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Di, 22:00 Uhr
17.04.2018
Aus dem Jugendhilfeausschuss

Mehr Geld für die Jugendhilfe

Der Jugendhilfeausschuss des Kreises tagte heute in der "Frohen Zukunft" am Stadtpark. Den Ort wird man nicht von ungefährt gewählt haben, gerade für die Heimunterbringung musste der Landkreis zuletzt deutlich tiefer in die Tasche greifen. Im Ausschuss ging es neben dem lieben Geld auch um Kindergärten, die Hilfe für Jugendliche zwischen Schule und Beruf sowie die Arbeit des Kinder- und Jugendparlaments...

Jugendhilfeausschuss tagte in der "Frohen Zukunft" (Foto: Angelo Glashagel) Jugendhilfeausschuss tagte in der "Frohen Zukunft" (Foto: Angelo Glashagel)

Man sei die "größte Familie Krimderodes", sagte Einrichtungsleiter Gert Bufe. Insgesamt 28 Jugendliche in schwierigen Lebenslagen betreut man am Stadtpark und bietet aktive Krisenintervention für Jugendliche ab 14 Jahren, insofern verstehe man sich auch als Feuerwehr. "Wir versuchen hier Normalität herzustellen", erklärte Bufe, zusammen mit den Sozialarbeitern und Psychologen des Hauses arbeiteten die Jugendlichen daran ihr eigenes Leben vorzubereiten.

Haushalt und Jugendarbeit

Fälle wie die, mit denen man in der "Frohen Zukunft" jeden Tag zu tun hat, gab es zuletzt vermehrt, die Fallzahlen gerade in der Heimunterbringung stiegen deutlich.

In keinem anderen Bereich des Haushaltes sei die "Ausgabedynamik" so stark wie im Jugendhilfebereich, erklärte Kämmerer Torsten Kaun dem Ausschuss und gab einen kurzen Überblick über den Kreishaushalt und die für das Jugendamt veranschlagten Gelder.

Der Bedarf an Zuschüssen sei deutlich höher, entsprechend mehr habe auch der Freistaat gezahlt, insgesamt 1,67 Mio. Euro stellt das Land aus der Jugendpauschale zur Verfürung, ein Plus von fast 500.000 Euro. Mit der Entwicklung stehe Nordhausen nicht alleine da, im gesamten Freistaat würden Kommunen ähnliches erleben, sagte Kaun. Während man für die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen weniger als ursprünglich erwartet ausgeben hatte und sich auch das beitragsfreie Kindergartenjahr positiv ausgewirkt habe, mussten man an anderer Stelle überplanmäßige Ausgaben in Höhe von fast zwei Millionen Euro getätigt werden.

Jugendhilfeausschuss tagte in der "Frohen Zukunft" (Foto: Angelo Glashagel) Jugendhilfeausschuss tagte in der "Frohen Zukunft" (Foto: Angelo Glashagel)

Allein in der Heimunterbringung verbuchte man ein Zusatzkosten von 1,3 Millionen Euro, verursacht durch allgemeine Kostenentwicklungen vor allem aber durch gestiegene Fallzahlen. Wegen Gesetzesänderungen musste man auch beim Unterhaltsvorschuss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Insgesamt steigen die Ausgaben in der Jugendhilfe um 1,7 Mio. Euro.

Fachberatung für Kindergärten

Der Haushalt war nicht das einzige Thema des Tages. In den vergangenen Sitzungen hatte man sich bereits mit der Fachberatung für Kindertagesstätten befasst. Einige große Träger wie das Jugendsozialwerk, der paritätische Wohlfahrtsverband und das Deutsche Rote Kreuz wollen die für ihre Einrichtungen selber übernehmen. Dazu liegen inzwischen drei Konzepte vor die das Landratsamt beurteilt hat und über die am Nachmittag beraten wurde. Die entsprechenden Zuwendungen des Landes sollen an die Träger weiter gereicht werden.

Allgemein soll die Bedarfsplanung in Sachen Kindergärten neu aufgestellt werden, das aktuelle Verfahren habe man einer kritischen, grundhaften Diskussion unterziehen wollen, erklärte Sabine Reich vom Jugendamt. Insgesamt soll das mehrstufige Verfahren vereinfacht werden, Grundlage für die jährliche Datenerhebung sollen dabei die Zahlen der Kommunen sein. Die "Kitacard" werde weiter als solide Grundlage dienen um Mehrfachanmeldungen zu vermeiden, das habe sich bewährt, auch bei den Kindergärten. Im Landratsamt würden die vorgeschlagenen Maßnahmen erhebliche Verfahrenserleichterungen mit sich bringen, erklärte Reich, die Planung werde insgesamt nachvollziehbarer.

Aktualisiert werden sollen auch die Vereinbarungen zur Zusammenarbeit im Jugendschutz zwischen Kreis und Trägern und die Aufgabenstellungen klarer gefasst werden. Im Umfang wächst die Vereinbarung von einem zweiseitigen Dokument auf ein 9-seitiges Papier an. Direkt Betroffene wie der Einrichtungsleiter der Frohen Zukunft waren indes noch nicht gänzlich klar worin die Unterschiede zur alten Vereinbarung liegen. Neben den Gesetzlichkeiten sei es wichtig auch den "Geist des Gesetztes" zu vermitteln, sagte Bufe, eine endgültige Meinung habe er sich noch nicht gebildet und würde sich mehr Zeit wünschen über die Maßnahmen als Werkzeug der sozialen Arbeit zu sprechen. Man beschloss die Vereinbarung heute lediglich in erster Lesung zu besprechen.

Hilfsangebote für Jugendliche

Das vom europäischen Sozialfonds seit dem 1. Januar 2015 geförderte Projekt "Jugend Stärken im Quartier" richtet sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 26 Jahren. Im Fokus steht dabei vor allem der Übergang zwischen Schule und Beruf. Mit verschiedenen Methoden wie mobiler und aufsuchender Beratung, niedrigschwelliger Hilfe im Sozialraum und längerfristiger Einzelberatung verfolgt der Verein Horizont das Ziel möglichst viele der Jugendlichen in eine Ausbildung oder einen Beruf zu bringen oder, in schwierigen Fällen, zu stabilisieren.

Zum Programm gehören auch sogenannte "Mikroprojekte", mit denen das Lebensumfeld der Jugendlichen durch sie selbst verbessert werden soll. So wurde zum Beispiel das Pumphäuschen in Bleicherode neu verziert und von den Jugendlichen mit dem eigenen Konterfei versehen. Zwischen 2015 und 2017 führte man 16 solcher Projekte durch, für das laufende Jahr sind bis zu acht weitere Projekte geplant.

Insgesamt hatten bis zum März 2018 insgesamt 299 Jugendliche aus Nordhausen, Ellrich, Sollstedt, Bleicherode und Heringen teilgenommen, bis zum Ende des Jahres sollen es 360 sein. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten 44 Teilnehmer eine Ausbildung aufnehmen, fünf besuchen regelmäßig eine Allgemeinbildende Schule, zehn Jugendliche konnten in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gebracht werden und 20 Teilnehmer wurden in andere, weiterführende Hilfsprogramme vermittelt.

Die Interessenbekundung für die zweite Förderphase von 2019 bis 2022 laufe bereits, Harztor soll dann in den Kreis der geförderten Gebiete aufgenommen werden, grundsätzlich könnten aber alle Jugendlichen aus dem Landkreis an dem Programm teilhaben.

Jugendparlament

Das Kinder- und Jugendparlament ist ebenfalls seit 2015 aktiv und umfasst derzeit 11 Mitglieder zwischen 10 und 18 Jahren. Es gebe inzwischen einen festen Kern der sich monatlich treffe, insgesamt stehen 35 plätze zur Verüfung, es sei also noch "Luft für Mitglieder aus dem ländlichen Raum", sagte Daniela Lutze. Aktuell diskutiere das Jugendparlament eine mögliche Beteiligung am Jugendhilfeausschuss und den Radweg bei Hesserode.

Kreis sucht Jugendschöffen

Für die nächste Amtsperiode bis 2022 sucht der Landkreis neue Jugendschöffen. Insgesamt kann der Kreis je 24 männliche und weibliche Bürgerinnen und Bürger auf die Vorschlagsliste setzen. Bis heute haben sich erst acht Männer und zwölf Frauen für die anspruchsvolle Aufgabe gemeldet, also auch hier: es gibt noch viel Luft nach oben.

Interessenten können sich unter 03631/911-531 im Landratsamt melden. Wer Schöffe werden will muss über 25 Jahre aber unter 70 Jahren alt sein, seinen oder ihren Hauptwohnsitz in Nordhausen haben, Erfahrungen in der Jugenderziehung mitbringen und weitere Vorraussetzungen erfüllen. Bewerber müssten ein hohes Maß an Unparteilichkeit mitbringen, sagte Nicole Weber, Leiterin des Jugendamtes, an den Amtsgerichten erwarte die Schöffen interessante Erfahrungen und die Möglichkeit direkt an Entscheidungen mitzuwirken,

Zu guter Letzt bat Ina Schmücking um Aufmerksamkeit. Am 30.05. wird man im Jugendclubhaus einen Fachtag zur Armutsprävention ausrichten, berichtete Frau Schmücking, dabei sollen die einzelnen Säulen der Armutsprävention vorgestellt werden. Man wolle einen Diskussionsprozess anregen und über Teilhabechancen, Gerechtigkeit und Partizipation als politische Herausforderung sprechen.
Angelo Glashagel
Autor: red

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