Sa, 12:14 Uhr
17.03.2018
BUND im Feuchtgebiet
Mahd im Moor
Ein Feuchtgebiet im von Trockenrasen und Trockenwäldern geprägten Naturschutzgebiet (NSG) Rüdigsdorfer Schweiz? Das ist, um im Neudeutsch zu bleiben, kein alternativer Fakt, sondern Tatsache. Seit 2013 bemühen sich Mitstreiter des BUND-Kreisverbandes Nordhausen um die Sicherung dieses Kleinods der Biodiversität...
Das Feuchtgebiet ist eines der vielen kleinen Wunder, die sich aus den Besonderheiten der Karsterscheinungen am Südharzer Zechsteinrand ergeben. Gespeist von einer Hangquelle mit einem Hangquellmoor, und aus dem Abfluss einer meist mit Wasser gefüllten Doline, hat sich in einer flachen Senke ein Versumpfungsmoor gebildet.
Dort staut sich das Grundwasser über weniger wasserdurchlässigem Untergrund und zieht so eine ansonsten im NSG nicht zu findende Vegetation und Flora nach sich. Zu deren Besonderheit trägt auch die Tatsache bei, dass das kleine Niedermoorgebiet seit längerem keiner intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung unterliegt bzw., als eine der letzten Splitterflächen im NSG, ausgekoppelt ist. Dadurch konnten sich heute nur noch selten zu findende, besonders nährstoffarme Verhältnisse erhalten. Diese wiederum bedingen die auffallend artenreiche und auch von einigen seltenen Arten geprägte Flora und Fauna wesentlich mit.
Früher wurden solche Moore nicht oder als Streuwiese genutzt, manche Moore sind natürlicherweise waldfrei. In den vergangenen rund 100 Jahren unterlagen sie verbreitet der Melioration bzw. intensivierter landwirtschaftlicher Nutzung, was zum Verlust unzähliger Vorkommen heute bedrohter Pflanzen- und Tierarten beitrug.
Der Schutz und die Erhaltung der wenigen verbliebenen Moore ist ein besonders wichtiges Anliegen des Natur- bzw. Artenschutzes und muss trotz eindeutiger Regelungen auf internationaler, nationaler und Länderebene immer wieder erkämpft werden. Moore sind zum Beispiel bedeutende Kohlenstoffsenken, sie haben eine den Klimawandel bremsende Funktion. Im Gebiet des Südharzer Zechsteinrandes mit seinem ganz überwiegend wasserdurchlässigen Untergrund, stellen sie eine absolute Besonderheit dar.
Bereits der 60. Einsatz von Mitgliedern und Freunden des BUND im Landkreis Nordhausen im vergangenen Herbst widmete sich der Mahd des Moores in der Rüdigsdorfer Schweiz. Damals ging es vor allem um die Bewirtschaftung der flacheren Bereiche.
Am vergangenen Sonnabend erfolgte unter den ersten Strahlen der Frühlingssonne ein weiterer. Dieser beruhte auf den Ergebnissen einer Begehung mit Amphibienexperten, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser e.V., über eine Optimierung des Amphibienschutzes und gleichermaßen des botanischen Artenschutzes in diesem sensiblen Gebiet. Insbesondere das Umfeld des Moores ist von Vorkommen besonders seltener und schutzbedürftiger Amphibienarten gekennzeichnet.
Beim zurückliegenden Einsatz ging es ganz in diesem Sinne um eine Optimierung des Mähgutmanagements und um die vereinbarte Ausweitung der Mahdfläche auf den Bereich des Hangquellmoores. Durch die Mahd (Erstpflege), sollen den bereits nachgewiesenen bedrohten Pflanzenarten Ausbreitungsmöglichkeiten sowie weiteren Arten Ansiedlungsmöglichkeiten geschaffen, aber auch die Lebensmöglichkeiten der Amphibien weiter verbessert werden. Moore sind zudem immer auch Refugien für zahlreiche Wirbellose, wie hochspezialisierte Insekten- und Schneckenarten. Auch ihnen kommt die kontinuierliche, extensive Mahd zugute.
Wichtig für den dauerhaften Erfolg ist die Fortsetzung der extensiven Mahd einmal jährlich und eine Erhaltung der gegenwärtigen Auskopplung, beides mit der Folge nährstoffarner Verhältnisse. In mehreren Publikationen wird auf die Bedeutung der Handmahd für die Erhaltung und Förderung des floristischen Artenreichtums hingewiesen.
Ein Verlust der Moorvegetation durch eine ungeeignete Bewirtschaftung würde im NSG sicher zum Verlust Dutzender weiterer Pflanzenarten führen, da viele ausschließlich dort vorkommen.
Die Mahd des Niedermoores wurde 2013 wieder aufgenommen und seither durch Mitglieder und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen praktiziert. Unter anderem konnte so der drohende Verlust der in Thüringen stark gefährdeten Orchidee und nationalen Verantwortungsart Breitblättriges Knabenkraut (Dachtylorhiza majalis) bisher verhindert werden.
Am 10.3., dem ersten milden und sonnigen Frühlingstag, beteiligten sich Tobias Strietzel und Wolfgang Scholz aus Nordhausen, Uwe Dumjahn aus Neustadt sowie Karl-Heinz Junker aus Sondershausen aktiv am Einsatz. Wir konnten viel mehr schaffen, als ursprünglich gedacht, was der tatkräftigen Mitwirkung aller zu verdanken ist. Ihnen sei herzlich gedankt. Denn ohne Ehrenamt ist das Tafelsilber unserer Naturschutzgebiete vielfach nicht mehr zu erhalten.
Bodo Schwarzberg
Autor: redDas Feuchtgebiet ist eines der vielen kleinen Wunder, die sich aus den Besonderheiten der Karsterscheinungen am Südharzer Zechsteinrand ergeben. Gespeist von einer Hangquelle mit einem Hangquellmoor, und aus dem Abfluss einer meist mit Wasser gefüllten Doline, hat sich in einer flachen Senke ein Versumpfungsmoor gebildet.
Dort staut sich das Grundwasser über weniger wasserdurchlässigem Untergrund und zieht so eine ansonsten im NSG nicht zu findende Vegetation und Flora nach sich. Zu deren Besonderheit trägt auch die Tatsache bei, dass das kleine Niedermoorgebiet seit längerem keiner intensiveren landwirtschaftlichen Nutzung unterliegt bzw., als eine der letzten Splitterflächen im NSG, ausgekoppelt ist. Dadurch konnten sich heute nur noch selten zu findende, besonders nährstoffarme Verhältnisse erhalten. Diese wiederum bedingen die auffallend artenreiche und auch von einigen seltenen Arten geprägte Flora und Fauna wesentlich mit.
Früher wurden solche Moore nicht oder als Streuwiese genutzt, manche Moore sind natürlicherweise waldfrei. In den vergangenen rund 100 Jahren unterlagen sie verbreitet der Melioration bzw. intensivierter landwirtschaftlicher Nutzung, was zum Verlust unzähliger Vorkommen heute bedrohter Pflanzen- und Tierarten beitrug.
Der Schutz und die Erhaltung der wenigen verbliebenen Moore ist ein besonders wichtiges Anliegen des Natur- bzw. Artenschutzes und muss trotz eindeutiger Regelungen auf internationaler, nationaler und Länderebene immer wieder erkämpft werden. Moore sind zum Beispiel bedeutende Kohlenstoffsenken, sie haben eine den Klimawandel bremsende Funktion. Im Gebiet des Südharzer Zechsteinrandes mit seinem ganz überwiegend wasserdurchlässigen Untergrund, stellen sie eine absolute Besonderheit dar.
Bereits der 60. Einsatz von Mitgliedern und Freunden des BUND im Landkreis Nordhausen im vergangenen Herbst widmete sich der Mahd des Moores in der Rüdigsdorfer Schweiz. Damals ging es vor allem um die Bewirtschaftung der flacheren Bereiche.
Am vergangenen Sonnabend erfolgte unter den ersten Strahlen der Frühlingssonne ein weiterer. Dieser beruhte auf den Ergebnissen einer Begehung mit Amphibienexperten, der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband Südharz-Kyffhäuser e.V., über eine Optimierung des Amphibienschutzes und gleichermaßen des botanischen Artenschutzes in diesem sensiblen Gebiet. Insbesondere das Umfeld des Moores ist von Vorkommen besonders seltener und schutzbedürftiger Amphibienarten gekennzeichnet.
Beim zurückliegenden Einsatz ging es ganz in diesem Sinne um eine Optimierung des Mähgutmanagements und um die vereinbarte Ausweitung der Mahdfläche auf den Bereich des Hangquellmoores. Durch die Mahd (Erstpflege), sollen den bereits nachgewiesenen bedrohten Pflanzenarten Ausbreitungsmöglichkeiten sowie weiteren Arten Ansiedlungsmöglichkeiten geschaffen, aber auch die Lebensmöglichkeiten der Amphibien weiter verbessert werden. Moore sind zudem immer auch Refugien für zahlreiche Wirbellose, wie hochspezialisierte Insekten- und Schneckenarten. Auch ihnen kommt die kontinuierliche, extensive Mahd zugute.
Wichtig für den dauerhaften Erfolg ist die Fortsetzung der extensiven Mahd einmal jährlich und eine Erhaltung der gegenwärtigen Auskopplung, beides mit der Folge nährstoffarner Verhältnisse. In mehreren Publikationen wird auf die Bedeutung der Handmahd für die Erhaltung und Förderung des floristischen Artenreichtums hingewiesen.
Ein Verlust der Moorvegetation durch eine ungeeignete Bewirtschaftung würde im NSG sicher zum Verlust Dutzender weiterer Pflanzenarten führen, da viele ausschließlich dort vorkommen.
Die Mahd des Niedermoores wurde 2013 wieder aufgenommen und seither durch Mitglieder und Freunde des BUND-Kreisverbandes Nordhausen praktiziert. Unter anderem konnte so der drohende Verlust der in Thüringen stark gefährdeten Orchidee und nationalen Verantwortungsart Breitblättriges Knabenkraut (Dachtylorhiza majalis) bisher verhindert werden.
Am 10.3., dem ersten milden und sonnigen Frühlingstag, beteiligten sich Tobias Strietzel und Wolfgang Scholz aus Nordhausen, Uwe Dumjahn aus Neustadt sowie Karl-Heinz Junker aus Sondershausen aktiv am Einsatz. Wir konnten viel mehr schaffen, als ursprünglich gedacht, was der tatkräftigen Mitwirkung aller zu verdanken ist. Ihnen sei herzlich gedankt. Denn ohne Ehrenamt ist das Tafelsilber unserer Naturschutzgebiete vielfach nicht mehr zu erhalten.
Bodo Schwarzberg
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