig betrieb er nun erfolgreich seine Pensionierung.

Der nächste Schicksalsschlag traf die Familie 1943, die Behausung in Berlin wurde „total fliegerbeschädigt“, die Mehrzahl der bei Dornbusch verbliebenen Kunstwerke vernichtet. Die Flucht führte nach Konitz, Lübeck und Kiel, wo die Familie blieb und Friedrich Dornbusch 1962 starb.

Werkübergabe durch den Sohn (Foto: Archiv Kneffel) Werkübergabe durch den Sohn (Foto: Archiv Kneffel) Roland Dornbusch übergibt der Stadt Nordhausen zahlreich Werke seines Vaters

Der Sohn kam noch zweimal nach Nordhausen. Am 23. November 1993 übergab er im Beisein von Claudia Ehser und Klaus Wahlbuhl vor der örtlichen Presse in der Puschkinstraße 39, also im Museum, nach seiner mir vorliegenden handschriftlichen Liste 69 Werke, dafür bat er um eine „finanzielle Erstattung“ von 1000 DM. So kamen weitere Radierungen, darunter mehrere Exlibris, Ölgemälde, aber auch Kohlearbeiten nach Nordhausen. Eine Auswahl davon wurde ab 19. Januar 1995 im Meyenburgmuseum im Beisein des Sohnes gezeigt.

Es sind Jahre ins Land gegangen, hin und wieder zeigte man Einzelbilder Dornbuschs bei Kunstausstellungen. Die aktuelle Präsentation im Kunsthaus weist bis zum 10. Juni 2018 nachdrücklicher auf diesen Malergrafiker hin. Das Jahr 2020 wäre ein sinnvolles Datum einer umfassenden Würdigung, denn dann wäre es 100 Jahre her, dass er nach Nordhausen kam.
Heidelore Kneffel
Autor: red

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